Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Reichardt, Christian: Land- und Garten-Schatzes. Bd. 6. 2. Aufl. Erfurt, 1765.

Bild:
<< vorherige Seite
nächste Seite >>

Zweytes Cap. Von Erziehung
mit einen leinen Faden, jedoch nicht zu feste, da-
mit die inwendige Blätter in ihrer Ordnung her-
aus wachsen, und zu ihrer Blüte kommen können.

Siehet man, daß die Blumen-Knöpfe sehr
dicke und kurz sind, so wird dieses vorher besagte
Ritzen nicht viel helfen, weßhalber man, wenn an
einigen die Blätter oben aus der Hülse heraus
wachsen, und ihre Farbe zeigen, die Hülse über die
Helfte mit einer kleinen spitzigen Scheere rings her-
um abschneiden muß.

Alle Tage, so lange die Nelken in ihrem Flor
stehen, muß nach den Knöpfen gesehen, und ihnen
geholfen werden.

Ob man nun gleich sich mit dem Auflüften
und Hinwegschneiden große Mühe giebt, so wach-
sen dennoch viele Blumen unordentlich, daß die
Blätter umher flattern. Eben um deswillen be-
mühen sich die Liebhaber ihnen hierinnen zu Hül-
fe zu kommen.

Einige nehmen auch abgetrocknete, und eines
Strohhalmes breit mit einer Scheere geschnittene
Rinder- oder Kälber-Blase, befeuchten solche mit
Wasser, und umwinden die Hülsen damit, welche,
wenn sie trocken wird, über einander kleben blei-
bet, und kein übles Ansehen verursachet; ja, wer
nicht genau darauf Achtung hat, wird dieses nicht
einmal gewahr.

Andere hingegen nehmen die Schale von den
ausgeläuferten großen Garten-Bohnen, Faba
flore candido, lituris nigris conspicuo, und le-
gen sie um die Hülsen.

Noch

Zweytes Cap. Von Erziehung
mit einen leinen Faden, jedoch nicht zu feſte, da-
mit die inwendige Blaͤtter in ihrer Ordnung her-
aus wachſen, und zu ihrer Bluͤte kommen koͤnnen.

Siehet man, daß die Blumen-Knoͤpfe ſehr
dicke und kurz ſind, ſo wird dieſes vorher beſagte
Ritzen nicht viel helfen, weßhalber man, wenn an
einigen die Blaͤtter oben aus der Huͤlſe heraus
wachſen, und ihre Farbe zeigen, die Huͤlſe uͤber die
Helfte mit einer kleinen ſpitzigen Scheere rings her-
um abſchneiden muß.

Alle Tage, ſo lange die Nelken in ihrem Flor
ſtehen, muß nach den Knoͤpfen geſehen, und ihnen
geholfen werden.

Ob man nun gleich ſich mit dem Aufluͤften
und Hinwegſchneiden große Muͤhe giebt, ſo wach-
ſen dennoch viele Blumen unordentlich, daß die
Blaͤtter umher flattern. Eben um deswillen be-
muͤhen ſich die Liebhaber ihnen hierinnen zu Huͤl-
fe zu kommen.

Einige nehmen auch abgetrocknete, und eines
Strohhalmes breit mit einer Scheere geſchnittene
Rinder- oder Kaͤlber-Blaſe, befeuchten ſolche mit
Waſſer, und umwinden die Huͤlſen damit, welche,
wenn ſie trocken wird, uͤber einander kleben blei-
bet, und kein uͤbles Anſehen verurſachet; ja, wer
nicht genau darauf Achtung hat, wird dieſes nicht
einmal gewahr.

Andere hingegen nehmen die Schale von den
ausgelaͤuferten großen Garten-Bohnen, Faba
flore candido, lituris nigris conſpicuo, und le-
gen ſie um die Huͤlſen.

Noch
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0080" n="66"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Zweytes Cap. Von Erziehung</hi></fw><lb/>
mit einen leinen Faden, jedoch nicht zu fe&#x017F;te, da-<lb/>
mit die inwendige Bla&#x0364;tter in ihrer Ordnung her-<lb/>
aus wach&#x017F;en, und zu ihrer Blu&#x0364;te kommen ko&#x0364;nnen.</p><lb/>
          <p>Siehet man, daß die Blumen-Kno&#x0364;pfe &#x017F;ehr<lb/>
dicke und kurz &#x017F;ind, &#x017F;o wird die&#x017F;es vorher be&#x017F;agte<lb/>
Ritzen nicht viel helfen, weßhalber man, wenn an<lb/>
einigen die Bla&#x0364;tter oben aus der Hu&#x0364;l&#x017F;e heraus<lb/>
wach&#x017F;en, und ihre Farbe zeigen, die Hu&#x0364;l&#x017F;e u&#x0364;ber die<lb/>
Helfte mit einer kleinen &#x017F;pitzigen Scheere rings her-<lb/>
um ab&#x017F;chneiden muß.</p><lb/>
          <p>Alle Tage, &#x017F;o lange die Nelken in ihrem Flor<lb/>
&#x017F;tehen, muß nach den Kno&#x0364;pfen ge&#x017F;ehen, und ihnen<lb/>
geholfen werden.</p><lb/>
          <p>Ob man nun gleich &#x017F;ich mit dem Auflu&#x0364;ften<lb/>
und Hinweg&#x017F;chneiden große Mu&#x0364;he giebt, &#x017F;o wach-<lb/>
&#x017F;en dennoch viele Blumen unordentlich, daß die<lb/>
Bla&#x0364;tter umher flattern. Eben um deswillen be-<lb/>
mu&#x0364;hen &#x017F;ich die Liebhaber ihnen hierinnen zu Hu&#x0364;l-<lb/>
fe zu kommen.</p><lb/>
          <p>Einige nehmen auch abgetrocknete, und eines<lb/>
Strohhalmes breit mit einer Scheere ge&#x017F;chnittene<lb/>
Rinder- oder Ka&#x0364;lber-Bla&#x017F;e, befeuchten &#x017F;olche mit<lb/>
Wa&#x017F;&#x017F;er, und umwinden die Hu&#x0364;l&#x017F;en damit, welche,<lb/>
wenn &#x017F;ie trocken wird, u&#x0364;ber einander kleben blei-<lb/>
bet, und kein u&#x0364;bles An&#x017F;ehen verur&#x017F;achet; ja, wer<lb/>
nicht genau darauf Achtung hat, wird die&#x017F;es nicht<lb/>
einmal gewahr.</p><lb/>
          <p>Andere hingegen nehmen die Schale von den<lb/>
ausgela&#x0364;uferten großen Garten-Bohnen, <hi rendition="#aq">Faba<lb/>
flore candido, lituris nigris con&#x017F;picuo,</hi> und le-<lb/>
gen &#x017F;ie um die Hu&#x0364;l&#x017F;en.</p><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch">Noch</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[66/0080] Zweytes Cap. Von Erziehung mit einen leinen Faden, jedoch nicht zu feſte, da- mit die inwendige Blaͤtter in ihrer Ordnung her- aus wachſen, und zu ihrer Bluͤte kommen koͤnnen. Siehet man, daß die Blumen-Knoͤpfe ſehr dicke und kurz ſind, ſo wird dieſes vorher beſagte Ritzen nicht viel helfen, weßhalber man, wenn an einigen die Blaͤtter oben aus der Huͤlſe heraus wachſen, und ihre Farbe zeigen, die Huͤlſe uͤber die Helfte mit einer kleinen ſpitzigen Scheere rings her- um abſchneiden muß. Alle Tage, ſo lange die Nelken in ihrem Flor ſtehen, muß nach den Knoͤpfen geſehen, und ihnen geholfen werden. Ob man nun gleich ſich mit dem Aufluͤften und Hinwegſchneiden große Muͤhe giebt, ſo wach- ſen dennoch viele Blumen unordentlich, daß die Blaͤtter umher flattern. Eben um deswillen be- muͤhen ſich die Liebhaber ihnen hierinnen zu Huͤl- fe zu kommen. Einige nehmen auch abgetrocknete, und eines Strohhalmes breit mit einer Scheere geſchnittene Rinder- oder Kaͤlber-Blaſe, befeuchten ſolche mit Waſſer, und umwinden die Huͤlſen damit, welche, wenn ſie trocken wird, uͤber einander kleben blei- bet, und kein uͤbles Anſehen verurſachet; ja, wer nicht genau darauf Achtung hat, wird dieſes nicht einmal gewahr. Andere hingegen nehmen die Schale von den ausgelaͤuferten großen Garten-Bohnen, Faba flore candido, lituris nigris conſpicuo, und le- gen ſie um die Huͤlſen. Noch

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Die erste Ausgabe dieses Werkes erschien 1755. Zu… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz06_1755
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz06_1755/80
Zitationshilfe: Reichardt, Christian: Land- und Garten-Schatzes. Bd. 6. 2. Aufl. Erfurt, 1765, S. 66. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz06_1755/80>, abgerufen am 03.05.2024.