dicht und zu trocken, alle Fasern gespannt, die Geschlechtstheile sehr reizbar und die Galle ist bitter. In diesem Zustande haben die Menschen rasche und starke; in jenem träge und kraftlose Sensationen. Hier sind sie zur Narrheit und zum Blödsinn; dort zum fixen Wahn und zur Tob- sucht geneigt *). Allein schwerlich möchte es uns gelingen, diese Anomalieen in der beharrli- chen Materie mit einem compendiösen Griff durch ein französches petit lait oder durch ein Brown'- sches Cordiale aus Opium und Brantwein zu he- ben. Zuverlässig müssen wir hier durch die Ve- getation wirken; diese dadurch leiten, dass wir sie mit allen Aussenverhältnissen des Individuums in das zweckmässigste Gleichgewicht stellen. Wir müssen auf die Lungen und Verdauungsorgane, auf die Ausgabe und Einnahme in der Organi- fation aufmerksam seyn, das Regime in Anse- hung der Luft, der Nahrung, der Bewegung und des Schlafs richtig bestimmen und durch Bäder, Salbungen, Reibungen u. s. w. wirken. Endlich ist die Organisation abhängig von der Vegetation, und ihre Fehler sind unheilbar, wenn sie durch dieselben nicht gehoben werden können.
Indess muss selbst in solchen Fällen, wo die arzneiliche Curmethode erstes Bedürfniss ist, die psychicshe, wenigstens das physischeRegime, ihr zur
*)Cabanis rapports du physique et du moral de l' Homme, a Paris 1802, Vol. I. 398 S.
dicht und zu trocken, alle Faſern geſpannt, die Geſchlechtstheile ſehr reizbar und die Galle iſt bitter. In dieſem Zuſtande haben die Menſchen raſche und ſtarke; in jenem träge und kraftloſe Senſationen. Hier ſind ſie zur Narrheit und zum Blödſinn; dort zum fixen Wahn und zur Tob- ſucht geneigt *). Allein ſchwerlich möchte es uns gelingen, dieſe Anomalieen in der beharrli- chen Materie mit einem compendiöſen Griff durch ein franzöſches petit lait oder durch ein Brown’- ſches Cordiale aus Opium und Brantwein zu he- ben. Zuverläſſig müſſen wir hier durch die Ve- getation wirken; dieſe dadurch leiten, daſs wir ſie mit allen Auſsenverhältniſſen des Individuums in das zweckmäſsigſte Gleichgewicht ſtellen. Wir müſſen auf die Lungen und Verdauungsorgane, auf die Ausgabe und Einnahme in der Organi- fation aufmerkſam ſeyn, das Regime in Anſe- hung der Luft, der Nahrung, der Bewegung und des Schlafs richtig beſtimmen und durch Bäder, Salbungen, Reibungen u. ſ. w. wirken. Endlich iſt die Organiſation abhängig von der Vegetation, und ihre Fehler ſind unheilbar, wenn ſie durch dieſelben nicht gehoben werden können.
Indeſs muſs ſelbſt in ſolchen Fällen, wo die arzneiliche Curmethode erſtes Bedürfniſs iſt, die pſychicſhe, wenigſtens das phyſiſcheRegime, ihr zur
*)Cabanis rapports du phyſique et du moral de l’ Homme, à Paris 1802, Vol. I. 398 S.
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dicht und zu trocken, alle Faſern geſpannt, die
Geſchlechtstheile ſehr reizbar und die Galle iſt
bitter. In dieſem Zuſtande haben die Menſchen
raſche und ſtarke; in jenem träge und kraftloſe
Senſationen. Hier ſind ſie zur Narrheit und zum
Blödſinn; dort zum fixen Wahn und zur Tob-
ſucht geneigt *). Allein ſchwerlich möchte es
uns gelingen, dieſe Anomalieen in der beharrli-
chen Materie mit einem compendiöſen Griff durch
ein franzöſches petit lait oder durch ein Brown’-
ſches Cordiale aus Opium und Brantwein zu he-
ben. Zuverläſſig müſſen wir hier durch die Ve-
getation wirken; dieſe dadurch leiten, daſs wir
ſie mit allen Auſsenverhältniſſen des Individuums
in das zweckmäſsigſte Gleichgewicht ſtellen. Wir
müſſen auf die Lungen und Verdauungsorgane,
auf die Ausgabe und Einnahme in der Organi-
fation aufmerkſam ſeyn, das Regime in Anſe-
hung der Luft, der Nahrung, der Bewegung und
des Schlafs richtig beſtimmen und durch Bäder,
Salbungen, Reibungen u. ſ. w. wirken. Endlich
iſt die Organiſation abhängig von der Vegetation,
und ihre Fehler ſind unheilbar, wenn ſie durch
dieſelben nicht gehoben werden können.
Indeſs muſs ſelbſt in ſolchen Fällen, wo die
arzneiliche Curmethode erſtes Bedürfniſs iſt, die
pſychicſhe, wenigſtens das phyſiſcheRegime, ihr zur
*) Cabanis rapports du phyſique et du moral
de l’ Homme, à Paris 1802, Vol. I. 398 S.
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Reil, Johann Christian: Rhapsodieen über die Anwendung der psychischen Curmethode auf Geisteszerrüttungen. Halle, 1803, S. 142. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/reil_curmethode_1803/147>, abgerufen am 23.11.2024.
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