Reichardt, Christian: Land- und Garten-Schatzes. Bd. 5. Erfurt, 1754.3. Cap. Von den Korn-Früchten nemlich, wenn sie in einem Reife und Froste be-rühret werden verderben. Damit aber solches dem geneigten Leser desto gute
3. Cap. Von den Korn-Fruͤchten nemlich, wenn ſie in einem Reife und Froſte be-ruͤhret werden verderben. Damit aber ſolches dem geneigten Leſer deſto gute
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3. Cap. Von den Korn-Fruͤchten
nemlich, wenn ſie in einem Reife und Froſte be-
ruͤhret werden verderben.
Damit aber ſolches dem geneigten Leſer deſto
glaublicher vorkommen moͤge, will ich allhier eine
Begebenheit anfuͤhren, welche ſich in dieſer Sache
allhier zugetragen: Es hatte vor vielen Jahren
ein gelehrter und vornehmer Mann, welcher zu-
gleich Vorſteher in unſerm Groſſen-Hoſpital war,
allerhand artige Einfaͤlle. Wenn er ſie aber zur
Ausuͤbung bringen wolte, kam das Hoſpital mei-
ſtens in groſſen Schaden. Jch will unter andern
nur eins, das zu meinem Zwecke dienet, anfuͤhren:
Es war nemlich kurz vor Johannis-Tag, da allbe-
reit die Rocken-Saat geſchoſſet, und den Anfang
zu bluͤhen gemacht hatte, zwey Tage vor der Bluͤthe
die Witterung ziemlich rauh und kalt. Nach ver-
floſſener Zeit fieng es gegen Abend um vier Uhr
an ſtark zu ſchneyen, welches die ganze Nacht hin-
durch dauerte, dergeſtalt, daß der Schnee die Korn-
Aehren durch ſeine Schwere niederbeugete, und
darauf liegen blieb. Den folgenden Tag blieb der
Himmel dunkel, und als es den dritten Tag gegen
8 Uhr Morgens aufhoͤrete zu ſchneyen, verfuͤgte
ſich unſer Herr Vorſteher benebſt zweyen Tagloͤh-
nern auf das Feld, und lies mit einem langen Seile,
auf vielen Aeckern den Schnee von denen Aehren
herunter ſtreichen. Um 3 Uhr Nachmittage fieng
der Wind in etwas an zu wehen, u. die Sonne kam
unter den Wolken herfuͤrgeblicket welche den uͤbri-
gen Schnee, den der Wind nicht abſchuͤtteln konte,
voͤllig hinweg thauete. Hierauf ſtellete ſich eine
gute
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