Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Reichardt, Christian: Land- und Garten-Schatzes. Bd. 6. 2. Aufl. Erfurt, 1765.

Bild:
<< vorherige Seite

Das fünfte Capitel.
befunden, daß dieses Treiben, gar nicht practicabel
sey, wenn zwischen der Zwiebel und dem Wasser
eines Fingers breit Raum gelassen wird.

Jch habe in allen Stücken in Ansehung des Auf-
legens der Zwiebel, der Zeit, des Orts und der
Wartung, die gegebenen Regeln aufs genaueste
beobachtet; aber dennoch hat sich binnen zwey Mo-
naten keine einzige regen, und sich zum Wachsen
anlassen wollen.

Wolte man gleich vorgeben, daß die aus dem
Wasser aufsteigende Dünste die Zwiebel nähren und
wachsend machen könten, so würde ich zwar solches
fast glauben, wenn nur zwischen der Zwiebel und
dem Glase keine subtile Oefnung vorhanden wäre,
durch welche die Ausdünstung hinweg gehen kan.

Kurz, wenn das Wasser den Circul unten an den
Zwiebeln nicht bedecket, so ist es gewiß gefehlet, und
sie werden nicht von der Stelle wachsen, viel we-
niger treiben können.

Das Wasser welches man hierzu gebrauchen
wil, sol Regen helles Fließ- oder auch Brunnen-
Wasser seyn, wenn es nur nicht Vitriolisch, und
solches Wasser ist, wie zu Weisensee und noch an
einigen andern Orten, in hiesigen Gegenden anzu-
treffen ist, denn solches würde den Zwiebeln gewiß
nicht dienlich seyn. Man gehet hierinnen am
allersichersten, wenn man Regen-Wasser hierzu
samlet, indem man ohne diß sehr wenig hierzu von-
nöthen hat.

Doch ist hierbey der Umstand noch zu merken,
daß das Wasser, ehe man es in die Gläser einschüt-
tet, zum wenigsten einige Stunden in die Stube

ge-

Das fuͤnfte Capitel.
befunden, daß dieſes Treiben, gar nicht practicabel
ſey, wenn zwiſchen der Zwiebel und dem Waſſer
eines Fingers breit Raum gelaſſen wird.

Jch habe in allen Stuͤcken in Anſehung des Auf-
legens der Zwiebel, der Zeit, des Orts und der
Wartung, die gegebenen Regeln aufs genaueſte
beobachtet; aber dennoch hat ſich binnen zwey Mo-
naten keine einzige regen, und ſich zum Wachſen
anlaſſen wollen.

Wolte man gleich vorgeben, daß die aus dem
Waſſer aufſteigende Duͤnſte die Zwiebel naͤhren und
wachſend machen koͤnten, ſo wuͤrde ich zwar ſolches
faſt glauben, wenn nur zwiſchen der Zwiebel und
dem Glaſe keine ſubtile Oefnung vorhanden waͤre,
durch welche die Ausduͤnſtung hinweg gehen kan.

Kurz, wenn das Waſſer den Circul unten an den
Zwiebeln nicht bedecket, ſo iſt es gewiß gefehlet, und
ſie werden nicht von der Stelle wachſen, viel we-
niger treiben koͤnnen.

Das Waſſer welches man hierzu gebrauchen
wil, ſol Regen helles Fließ- oder auch Brunnen-
Waſſer ſeyn, wenn es nur nicht Vitrioliſch, und
ſolches Waſſer iſt, wie zu Weiſenſee und noch an
einigen andern Orten, in hieſigen Gegenden anzu-
treffen iſt, denn ſolches wuͤrde den Zwiebeln gewiß
nicht dienlich ſeyn. Man gehet hierinnen am
allerſicherſten, wenn man Regen-Waſſer hierzu
ſamlet, indem man ohne diß ſehr wenig hierzu von-
noͤthen hat.

Doch iſt hierbey der Umſtand noch zu merken,
daß das Waſſer, ehe man es in die Glaͤſer einſchuͤt-
tet, zum wenigſten einige Stunden in die Stube

ge-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0148" n="134"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Das fu&#x0364;nfte Capitel.</hi></fw><lb/>
befunden, daß die&#x017F;es Treiben, gar nicht practicabel<lb/>
&#x017F;ey, wenn zwi&#x017F;chen der Zwiebel und dem Wa&#x017F;&#x017F;er<lb/>
eines Fingers breit Raum gela&#x017F;&#x017F;en wird.</p><lb/>
          <p>Jch habe in allen Stu&#x0364;cken in An&#x017F;ehung des Auf-<lb/>
legens der Zwiebel, der Zeit, des Orts und der<lb/>
Wartung, die gegebenen Regeln aufs genaue&#x017F;te<lb/>
beobachtet; aber dennoch hat &#x017F;ich binnen zwey Mo-<lb/>
naten keine einzige regen, und &#x017F;ich zum Wach&#x017F;en<lb/>
anla&#x017F;&#x017F;en wollen.</p><lb/>
          <p>Wolte man gleich vorgeben, daß die aus dem<lb/>
Wa&#x017F;&#x017F;er auf&#x017F;teigende Du&#x0364;n&#x017F;te die Zwiebel na&#x0364;hren und<lb/>
wach&#x017F;end machen ko&#x0364;nten, &#x017F;o wu&#x0364;rde ich zwar &#x017F;olches<lb/>
fa&#x017F;t glauben, wenn nur zwi&#x017F;chen der Zwiebel und<lb/>
dem Gla&#x017F;e keine &#x017F;ubtile Oefnung vorhanden wa&#x0364;re,<lb/>
durch welche die Ausdu&#x0364;n&#x017F;tung hinweg gehen kan.</p><lb/>
          <p>Kurz, wenn das Wa&#x017F;&#x017F;er den Circul unten an den<lb/>
Zwiebeln nicht bedecket, &#x017F;o i&#x017F;t es gewiß gefehlet, und<lb/>
&#x017F;ie werden nicht von der Stelle wach&#x017F;en, viel we-<lb/>
niger treiben ko&#x0364;nnen.</p><lb/>
          <p>Das Wa&#x017F;&#x017F;er welches man hierzu gebrauchen<lb/>
wil, &#x017F;ol Regen helles Fließ- oder auch Brunnen-<lb/>
Wa&#x017F;&#x017F;er &#x017F;eyn, wenn es nur nicht Vitrioli&#x017F;ch, und<lb/>
&#x017F;olches Wa&#x017F;&#x017F;er i&#x017F;t, wie zu Wei&#x017F;en&#x017F;ee und noch an<lb/>
einigen andern Orten, in hie&#x017F;igen Gegenden anzu-<lb/>
treffen i&#x017F;t, denn &#x017F;olches wu&#x0364;rde den Zwiebeln gewiß<lb/>
nicht dienlich &#x017F;eyn. Man gehet hierinnen am<lb/>
aller&#x017F;icher&#x017F;ten, wenn man Regen-Wa&#x017F;&#x017F;er hierzu<lb/>
&#x017F;amlet, indem man ohne diß &#x017F;ehr wenig hierzu von-<lb/>
no&#x0364;then hat.</p><lb/>
          <p>Doch i&#x017F;t hierbey der Um&#x017F;tand noch zu merken,<lb/>
daß das Wa&#x017F;&#x017F;er, ehe man es in die Gla&#x0364;&#x017F;er ein&#x017F;chu&#x0364;t-<lb/>
tet, zum wenig&#x017F;ten einige Stunden in die Stube<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">ge-</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[134/0148] Das fuͤnfte Capitel. befunden, daß dieſes Treiben, gar nicht practicabel ſey, wenn zwiſchen der Zwiebel und dem Waſſer eines Fingers breit Raum gelaſſen wird. Jch habe in allen Stuͤcken in Anſehung des Auf- legens der Zwiebel, der Zeit, des Orts und der Wartung, die gegebenen Regeln aufs genaueſte beobachtet; aber dennoch hat ſich binnen zwey Mo- naten keine einzige regen, und ſich zum Wachſen anlaſſen wollen. Wolte man gleich vorgeben, daß die aus dem Waſſer aufſteigende Duͤnſte die Zwiebel naͤhren und wachſend machen koͤnten, ſo wuͤrde ich zwar ſolches faſt glauben, wenn nur zwiſchen der Zwiebel und dem Glaſe keine ſubtile Oefnung vorhanden waͤre, durch welche die Ausduͤnſtung hinweg gehen kan. Kurz, wenn das Waſſer den Circul unten an den Zwiebeln nicht bedecket, ſo iſt es gewiß gefehlet, und ſie werden nicht von der Stelle wachſen, viel we- niger treiben koͤnnen. Das Waſſer welches man hierzu gebrauchen wil, ſol Regen helles Fließ- oder auch Brunnen- Waſſer ſeyn, wenn es nur nicht Vitrioliſch, und ſolches Waſſer iſt, wie zu Weiſenſee und noch an einigen andern Orten, in hieſigen Gegenden anzu- treffen iſt, denn ſolches wuͤrde den Zwiebeln gewiß nicht dienlich ſeyn. Man gehet hierinnen am allerſicherſten, wenn man Regen-Waſſer hierzu ſamlet, indem man ohne diß ſehr wenig hierzu von- noͤthen hat. Doch iſt hierbey der Umſtand noch zu merken, daß das Waſſer, ehe man es in die Glaͤſer einſchuͤt- tet, zum wenigſten einige Stunden in die Stube ge-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Die erste Ausgabe dieses Werkes erschien 1755. Zu… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz06_1755
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz06_1755/148
Zitationshilfe: Reichardt, Christian: Land- und Garten-Schatzes. Bd. 6. 2. Aufl. Erfurt, 1765, S. 134. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz06_1755/148>, abgerufen am 07.05.2024.