Reichardt, Christian: Land- und Garten-Schatzes. Bd. 6. 2. Aufl. Erfurt, 1765.Sein Gewand gleicht härnen Decken, Auch die vielen Balsaminen Haben mir recht schön geschienen, Ja mich reitzt noch ihre Pracht Zum Preiß des, der sie gemacht. Wie soll ich sie alle nennen! Welch ein Prangen! welchen Schatz Kan auch hier mein Aug erkennen Auf dem schön beblümten Platz! Geh ich endlich durch die Gänge, So fällt mir die grosse Menge Schönster Nelken ins Gesicht, Die man zierlich aufgericht. Jst man dieser Pracht gewogen, So wird gleichsam mit Gewalt Aug und Herz darauf gezogen Durch die Schönheit und Gestalt. Viele sind wie Rosenblüthe, Manche durch des Schöpfers Güte Von Natur sehr schdn schattirt, Andre Silberweiß geziert, Die gesirichelt, die gesprenget, Viele schwarz und viele bleich, Ja so wunderbar gemenget, Daß sehr wenige sich gleich. Unausdrücklich ist die Freude, So die holde Augenweide Den in seine Seele drückt, Der sie GOtt zum Ruhm erblickt. Um
Sein Gewand gleicht haͤrnen Decken, Auch die vielen Balſaminen Haben mir recht ſchoͤn geſchienen, Ja mich reitzt noch ihre Pracht Zum Preiß des, der ſie gemacht. Wie ſoll ich ſie alle nennen! Welch ein Prangen! welchen Schatz Kan auch hier mein Aug erkennen Auf dem ſchoͤn bebluͤmten Platz! Geh ich endlich durch die Gaͤnge, So faͤllt mir die groſſe Menge Schoͤnſter Nelken ins Geſicht, Die man zierlich aufgericht. Jſt man dieſer Pracht gewogen, So wird gleichſam mit Gewalt Aug und Herz darauf gezogen Durch die Schoͤnheit und Geſtalt. Viele ſind wie Roſenbluͤthe, Manche durch des Schoͤpfers Guͤte Von Natur ſehr ſchdn ſchattirt, Andre Silberweiß geziert, Die geſirichelt, die geſprenget, Viele ſchwarz und viele bleich, Ja ſo wunderbar gemenget, Daß ſehr wenige ſich gleich. Unausdruͤcklich iſt die Freude, So die holde Augenweide Den in ſeine Seele druͤckt, Der ſie GOtt zum Ruhm erblickt. Um
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <lg type="poem"> <lg n="23"> <pb facs="#f0281" n="[267]"/> <l>Sein Gewand gleicht haͤrnen Decken,</l><lb/> <l>Und iſt gegen dieſe Pracht,</l><lb/> <l>Schlecht gefaͤrbt, ja voller Flecken</l><lb/> <l>Grob und ungleich rauch gemacht.</l> </lg><lb/> <lg n="24"> <l>Auch die vielen Balſaminen</l><lb/> <l>Haben mir recht ſchoͤn geſchienen,</l><lb/> <l>Ja mich reitzt noch ihre Pracht</l><lb/> <l>Zum Preiß des, der ſie gemacht.</l><lb/> <l>Wie ſoll ich ſie alle nennen!</l><lb/> <l>Welch ein Prangen! welchen Schatz</l><lb/> <l>Kan auch hier mein Aug erkennen</l><lb/> <l>Auf dem ſchoͤn bebluͤmten Platz!</l> </lg><lb/> <lg n="25"> <l>Geh ich endlich durch die Gaͤnge,</l><lb/> <l>So faͤllt mir die groſſe Menge</l><lb/> <l>Schoͤnſter Nelken ins Geſicht,</l><lb/> <l>Die man zierlich aufgericht.</l><lb/> <l>Jſt man dieſer Pracht gewogen,</l><lb/> <l>So wird gleichſam mit Gewalt</l><lb/> <l>Aug und Herz darauf gezogen</l><lb/> <l>Durch die Schoͤnheit und Geſtalt.</l> </lg><lb/> <lg n="26"> <l>Viele ſind wie Roſenbluͤthe,</l><lb/> <l>Manche durch des Schoͤpfers Guͤte</l><lb/> <l>Von Natur ſehr ſchdn ſchattirt,</l><lb/> <l>Andre Silberweiß geziert,</l><lb/> <l>Die geſirichelt, die geſprenget,</l><lb/> <l>Viele ſchwarz und viele bleich,</l><lb/> <l>Ja ſo wunderbar gemenget,</l><lb/> <l>Daß ſehr wenige ſich gleich.</l> </lg><lb/> <lg n="27"> <l>Unausdruͤcklich iſt die Freude,</l><lb/> <l>So die holde Augenweide</l><lb/> <l>Den in ſeine Seele druͤckt,</l><lb/> <l>Der ſie GOtt zum Ruhm erblickt.</l><lb/> <fw place="bottom" type="catch">Um</fw><lb/> </lg> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [[267]/0281]
Sein Gewand gleicht haͤrnen Decken,
Und iſt gegen dieſe Pracht,
Schlecht gefaͤrbt, ja voller Flecken
Grob und ungleich rauch gemacht.
Auch die vielen Balſaminen
Haben mir recht ſchoͤn geſchienen,
Ja mich reitzt noch ihre Pracht
Zum Preiß des, der ſie gemacht.
Wie ſoll ich ſie alle nennen!
Welch ein Prangen! welchen Schatz
Kan auch hier mein Aug erkennen
Auf dem ſchoͤn bebluͤmten Platz!
Geh ich endlich durch die Gaͤnge,
So faͤllt mir die groſſe Menge
Schoͤnſter Nelken ins Geſicht,
Die man zierlich aufgericht.
Jſt man dieſer Pracht gewogen,
So wird gleichſam mit Gewalt
Aug und Herz darauf gezogen
Durch die Schoͤnheit und Geſtalt.
Viele ſind wie Roſenbluͤthe,
Manche durch des Schoͤpfers Guͤte
Von Natur ſehr ſchdn ſchattirt,
Andre Silberweiß geziert,
Die geſirichelt, die geſprenget,
Viele ſchwarz und viele bleich,
Ja ſo wunderbar gemenget,
Daß ſehr wenige ſich gleich.
Unausdruͤcklich iſt die Freude,
So die holde Augenweide
Den in ſeine Seele druͤckt,
Der ſie GOtt zum Ruhm erblickt.
Um
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz06_1755 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz06_1755/281 |
Zitationshilfe: | Reichardt, Christian: Land- und Garten-Schatzes. Bd. 6. 2. Aufl. Erfurt, 1765, S. [267]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz06_1755/281>, abgerufen am 22.07.2024. |