Sommer giebt, sowol blühet als auch seinen rei- fen Samen bringet.
Wenn er den Winter über im Garten blei- ben sol, so häufelt man die Erde rings herum, und bedecket die Stöcke mit Moos oder leichtem Pferde-Mist. Einige pflegen sie auch gegen den Winter auszuheben, verpflanzen sie in Kasten und bringen solche in ein Gewächs-Haus, alwo sie den Winter über mit sehr weniger Feuchtigkeit erhalten werden. Jm Frühjahre wenn man merket, daß keine Fröste mehr kommen möchten, werden sie wiederum in das Land gesetzet, und wachsen hernachmalen stärker, bringen auch ge- meiniglich guten Samen. Jch habe sie öfters Armes dicke erzogen.
Es machen die Jtaliäner von dieser Speise etwas sonderliches, und hat solches Herr D. Elz- holz p. 117. in seinem neuangelegten Garten-Bu- che also beschrieben;
"Süsser Fenchel aus Welsch- "land, welcher jenen an Gütigkeit weit übertrift, "also, daß sich auch die rohen Stengel mit Au- "muth essen lassen: einige geniessen sie vor sich, "andere mit Salz und Pfeffer: etliche machen sie "mit Essig ein, und stellen sie auf bey Gebrate- "nes. Viele schneiden die jungen Blätter mit "unter die Lactucke, derselben Kälte damit zu mä- "sigen, und den Geschmack zu verbessern."
Wenn der Same 4. Jahre hier erzogen wird, so degeneriret er, oder verwandelt sich in den ge- meinen, weßwegen man nach 3. Jahren wiede- rum andere verschreiben muß. Wenn die Stengel
7. bis
C 4
Kuͤchen-Kraͤutern.
Sommer giebt, ſowol bluͤhet als auch ſeinen rei- fen Samen bringet.
Wenn er den Winter uͤber im Garten blei- ben ſol, ſo haͤufelt man die Erde rings herum, und bedecket die Stoͤcke mit Moos oder leichtem Pferde-Miſt. Einige pflegen ſie auch gegen den Winter auszuheben, verpflanzen ſie in Kaſten und bringen ſolche in ein Gewaͤchs-Haus, alwo ſie den Winter uͤber mit ſehr weniger Feuchtigkeit erhalten werden. Jm Fruͤhjahre wenn man merket, daß keine Froͤſte mehr kommen moͤchten, werden ſie wiederum in das Land geſetzet, und wachſen hernachmalen ſtaͤrker, bringen auch ge- meiniglich guten Samen. Jch habe ſie oͤfters Armes dicke erzogen.
Es machen die Jtaliaͤner von dieſer Speiſe etwas ſonderliches, und hat ſolches Herr D. Elz- holz p. 117. in ſeinem neuangelegten Garten-Bu- che alſo beſchrieben;
„Suͤſſer Fenchel aus Welſch- „land, welcher jenen an Guͤtigkeit weit uͤbertrift, „alſo, daß ſich auch die rohen Stengel mit Au- „muth eſſen laſſen: einige genieſſen ſie vor ſich, „andere mit Salz und Pfeffer: etliche machen ſie „mit Eſſig ein, und ſtellen ſie auf bey Gebrate- „nes. Viele ſchneiden die jungen Blaͤtter mit „unter die Lactucke, derſelben Kaͤlte damit zu maͤ- „ſigen, und den Geſchmack zu verbeſſern.“
Wenn der Same 4. Jahre hier erzogen wird, ſo degeneriret er, oder verwandelt ſich in den ge- meinen, weßwegen man nach 3. Jahren wiede- rum andere verſchreiben muß. Wenn die Stengel
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Kuͤchen-Kraͤutern.
Sommer giebt, ſowol bluͤhet als auch ſeinen rei-
fen Samen bringet.
Wenn er den Winter uͤber im Garten blei-
ben ſol, ſo haͤufelt man die Erde rings herum,
und bedecket die Stoͤcke mit Moos oder leichtem
Pferde-Miſt. Einige pflegen ſie auch gegen den
Winter auszuheben, verpflanzen ſie in Kaſten
und bringen ſolche in ein Gewaͤchs-Haus, alwo
ſie den Winter uͤber mit ſehr weniger Feuchtigkeit
erhalten werden. Jm Fruͤhjahre wenn man
merket, daß keine Froͤſte mehr kommen moͤchten,
werden ſie wiederum in das Land geſetzet, und
wachſen hernachmalen ſtaͤrker, bringen auch ge-
meiniglich guten Samen. Jch habe ſie oͤfters
Armes dicke erzogen.
Es machen die Jtaliaͤner von dieſer Speiſe
etwas ſonderliches, und hat ſolches Herr D. Elz-
holz p. 117. in ſeinem neuangelegten Garten-Bu-
che alſo beſchrieben;
„Suͤſſer Fenchel aus Welſch-
„land, welcher jenen an Guͤtigkeit weit uͤbertrift,
„alſo, daß ſich auch die rohen Stengel mit Au-
„muth eſſen laſſen: einige genieſſen ſie vor ſich,
„andere mit Salz und Pfeffer: etliche machen ſie
„mit Eſſig ein, und ſtellen ſie auf bey Gebrate-
„nes. Viele ſchneiden die jungen Blaͤtter mit
„unter die Lactucke, derſelben Kaͤlte damit zu maͤ-
„ſigen, und den Geſchmack zu verbeſſern.“
Wenn der Same 4. Jahre hier erzogen wird,
ſo degeneriret er, oder verwandelt ſich in den ge-
meinen, weßwegen man nach 3. Jahren wiede-
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Reichardt, Christian: Land- u. Garten-Schatzes. Bd. 4. Erfurt, 1753, S. 39. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz04_1753/49>, abgerufen am 22.07.2024.
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