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Reichardt, Christian: Land- und Garten-Schatzes. Bd. 5. Erfurt, 1754.

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5. Cap. Vom Hanfe.

Der Same des Flachses wird bey uns Lein
genennet. Es hat derselbe eine kleine Wurzel,
und treibet einen runden, geraden, ganz dünnen und
einfachen Stengel, welcher sich oben in kleine Zwei-
gelein zertheilet, daher die Arbeits Leute bey dessen
Einernden ganze Hände vol auf einmal auszurauf-
fen pflegen. Er wächset gemeiniglich zwey auch
wohl auf einen guten zubereiteten Acker drey Schuh
hoch. An den Stengeln befinden sich ganz kleine,
länglichte, schmale und spitzige Blätter. Die
Blüten stehen oben auf den Spitzen der Zweigelein,
und bestehen aus schönen blauen Blümgen, deren
jedes fünf Blätterlein hat. Wenn diese verblü-
het und abgefallen, so folgen darauf runde Samen-
Capseln oder Knöpfe, so gros als eine Zucker-Erb-
se, welche die Bauers Leute Knotten zu nennen pfle-
gen. Eine jede Knotte, oder Samen Capsel ist
in zehen Fächer oder Behältnisse eingetheilet, in
welchen sich eben so viel länglichte, platte Sa-
men Körner besinden, welche an einem Ende et-
was mehr zugespitzet sind als an dem andern, sehr
glatt, glänzend und bräunlich aussehen, und im
Angreiffen und Ansehen eben so beschaffen sind,
wie der Römische Nessel-Samen, Urtica urens,
pilulas serens, I. Dioscoridis, semine lini, C. B.
Urtica romana, I. B.

Es verlanget der Flachs einen guten, klaren
wohlzugerichteten und vor Winters gedüngten
Acker. Die Düngung hierzu muß durchaus nicht
strohig, sondern fein kleine und kurz seyn, und ge-
gen den Herbst, im October untergepflüget, und

also-
5. Cap. Vom Hanfe.

Der Same des Flachſes wird bey uns Lein
genennet. Es hat derſelbe eine kleine Wurzel,
und treibet einen runden, geraden, ganz duͤnnen und
einfachen Stengel, welcher ſich oben in kleine Zwei-
gelein zertheilet, daher die Arbeits Leute bey deſſen
Einernden ganze Haͤnde vol auf einmal auszurauf-
fen pflegen. Er waͤchſet gemeiniglich zwey auch
wohl auf einen guten zubereiteten Acker drey Schuh
hoch. An den Stengeln befinden ſich ganz kleine,
laͤnglichte, ſchmale und ſpitzige Blaͤtter. Die
Bluͤten ſtehen oben auf den Spitzen der Zweigelein,
und beſtehen aus ſchoͤnen blauen Bluͤmgen, deren
jedes fuͤnf Blaͤtterlein hat. Wenn dieſe verbluͤ-
het und abgefallen, ſo folgen darauf runde Samen-
Capſeln oder Knoͤpfe, ſo gros als eine Zucker-Erb-
ſe, welche die Bauers Leute Knotten zu nennen pfle-
gen. Eine jede Knotte, oder Samen Capſel iſt
in zehen Faͤcher oder Behaͤltniſſe eingetheilet, in
welchen ſich eben ſo viel laͤnglichte, platte Sa-
men Koͤrner beſinden, welche an einem Ende et-
was mehr zugeſpitzet ſind als an dem andern, ſehr
glatt, glaͤnzend und braͤunlich ausſehen, und im
Angreiffen und Anſehen eben ſo beſchaffen ſind,
wie der Roͤmiſche Neſſel-Samen, Urtica urens,
pilulas ſerens, I. Dioſcoridis, ſemine lini, C. B.
Urtica romana, I. B.

Es verlanget der Flachs einen guten, klaren
wohlzugerichteten und vor Winters geduͤngten
Acker. Die Duͤngung hierzu muß durchaus nicht
ſtrohig, ſondern fein kleine und kurz ſeyn, und ge-
gen den Herbſt, im October untergepfluͤget, und

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[168/0203] 5. Cap. Vom Hanfe. Der Same des Flachſes wird bey uns Lein genennet. Es hat derſelbe eine kleine Wurzel, und treibet einen runden, geraden, ganz duͤnnen und einfachen Stengel, welcher ſich oben in kleine Zwei- gelein zertheilet, daher die Arbeits Leute bey deſſen Einernden ganze Haͤnde vol auf einmal auszurauf- fen pflegen. Er waͤchſet gemeiniglich zwey auch wohl auf einen guten zubereiteten Acker drey Schuh hoch. An den Stengeln befinden ſich ganz kleine, laͤnglichte, ſchmale und ſpitzige Blaͤtter. Die Bluͤten ſtehen oben auf den Spitzen der Zweigelein, und beſtehen aus ſchoͤnen blauen Bluͤmgen, deren jedes fuͤnf Blaͤtterlein hat. Wenn dieſe verbluͤ- het und abgefallen, ſo folgen darauf runde Samen- Capſeln oder Knoͤpfe, ſo gros als eine Zucker-Erb- ſe, welche die Bauers Leute Knotten zu nennen pfle- gen. Eine jede Knotte, oder Samen Capſel iſt in zehen Faͤcher oder Behaͤltniſſe eingetheilet, in welchen ſich eben ſo viel laͤnglichte, platte Sa- men Koͤrner beſinden, welche an einem Ende et- was mehr zugeſpitzet ſind als an dem andern, ſehr glatt, glaͤnzend und braͤunlich ausſehen, und im Angreiffen und Anſehen eben ſo beſchaffen ſind, wie der Roͤmiſche Neſſel-Samen, Urtica urens, pilulas ſerens, I. Dioſcoridis, ſemine lini, C. B. Urtica romana, I. B. Es verlanget der Flachs einen guten, klaren wohlzugerichteten und vor Winters geduͤngten Acker. Die Duͤngung hierzu muß durchaus nicht ſtrohig, ſondern fein kleine und kurz ſeyn, und ge- gen den Herbſt, im October untergepfluͤget, und alſo-

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Zitationshilfe: Reichardt, Christian: Land- und Garten-Schatzes. Bd. 5. Erfurt, 1754, S. 168. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz05_1754/203>, abgerufen am 24.11.2024.