Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Reichardt, Christian: Land- und Garten-Schatzes. Bd. 6. 2. Aufl. Erfurt, 1765.

Bild:
<< vorherige Seite

Das sechste Capitel. Von einigen
Kohle, Hopfen, Rosen-Stöcken auch Hollunder
gesogen haben, und sich ihre Verwandlungs-
Zeit herannahet, bekommen sie allmählig kleine
Flügelgen, werden sodann haarichter und mei-
stens blaulicht, zuweilen auch ganz schwarz, fliegen
hin und wieder, und legen ihre Eyer an die Wur-
zeln der Kräuter, daraus künftig wieder Neffen
werden.

Sonderlich findet man zur Herbst-Zeit viel sol-
cher Ungeziefer an den Wurzeln des Sonchen-
Krautes, daran sie klumpenweise hängen. Sie
sind aber ganz weiß und weich, und hängen daran
als wenn sie todt wären.

Wenn hernach das zukünftige Jahr warm
Wetter kömt, und sich Regen mit untermischet, ma-
chen sich solche hervor, und suchen ihre Nahrung
auf den Kräutern und Bäumen.

An vielen Orten werden sie in großer Menge
auf den Eschlaube gefunden, (worauf sich sonst
auch die Spanischen Fliegen gerne aufhalten, da-
von solches ganz zusammen rollet.

Dieses Ungeziefer nun fället keinesweges mit
dem Regen aus der Luft, wie insgemein geglaubet
wird; sondern wenn sogenante Mehl-oder Honig-
Thaue fallen, so werden sie durch deren Süßigkeit,
welche auf den Blättern und Stengeln hängen
bleibet, angelocket, daß sie sich haufenweise aus der
Erde hervor machen, und auf den Gewächsen
einfinden.

Sie

Das ſechſte Capitel. Von einigen
Kohle, Hopfen, Roſen-Stoͤcken auch Hollunder
geſogen haben, und ſich ihre Verwandlungs-
Zeit herannahet, bekommen ſie allmaͤhlig kleine
Fluͤgelgen, werden ſodann haarichter und mei-
ſtens blaulicht, zuweilen auch ganz ſchwarz, fliegen
hin und wieder, und legen ihre Eyer an die Wur-
zeln der Kraͤuter, daraus kuͤnftig wieder Neffen
werden.

Sonderlich findet man zur Herbſt-Zeit viel ſol-
cher Ungeziefer an den Wurzeln des Sonchen-
Krautes, daran ſie klumpenweiſe haͤngen. Sie
ſind aber ganz weiß und weich, und haͤngen daran
als wenn ſie todt waͤren.

Wenn hernach das zukuͤnftige Jahr warm
Wetter koͤmt, und ſich Regen mit untermiſchet, ma-
chen ſich ſolche hervor, und ſuchen ihre Nahrung
auf den Kraͤutern und Baͤumen.

An vielen Orten werden ſie in großer Menge
auf den Eſchlaube gefunden, (worauf ſich ſonſt
auch die Spaniſchen Fliegen gerne aufhalten, da-
von ſolches ganz zuſammen rollet.

Dieſes Ungeziefer nun faͤllet keinesweges mit
dem Regen aus der Luft, wie insgemein geglaubet
wird; ſondern wenn ſogenante Mehl-oder Honig-
Thaue fallen, ſo werden ſie durch deren Suͤßigkeit,
welche auf den Blaͤttern und Stengeln haͤngen
bleibet, angelocket, daß ſie ſich haufenweiſe aus der
Erde hervor machen, und auf den Gewaͤchſen
einfinden.

Sie
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0272" n="258"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Das &#x017F;ech&#x017F;te Capitel. Von einigen</hi></fw><lb/>
Kohle, Hopfen, Ro&#x017F;en-Sto&#x0364;cken auch Hollunder<lb/>
ge&#x017F;ogen haben, und &#x017F;ich ihre Verwandlungs-<lb/>
Zeit herannahet, bekommen &#x017F;ie allma&#x0364;hlig kleine<lb/>
Flu&#x0364;gelgen, werden &#x017F;odann haarichter und mei-<lb/>
&#x017F;tens blaulicht, zuweilen auch ganz &#x017F;chwarz, fliegen<lb/>
hin und wieder, und legen ihre Eyer an die Wur-<lb/>
zeln der Kra&#x0364;uter, daraus ku&#x0364;nftig wieder Neffen<lb/>
werden.</p><lb/>
          <p>Sonderlich findet man zur Herb&#x017F;t-Zeit viel &#x017F;ol-<lb/>
cher Ungeziefer an den Wurzeln des Sonchen-<lb/>
Krautes, daran &#x017F;ie klumpenwei&#x017F;e ha&#x0364;ngen. Sie<lb/>
&#x017F;ind aber ganz weiß und weich, und ha&#x0364;ngen daran<lb/>
als wenn &#x017F;ie todt wa&#x0364;ren.</p><lb/>
          <p>Wenn hernach das zuku&#x0364;nftige Jahr warm<lb/>
Wetter ko&#x0364;mt, und &#x017F;ich Regen mit untermi&#x017F;chet, ma-<lb/>
chen &#x017F;ich &#x017F;olche hervor, und &#x017F;uchen ihre Nahrung<lb/>
auf den Kra&#x0364;utern und Ba&#x0364;umen.</p><lb/>
          <p>An vielen Orten werden &#x017F;ie in großer Menge<lb/>
auf den E&#x017F;chlaube gefunden, (worauf &#x017F;ich &#x017F;on&#x017F;t<lb/>
auch die Spani&#x017F;chen Fliegen gerne aufhalten, da-<lb/>
von &#x017F;olches ganz zu&#x017F;ammen rollet.</p><lb/>
          <p>Die&#x017F;es Ungeziefer nun fa&#x0364;llet keinesweges mit<lb/>
dem Regen aus der Luft, wie insgemein geglaubet<lb/>
wird; &#x017F;ondern wenn &#x017F;ogenante Mehl-oder Honig-<lb/>
Thaue fallen, &#x017F;o werden &#x017F;ie durch deren Su&#x0364;ßigkeit,<lb/>
welche auf den Bla&#x0364;ttern und Stengeln ha&#x0364;ngen<lb/>
bleibet, angelocket, daß &#x017F;ie &#x017F;ich haufenwei&#x017F;e aus der<lb/>
Erde hervor machen, und auf den Gewa&#x0364;ch&#x017F;en<lb/>
einfinden.</p><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch">Sie</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[258/0272] Das ſechſte Capitel. Von einigen Kohle, Hopfen, Roſen-Stoͤcken auch Hollunder geſogen haben, und ſich ihre Verwandlungs- Zeit herannahet, bekommen ſie allmaͤhlig kleine Fluͤgelgen, werden ſodann haarichter und mei- ſtens blaulicht, zuweilen auch ganz ſchwarz, fliegen hin und wieder, und legen ihre Eyer an die Wur- zeln der Kraͤuter, daraus kuͤnftig wieder Neffen werden. Sonderlich findet man zur Herbſt-Zeit viel ſol- cher Ungeziefer an den Wurzeln des Sonchen- Krautes, daran ſie klumpenweiſe haͤngen. Sie ſind aber ganz weiß und weich, und haͤngen daran als wenn ſie todt waͤren. Wenn hernach das zukuͤnftige Jahr warm Wetter koͤmt, und ſich Regen mit untermiſchet, ma- chen ſich ſolche hervor, und ſuchen ihre Nahrung auf den Kraͤutern und Baͤumen. An vielen Orten werden ſie in großer Menge auf den Eſchlaube gefunden, (worauf ſich ſonſt auch die Spaniſchen Fliegen gerne aufhalten, da- von ſolches ganz zuſammen rollet. Dieſes Ungeziefer nun faͤllet keinesweges mit dem Regen aus der Luft, wie insgemein geglaubet wird; ſondern wenn ſogenante Mehl-oder Honig- Thaue fallen, ſo werden ſie durch deren Suͤßigkeit, welche auf den Blaͤttern und Stengeln haͤngen bleibet, angelocket, daß ſie ſich haufenweiſe aus der Erde hervor machen, und auf den Gewaͤchſen einfinden. Sie

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Die erste Ausgabe dieses Werkes erschien 1755. Zu… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz06_1755
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz06_1755/272
Zitationshilfe: Reichardt, Christian: Land- und Garten-Schatzes. Bd. 6. 2. Aufl. Erfurt, 1765, S. 258. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz06_1755/272>, abgerufen am 02.05.2024.