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Reil, Johann Christian: Rhapsodieen über die Anwendung der psychischen Curmethode auf Geisteszerrüttungen. Halle, 1803.

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zu ihnen herabsinken kann, wenn sein Körper
durch Krankheiten merklich verletzt wird. Eben
deswegen kann dieser Zustand auch schwerlich
anders, als durch Entfernung der Krankheiten
getilgt werden, durch welche er entstanden ist.
Das sinnliche Begehrungsvermögen
wirkt nach dem Zwecke der erkannten Lust oder
Unlust; der Wille nach Vernunft-Maximen,
die das Nützliche zu wollen, das Schädliche zu
meiden gebieten, wenn es gleich nicht unmittel-
bar mit angenehmen oder unangenehmen Gefühlen
verknüpft ist. Der Wille ist in sofern frey, als
ihn diese Maximen nicht nothwendig zum Han-
deln bestimmen.

Nachdem ich die Wirkungsart der psychi-
schen Mittel gezeigt habe, gehe ich zu den Me-
thoden ihres Gebrauchs
fort. Diese sind
doppelter Art. Die Seele wirkt, wie der
Körper, gezwungen durch Erregungsmittel, die
ich Reize nenne, sofern alle Erregungsmittel,
im medicinischen Sinn, unter diesem Namen be-
griffen sind. Diese Reize sind, in Rücksicht ihres
Zugangs zur Seele, entweder Einflüsse aufs
Gemeingefühl
, oder Einflüsse auf die
Sinnorgane
, oder schon vorhandene
Hirnthätigkeiten
. In Rücksicht ihres Ver-
hältnisses zu ihrem Zweck sind sie entweder
normal, oder abnorm, oder Heilmittel.
Das erste, wenn sie die Seele ihrer Naturbestim-
mung gemäss erregen, das zweite, wenn sie die-

zu ihnen herabſinken kann, wenn ſein Körper
durch Krankheiten merklich verletzt wird. Eben
deswegen kann dieſer Zuſtand auch ſchwerlich
anders, als durch Entfernung der Krankheiten
getilgt werden, durch welche er entſtanden iſt.
Das ſinnliche Begehrungsvermögen
wirkt nach dem Zwecke der erkannten Luſt oder
Unluſt; der Wille nach Vernunft-Maximen,
die das Nützliche zu wollen, das Schädliche zu
meiden gebieten, wenn es gleich nicht unmittel-
bar mit angenehmen oder unangenehmen Gefühlen
verknüpft iſt. Der Wille iſt in ſofern frey, als
ihn dieſe Maximen nicht nothwendig zum Han-
deln beſtimmen.

Nachdem ich die Wirkungsart der pſychi-
ſchen Mittel gezeigt habe, gehe ich zu den Me-
thoden ihres Gebrauchs
fort. Dieſe ſind
doppelter Art. Die Seele wirkt, wie der
Körper, gezwungen durch Erregungsmittel, die
ich Reize nenne, ſofern alle Erregungsmittel,
im mediciniſchen Sinn, unter dieſem Namen be-
griffen ſind. Dieſe Reize ſind, in Rückſicht ihres
Zugangs zur Seele, entweder Einflüſſe aufs
Gemeingefühl
, oder Einflüſſe auf die
Sinnorgane
, oder ſchon vorhandene
Hirnthätigkeiten
. In Rückſicht ihres Ver-
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Das erſte, wenn ſie die Seele ihrer Naturbeſtim-
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[167/0172] zu ihnen herabſinken kann, wenn ſein Körper durch Krankheiten merklich verletzt wird. Eben deswegen kann dieſer Zuſtand auch ſchwerlich anders, als durch Entfernung der Krankheiten getilgt werden, durch welche er entſtanden iſt. Das ſinnliche Begehrungsvermögen wirkt nach dem Zwecke der erkannten Luſt oder Unluſt; der Wille nach Vernunft-Maximen, die das Nützliche zu wollen, das Schädliche zu meiden gebieten, wenn es gleich nicht unmittel- bar mit angenehmen oder unangenehmen Gefühlen verknüpft iſt. Der Wille iſt in ſofern frey, als ihn dieſe Maximen nicht nothwendig zum Han- deln beſtimmen. Nachdem ich die Wirkungsart der pſychi- ſchen Mittel gezeigt habe, gehe ich zu den Me- thoden ihres Gebrauchs fort. Dieſe ſind doppelter Art. Die Seele wirkt, wie der Körper, gezwungen durch Erregungsmittel, die ich Reize nenne, ſofern alle Erregungsmittel, im mediciniſchen Sinn, unter dieſem Namen be- griffen ſind. Dieſe Reize ſind, in Rückſicht ihres Zugangs zur Seele, entweder Einflüſſe aufs Gemeingefühl, oder Einflüſſe auf die Sinnorgane, oder ſchon vorhandene Hirnthätigkeiten. In Rückſicht ihres Ver- hältniſſes zu ihrem Zweck ſind ſie entweder normal, oder abnorm, oder Heilmittel. Das erſte, wenn ſie die Seele ihrer Naturbeſtim- mung gemäſs erregen, das zweite, wenn ſie die-

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Zitationshilfe: Reil, Johann Christian: Rhapsodieen über die Anwendung der psychischen Curmethode auf Geisteszerrüttungen. Halle, 1803, S. 167. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/reil_curmethode_1803/172>, abgerufen am 24.11.2024.