Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Reichardt, Christian: Land- und Garten-Schatzes. Bd. 5. Erfurt, 1754.

Bild:
<< vorherige Seite

überhaupt.
die Ackerleute Zeit gewinnen möchten, die Stop-
peln als eine Besserung unter zu ackern. Ja, viele,
wenn sie gesehen, daß ich, wie oben p. 50. gedacht
worden, gleich nach der Ernde die Rocken-Stop-
peln umpflügen lassen, so sind sie auch auf die Ge-
danken gekommen, daß ich solches um der Besse-
rung willen thäte. Allein ich halte davor, daß die
Stoppeln zur Düngung wenig oder nichts bey-
tragen, und ist das Rech-Stroh-Sammeln viel-
mehr von hiesiger Obrigkeit, wegen der vielen dar-
unter verborgenen Dieberey bis in den September
verboten worden.

Wenn ich meine Korn-Aecker gleich nach der
Ernde umpflügen lasse, so geschiehet solches kei-
nesweges um den armen Leuten die Stoppeln zu
entziehen, sondern weil das Land zur abermaligen
Winter-Saat nothwendig schleunig muß zuberei-
tet werden. Jch wolte es vielmehr allezeit lieber
sehen, daß die Stoppeln von den Aeckern herunter
wären, und die armen Leute solche in ihren Häu-
sern hätten, als daß sie mit eingeackert werden.
Denn wenn solche Jahre kommen, in welchen es
viele Mäuse giebet, so retiriren sich solche von wei-
ten unter die eingepflügten Stoppeln, bauen ihre
Nester darein, und thun so wohl an den ausge-
streueten Samen, als an der aufgegangenen Saat
im Herbste, und den Winter über unter dem Schnee
grossen Schaden.

Hierinnen dörfte mir von manchen wiederspro-
chen werden. Die Einwendung wird seyn:
Wenn das auf dem Acker zurük gebliebene Stroh

oder

uͤberhaupt.
die Ackerleute Zeit gewinnen moͤchten, die Stop-
peln als eine Beſſerung unter zu ackern. Ja, viele,
wenn ſie geſehen, daß ich, wie oben p. 50. gedacht
worden, gleich nach der Ernde die Rocken-Stop-
peln umpfluͤgen laſſen, ſo ſind ſie auch auf die Ge-
danken gekommen, daß ich ſolches um der Beſſe-
rung willen thaͤte. Allein ich halte davor, daß die
Stoppeln zur Duͤngung wenig oder nichts bey-
tragen, und iſt das Rech-Stroh-Sammeln viel-
mehr von hieſiger Obrigkeit, wegen der vielen dar-
unter verborgenen Dieberey bis in den September
verboten worden.

Wenn ich meine Korn-Aecker gleich nach der
Ernde umpfluͤgen laſſe, ſo geſchiehet ſolches kei-
nesweges um den armen Leuten die Stoppeln zu
entziehen, ſondern weil das Land zur abermaligen
Winter-Saat nothwendig ſchleunig muß zuberei-
tet werden. Jch wolte es vielmehr allezeit lieber
ſehen, daß die Stoppeln von den Aeckern herunter
waͤren, und die armen Leute ſolche in ihren Haͤu-
ſern haͤtten, als daß ſie mit eingeackert werden.
Denn wenn ſolche Jahre kommen, in welchen es
viele Maͤuſe giebet, ſo retiriren ſich ſolche von wei-
ten unter die eingepfluͤgten Stoppeln, bauen ihre
Neſter darein, und thun ſo wohl an den ausge-
ſtreueten Samen, als an der aufgegangenen Saat
im Herbſte, und den Winter uͤber unter dem Schnee
groſſen Schaden.

Hierinnen doͤrfte mir von manchen wiederſpro-
chen werden. Die Einwendung wird ſeyn:
Wenn das auf dem Acker zuruͤk gebliebene Stroh

oder
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0130" n="95"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">u&#x0364;berhaupt.</hi></fw><lb/>
die Ackerleute Zeit gewinnen mo&#x0364;chten, die Stop-<lb/>
peln als eine Be&#x017F;&#x017F;erung unter zu ackern. Ja, viele,<lb/>
wenn &#x017F;ie ge&#x017F;ehen, daß ich, wie oben p. 50. gedacht<lb/>
worden, gleich nach der Ernde die Rocken-Stop-<lb/>
peln umpflu&#x0364;gen la&#x017F;&#x017F;en, &#x017F;o &#x017F;ind &#x017F;ie auch auf die Ge-<lb/>
danken gekommen, daß ich &#x017F;olches um der Be&#x017F;&#x017F;e-<lb/>
rung willen tha&#x0364;te. Allein ich halte davor, daß die<lb/>
Stoppeln zur Du&#x0364;ngung wenig oder nichts bey-<lb/>
tragen, und i&#x017F;t das Rech-Stroh-Sammeln viel-<lb/>
mehr von hie&#x017F;iger Obrigkeit, wegen der vielen dar-<lb/>
unter verborgenen Dieberey bis in den September<lb/>
verboten worden.</p><lb/>
          <p>Wenn ich meine Korn-Aecker gleich nach der<lb/>
Ernde umpflu&#x0364;gen la&#x017F;&#x017F;e, &#x017F;o ge&#x017F;chiehet &#x017F;olches kei-<lb/>
nesweges um den armen Leuten die Stoppeln zu<lb/>
entziehen, &#x017F;ondern weil das Land zur abermaligen<lb/>
Winter-Saat nothwendig &#x017F;chleunig muß zuberei-<lb/>
tet werden. Jch wolte es vielmehr allezeit lieber<lb/>
&#x017F;ehen, daß die Stoppeln von den Aeckern herunter<lb/>
wa&#x0364;ren, und die armen Leute &#x017F;olche in ihren Ha&#x0364;u-<lb/>
&#x017F;ern ha&#x0364;tten, als daß &#x017F;ie mit eingeackert werden.<lb/>
Denn wenn &#x017F;olche Jahre kommen, in welchen es<lb/>
viele Ma&#x0364;u&#x017F;e giebet, &#x017F;o retiriren &#x017F;ich &#x017F;olche von wei-<lb/>
ten unter die eingepflu&#x0364;gten Stoppeln, bauen ihre<lb/>
Ne&#x017F;ter darein, und thun &#x017F;o wohl an den ausge-<lb/>
&#x017F;treueten Samen, als an der aufgegangenen Saat<lb/>
im Herb&#x017F;te, und den Winter u&#x0364;ber unter dem Schnee<lb/>
gro&#x017F;&#x017F;en Schaden.</p><lb/>
          <p>Hierinnen do&#x0364;rfte mir von manchen wieder&#x017F;pro-<lb/>
chen werden. Die Einwendung wird &#x017F;eyn:<lb/>
Wenn das auf dem Acker zuru&#x0364;k gebliebene Stroh<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">oder</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[95/0130] uͤberhaupt. die Ackerleute Zeit gewinnen moͤchten, die Stop- peln als eine Beſſerung unter zu ackern. Ja, viele, wenn ſie geſehen, daß ich, wie oben p. 50. gedacht worden, gleich nach der Ernde die Rocken-Stop- peln umpfluͤgen laſſen, ſo ſind ſie auch auf die Ge- danken gekommen, daß ich ſolches um der Beſſe- rung willen thaͤte. Allein ich halte davor, daß die Stoppeln zur Duͤngung wenig oder nichts bey- tragen, und iſt das Rech-Stroh-Sammeln viel- mehr von hieſiger Obrigkeit, wegen der vielen dar- unter verborgenen Dieberey bis in den September verboten worden. Wenn ich meine Korn-Aecker gleich nach der Ernde umpfluͤgen laſſe, ſo geſchiehet ſolches kei- nesweges um den armen Leuten die Stoppeln zu entziehen, ſondern weil das Land zur abermaligen Winter-Saat nothwendig ſchleunig muß zuberei- tet werden. Jch wolte es vielmehr allezeit lieber ſehen, daß die Stoppeln von den Aeckern herunter waͤren, und die armen Leute ſolche in ihren Haͤu- ſern haͤtten, als daß ſie mit eingeackert werden. Denn wenn ſolche Jahre kommen, in welchen es viele Maͤuſe giebet, ſo retiriren ſich ſolche von wei- ten unter die eingepfluͤgten Stoppeln, bauen ihre Neſter darein, und thun ſo wohl an den ausge- ſtreueten Samen, als an der aufgegangenen Saat im Herbſte, und den Winter uͤber unter dem Schnee groſſen Schaden. Hierinnen doͤrfte mir von manchen wiederſpro- chen werden. Die Einwendung wird ſeyn: Wenn das auf dem Acker zuruͤk gebliebene Stroh oder

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz05_1754
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz05_1754/130
Zitationshilfe: Reichardt, Christian: Land- und Garten-Schatzes. Bd. 5. Erfurt, 1754, S. 95. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz05_1754/130>, abgerufen am 18.05.2024.