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Reichardt, Christian: Land- und Garten-Schatzes. Bd. 5. Erfurt, 1754.

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4. Cap. Von den Hülsen-Früchten
chen fein locker zur Saat arbeiten. So bald es im
Früh-Jahre die Witterung zuliesse, besäete man
solchen mit Wicken. Wenn nun die Wicken völlig
erwachsen und zur Blüte gelanget, so solte man den
obern Theil zur Rind-Fütterung abschneiden las-
sen, und so viel von diesen Wicken dem Acker
überlassen, so viel nur möglich schiene, unterpflü-
gen zu können. Wenn also der Acker eine Zeit-
lang gelegen, und das untergepflügte Wicken-
Futter verfaulet wäre, so müste derselbe gehörig
gehackt, und nachhero zur Herbst- und Winter-
Saat ordentlich beschicket, und mit Samen-Korn
versorget werden. Hierdurch habe man nicht nur
die reichsten Früchte zu erwarten, sondern auch den
Vortheil, daß diese Art der Düngung in den Fel-
dern länger dauere, und solche Vortheile hervor
brächte, als man von den ordentlichen Dünger
kaum erwarten könte. Und dieses müste denenje-
nigen zum besondern Vortheil gereichen, welche
wegen sehr gebürgichten Gegenden keinen Dünger
anführen könten, und dergleichen Felder unbestelt
liegen lassen müsten.

Auf diese angegebene Gedanken von Verbes-
serung der weit entlegenen, steiligten und abhängi-
gen Aecker könte sich mancher Haus-Vater fast be-
reden lassen, dergleichen Bestellung mit den Wicken
vorzunehmen, um den Aeckern eine dauerhaftere
Besserung zu schaffen, als kaum durch die ordent-
liche Düngung zuwege zu bringen ist.

Es werden mir also diejenigen, welche sol-
cher Meinungen sind, erlauben meine Gedanken
hierüber zu eröffnen.

Die

4. Cap. Von den Huͤlſen-Fruͤchten
chen fein locker zur Saat arbeiten. So bald es im
Fruͤh-Jahre die Witterung zulieſſe, beſaͤete man
ſolchen mit Wicken. Wenn nun die Wicken voͤllig
erwachſen und zur Bluͤte gelanget, ſo ſolte man den
obern Theil zur Rind-Fuͤtterung abſchneiden laſ-
ſen, und ſo viel von dieſen Wicken dem Acker
uͤberlaſſen, ſo viel nur moͤglich ſchiene, unterpfluͤ-
gen zu koͤnnen. Wenn alſo der Acker eine Zeit-
lang gelegen, und das untergepfluͤgte Wicken-
Futter verfaulet waͤre, ſo muͤſte derſelbe gehoͤrig
gehackt, und nachhero zur Herbſt- und Winter-
Saat ordentlich beſchicket, und mit Samen-Korn
verſorget werden. Hierdurch habe man nicht nur
die reichſten Fruͤchte zu erwarten, ſondern auch den
Vortheil, daß dieſe Art der Duͤngung in den Fel-
dern laͤnger dauere, und ſolche Vortheile hervor
braͤchte, als man von den ordentlichen Duͤnger
kaum erwarten koͤnte. Und dieſes muͤſte denenje-
nigen zum beſondern Vortheil gereichen, welche
wegen ſehr gebuͤrgichten Gegenden keinen Duͤnger
anfuͤhren koͤnten, und dergleichen Felder unbeſtelt
liegen laſſen muͤſten.

Auf dieſe angegebene Gedanken von Verbeſ-
ſerung der weit entlegenen, ſteiligten und abhaͤngi-
gen Aecker koͤnte ſich mancher Haus-Vater faſt be-
reden laſſen, dergleichen Beſtellung mit den Wicken
vorzunehmen, um den Aeckern eine dauerhaftere
Beſſerung zu ſchaffen, als kaum durch die ordent-
liche Duͤngung zuwege zu bringen iſt.

Es werden mir alſo diejenigen, welche ſol-
cher Meinungen ſind, erlauben meine Gedanken
hieruͤber zu eroͤffnen.

Die
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[158/0193] 4. Cap. Von den Huͤlſen-Fruͤchten chen fein locker zur Saat arbeiten. So bald es im Fruͤh-Jahre die Witterung zulieſſe, beſaͤete man ſolchen mit Wicken. Wenn nun die Wicken voͤllig erwachſen und zur Bluͤte gelanget, ſo ſolte man den obern Theil zur Rind-Fuͤtterung abſchneiden laſ- ſen, und ſo viel von dieſen Wicken dem Acker uͤberlaſſen, ſo viel nur moͤglich ſchiene, unterpfluͤ- gen zu koͤnnen. Wenn alſo der Acker eine Zeit- lang gelegen, und das untergepfluͤgte Wicken- Futter verfaulet waͤre, ſo muͤſte derſelbe gehoͤrig gehackt, und nachhero zur Herbſt- und Winter- Saat ordentlich beſchicket, und mit Samen-Korn verſorget werden. Hierdurch habe man nicht nur die reichſten Fruͤchte zu erwarten, ſondern auch den Vortheil, daß dieſe Art der Duͤngung in den Fel- dern laͤnger dauere, und ſolche Vortheile hervor braͤchte, als man von den ordentlichen Duͤnger kaum erwarten koͤnte. Und dieſes muͤſte denenje- nigen zum beſondern Vortheil gereichen, welche wegen ſehr gebuͤrgichten Gegenden keinen Duͤnger anfuͤhren koͤnten, und dergleichen Felder unbeſtelt liegen laſſen muͤſten. Auf dieſe angegebene Gedanken von Verbeſ- ſerung der weit entlegenen, ſteiligten und abhaͤngi- gen Aecker koͤnte ſich mancher Haus-Vater faſt be- reden laſſen, dergleichen Beſtellung mit den Wicken vorzunehmen, um den Aeckern eine dauerhaftere Beſſerung zu ſchaffen, als kaum durch die ordent- liche Duͤngung zuwege zu bringen iſt. Es werden mir alſo diejenigen, welche ſol- cher Meinungen ſind, erlauben meine Gedanken hieruͤber zu eroͤffnen. Die

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Zitationshilfe: Reichardt, Christian: Land- und Garten-Schatzes. Bd. 5. Erfurt, 1754, S. 158. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz05_1754/193>, abgerufen am 21.11.2024.