sich aber hierauf recht verstehen lerne, so wil ich erstlich zeigen, welche Erde denenselben schädlich sey, alsdenn wil ich auch angeben, was sie eigent- lich vor Erde verlangen.
Dreyerley Erde ist es hauptsächlich welche die Nelken nicht vertragen können.
Vors erste ist ihnen schädlich eine alzufette von Rinder-Mist gemischete Erde. Die Ursache ist, weil in dem Rinder-Miste noch alzu viele Schärfe verborgen ist, und weil er sich mit der vermischten Erde durch das Begiesen oder vielen Regen so feste auf einander setzet, daß die Gras- Blumen-Stöcke mit ihren subtilen Würzelchen nicht genugsam hindurch bohren, und in den Scher- ben sich ausbreiten können. Ueber dieses hält der Rinder-Mist die Feuchtigkeit zu sehr, welches ebenermaßen den Nelken-Stöcken schädlich ist. Doch dürfte dieser Mist noch mit unter die Nelken- Erde zu brauchen seyn, wenn er vier bis sünf Jahr in freyer Luft und Sonne gelegen hätte, und alle Jahr ein paarmal wäre umgestochen worden, denn dadurch würde ihm binnen der Zeit die über- flüßige Schärfe entgangen seyn.
Vors andere ist undienlich eine alzuleichte Erde, worunter nemlich zu vieler Pferde-Mist und Weiden-Erde gemischet worden.
Denn nimt man zu vielen durchgesiebten Pfer- de-Mist, und Weiden-Erde, welches ich bey eini- gen angemerket, so laufet das Wasser bey dem Be- gießen alsobald hindurch, daß die Nelken-Fechser nicht genugsame Feuchtigkeit zu ihrer Nahrung
über-
Zweytes Cap. Von Erziehung
ſich aber hierauf recht verſtehen lerne, ſo wil ich erſtlich zeigen, welche Erde denenſelben ſchaͤdlich ſey, alsdenn wil ich auch angeben, was ſie eigent- lich vor Erde verlangen.
Dreyerley Erde iſt es hauptſaͤchlich welche die Nelken nicht vertragen koͤnnen.
Vors erſte iſt ihnen ſchaͤdlich eine alzufette von Rinder-Miſt gemiſchete Erde. Die Urſache iſt, weil in dem Rinder-Miſte noch alzu viele Schaͤrfe verborgen iſt, und weil er ſich mit der vermiſchten Erde durch das Begieſen oder vielen Regen ſo feſte auf einander ſetzet, daß die Gras- Blumen-Stoͤcke mit ihren ſubtilen Wuͤrzelchen nicht genugſam hindurch bohren, und in den Scher- ben ſich ausbreiten koͤnnen. Ueber dieſes haͤlt der Rinder-Miſt die Feuchtigkeit zu ſehr, welches ebenermaßen den Nelken-Stoͤcken ſchaͤdlich iſt. Doch duͤrfte dieſer Miſt noch mit unter die Nelken- Erde zu brauchen ſeyn, wenn er vier bis ſuͤnf Jahr in freyer Luft und Sonne gelegen haͤtte, und alle Jahr ein paarmal waͤre umgeſtochen worden, denn dadurch wuͤrde ihm binnen der Zeit die uͤber- fluͤßige Schaͤrfe entgangen ſeyn.
Vors andere iſt undienlich eine alzuleichte Erde, worunter nemlich zu vieler Pferde-Miſt und Weiden-Erde gemiſchet worden.
Denn nimt man zu vielen durchgeſiebten Pfer- de-Miſt, und Weiden-Erde, welches ich bey eini- gen angemerket, ſo laufet das Waſſer bey dem Be- gießen alſobald hindurch, daß die Nelken-Fechſer nicht genugſame Feuchtigkeit zu ihrer Nahrung
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Zweytes Cap. Von Erziehung
ſich aber hierauf recht verſtehen lerne, ſo wil ich
erſtlich zeigen, welche Erde denenſelben ſchaͤdlich
ſey, alsdenn wil ich auch angeben, was ſie eigent-
lich vor Erde verlangen.
Dreyerley Erde iſt es hauptſaͤchlich welche die
Nelken nicht vertragen koͤnnen.
Vors erſte iſt ihnen ſchaͤdlich eine alzufette
von Rinder-Miſt gemiſchete Erde. Die Urſache
iſt, weil in dem Rinder-Miſte noch alzu viele
Schaͤrfe verborgen iſt, und weil er ſich mit der
vermiſchten Erde durch das Begieſen oder vielen
Regen ſo feſte auf einander ſetzet, daß die Gras-
Blumen-Stoͤcke mit ihren ſubtilen Wuͤrzelchen
nicht genugſam hindurch bohren, und in den Scher-
ben ſich ausbreiten koͤnnen. Ueber dieſes haͤlt
der Rinder-Miſt die Feuchtigkeit zu ſehr, welches
ebenermaßen den Nelken-Stoͤcken ſchaͤdlich iſt.
Doch duͤrfte dieſer Miſt noch mit unter die Nelken-
Erde zu brauchen ſeyn, wenn er vier bis ſuͤnf
Jahr in freyer Luft und Sonne gelegen haͤtte, und
alle Jahr ein paarmal waͤre umgeſtochen worden,
denn dadurch wuͤrde ihm binnen der Zeit die uͤber-
fluͤßige Schaͤrfe entgangen ſeyn.
Vors andere iſt undienlich eine alzuleichte
Erde, worunter nemlich zu vieler Pferde-Miſt
und Weiden-Erde gemiſchet worden.
Denn nimt man zu vielen durchgeſiebten Pfer-
de-Miſt, und Weiden-Erde, welches ich bey eini-
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Reichardt, Christian: Land- und Garten-Schatzes. Bd. 6. 2. Aufl. Erfurt, 1765, S. 46. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz06_1755/60>, abgerufen am 16.02.2025.
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