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Reil, Johann Christian: Rhapsodieen über die Anwendung der psychischen Curmethode auf Geisteszerrüttungen. Halle, 1803.

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sition bedürfe und auf eignen Instrumenten ausge-
führt werden müsse. Noch muss ich zum Be-
schluss ein Paar Beispiele ihrer Wirksamkeit
wider Geisteszerrüttungen, aus dem Tissot *)
anführen. Ein berühmter Tonkünstler und Com-
ponist verfiel in ein hitziges Fieber, zu welchem
sich am siebenten Tage ein heftiges und anhalten-
des Irrereden mit Weinen, Schreien, plötzlichem
und schreckhaften Auffahren und einer anhalten-
den Schlaflosigkeit hinzugesellte. Nach zwey
Tagen äusserte er ein Verlangen, nach einem
kleinen Concert in seinem Zimmer. Kaum hatte
er die ersten Accorde gehört, so bekam er schon
ein fröhliches Ansehn, und die Zuckungen ver-
schwanden. Das Heilmittel wurde wiederholt
und allemal flohen Fieber und Irrereden solang,
als das Concert dauerte. In einer Nacht musste
er sich mit einem Gassenlied seiner Wärterin be-
helfen, von welchem er auch eine gute Wirkung
verspürte. Nach zehen Tagen war er durch die
Musik völlig geheilt. Das andere Beispiel betrifft
einen Tanzmeister zu Alais, der nach vorherge-
gangener Erhitzung in ein Fieber verfiel. Am
vierten Tage entstand eine anhaltende Schlafsucht
und darauf folgte ein wüthendes und stummes
Irrereden, bey dem der Kranke unaufhörlich
aus dem Bette zu springen suchte. Einer seiner
Freunde nahm die Violine und spielte ihm einige

Stücke
*) l. c. 4. Theil. 733 S.

ſition bedürfe und auf eignen Inſtrumenten ausge-
führt werden müſſe. Noch muſs ich zum Be-
ſchluſs ein Paar Beiſpiele ihrer Wirkſamkeit
wider Geiſteszerrüttungen, aus dem Tiſſot *)
anführen. Ein berühmter Tonkünſtler und Com-
poniſt verfiel in ein hitziges Fieber, zu welchem
ſich am ſiebenten Tage ein heftiges und anhalten-
des Irrereden mit Weinen, Schreien, plötzlichem
und ſchreckhaften Auffahren und einer anhalten-
den Schlafloſigkeit hinzugeſellte. Nach zwey
Tagen äuſserte er ein Verlangen, nach einem
kleinen Concert in ſeinem Zimmer. Kaum hatte
er die erſten Accorde gehört, ſo bekam er ſchon
ein fröhliches Anſehn, und die Zuckungen ver-
ſchwanden. Das Heilmittel wurde wiederholt
und allemal flohen Fieber und Irrereden ſolang,
als das Concert dauerte. In einer Nacht muſste
er ſich mit einem Gaſſenlied ſeiner Wärterin be-
helfen, von welchem er auch eine gute Wirkung
verſpürte. Nach zehen Tagen war er durch die
Muſik völlig geheilt. Das andere Beiſpiel betrifft
einen Tanzmeiſter zu Alais, der nach vorherge-
gangener Erhitzung in ein Fieber verfiel. Am
vierten Tage entſtand eine anhaltende Schlafſucht
und darauf folgte ein wüthendes und ſtummes
Irrereden, bey dem der Kranke unaufhörlich
aus dem Bette zu ſpringen ſuchte. Einer ſeiner
Freunde nahm die Violine und ſpielte ihm einige

Stücke
*) l. c. 4. Theil. 733 S.
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[208/0213] ſition bedürfe und auf eignen Inſtrumenten ausge- führt werden müſſe. Noch muſs ich zum Be- ſchluſs ein Paar Beiſpiele ihrer Wirkſamkeit wider Geiſteszerrüttungen, aus dem Tiſſot *) anführen. Ein berühmter Tonkünſtler und Com- poniſt verfiel in ein hitziges Fieber, zu welchem ſich am ſiebenten Tage ein heftiges und anhalten- des Irrereden mit Weinen, Schreien, plötzlichem und ſchreckhaften Auffahren und einer anhalten- den Schlafloſigkeit hinzugeſellte. Nach zwey Tagen äuſserte er ein Verlangen, nach einem kleinen Concert in ſeinem Zimmer. Kaum hatte er die erſten Accorde gehört, ſo bekam er ſchon ein fröhliches Anſehn, und die Zuckungen ver- ſchwanden. Das Heilmittel wurde wiederholt und allemal flohen Fieber und Irrereden ſolang, als das Concert dauerte. In einer Nacht muſste er ſich mit einem Gaſſenlied ſeiner Wärterin be- helfen, von welchem er auch eine gute Wirkung verſpürte. Nach zehen Tagen war er durch die Muſik völlig geheilt. Das andere Beiſpiel betrifft einen Tanzmeiſter zu Alais, der nach vorherge- gangener Erhitzung in ein Fieber verfiel. Am vierten Tage entſtand eine anhaltende Schlafſucht und darauf folgte ein wüthendes und ſtummes Irrereden, bey dem der Kranke unaufhörlich aus dem Bette zu ſpringen ſuchte. Einer ſeiner Freunde nahm die Violine und ſpielte ihm einige Stücke *) l. c. 4. Theil. 733 S.

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Zitationshilfe: Reil, Johann Christian: Rhapsodieen über die Anwendung der psychischen Curmethode auf Geisteszerrüttungen. Halle, 1803, S. 208. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/reil_curmethode_1803/213>, abgerufen am 25.11.2024.