der Wurzeln machet man 2 Schuh weite, und 3 auch wohl mehr Schuh tiefe Gruben den ganzen Garten hindurch, und suchet die stärcksten und längsten Wurzeln auf, die kleinen Neben-Ranken lässet man in der Erden zurück, welche nachgehends wieder aufschiessen.
Finden diese Wurzeln eine solche gute und geschlachte Erde, wie oben beschrieben worden, so kan man sie nicht leicht vertilgen, und wer die- ses nicht verstehet, hat seine Noth damit. Doch ist es ein leichtes, wenn man nur, so bald als ein Stengel hervor schiesset, solchen mit den Hän- den heraus reisset, und dieses so lange continuiret, bis keine aufschiessende Blätter und Zweige mehr zu merken sind, welches auch in dem 3ten Theile p. 192. bey dem Meer-Rettig angegeben worden.
Vor vielen Jahren war ich begierig dieses Ge- wächse, sowol nach der äuserlichen Gestalt zu kennen, als auch die Art wie die Wurzeln in der Erden sich vermehreten und in einer Vielheit erzeuget werden könten, zu erfahren; ich hatte aber keine Gelegen- heit, solches alhier zu bekommen. Es fügte sich hierauf von ohngefehr, daß ein Bamberger bey einen Materialisten kam, und verkaufte beynahe 1 Centner dergleichen ausgegrabene und fein sau- ber abgeputzte Wurzeln um ein wohlfeiles Geld. Jch betrachtete dieselben, und fand, daß sie noch zähe waren, und noch Feuchtigkeit bey sich hatten. Jch bat mir dahero aus, von diesen Wurzeln zwey Stücker abzuschneiden, welches mir auch erlaubet wurde. Nachdem ich nun solche um den halben
No-
O 2
gehoͤrigen Kraͤutern und Wurzeln.
der Wurzeln machet man 2 Schuh weite, und 3 auch wohl mehr Schuh tiefe Gruben den ganzen Garten hindurch, und ſuchet die ſtaͤrckſten und laͤngſten Wurzeln auf, die kleinen Neben-Ranken laͤſſet man in der Erden zuruͤck, welche nachgehends wieder aufſchieſſen.
Finden dieſe Wurzeln eine ſolche gute und geſchlachte Erde, wie oben beſchrieben worden, ſo kan man ſie nicht leicht vertilgen, und wer die- ſes nicht verſtehet, hat ſeine Noth damit. Doch iſt es ein leichtes, wenn man nur, ſo bald als ein Stengel hervor ſchieſſet, ſolchen mit den Haͤn- den heraus reiſſet, und dieſes ſo lange continuiret, bis keine aufſchieſſende Blaͤtter und Zweige mehr zu merken ſind, welches auch in dem 3ten Theile p. 192. bey dem Meer-Rettig angegeben worden.
Vor vielen Jahren war ich begierig dieſes Ge- waͤchſe, ſowol nach der aͤuſerlichen Geſtalt zu kennen, als auch die Art wie die Wurzeln in der Erden ſich vermehreten und in einer Vielheit erzeuget werden koͤnten, zu erfahren; ich hatte aber keine Gelegen- heit, ſolches alhier zu bekommen. Es fuͤgte ſich hierauf von ohngefehr, daß ein Bamberger bey einen Materialiſten kam, und verkaufte beynahe 1 Centner dergleichen ausgegrabene und fein ſau- ber abgeputzte Wurzeln um ein wohlfeiles Geld. Jch betrachtete dieſelben, und fand, daß ſie noch zaͤhe waren, und noch Feuchtigkeit bey ſich hatten. Jch bat mir dahero aus, von dieſen Wurzeln zwey Stuͤcker abzuſchneiden, welches mir auch erlaubet wurde. Nachdem ich nun ſolche um den halben
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gehoͤrigen Kraͤutern und Wurzeln.
der Wurzeln machet man 2 Schuh weite, und 3
auch wohl mehr Schuh tiefe Gruben den ganzen
Garten hindurch, und ſuchet die ſtaͤrckſten und
laͤngſten Wurzeln auf, die kleinen Neben-Ranken
laͤſſet man in der Erden zuruͤck, welche nachgehends
wieder aufſchieſſen.
Finden dieſe Wurzeln eine ſolche gute und
geſchlachte Erde, wie oben beſchrieben worden,
ſo kan man ſie nicht leicht vertilgen, und wer die-
ſes nicht verſtehet, hat ſeine Noth damit. Doch
iſt es ein leichtes, wenn man nur, ſo bald als
ein Stengel hervor ſchieſſet, ſolchen mit den Haͤn-
den heraus reiſſet, und dieſes ſo lange continuiret,
bis keine aufſchieſſende Blaͤtter und Zweige mehr
zu merken ſind, welches auch in dem 3ten Theile
p. 192. bey dem Meer-Rettig angegeben worden.
Vor vielen Jahren war ich begierig dieſes Ge-
waͤchſe, ſowol nach der aͤuſerlichen Geſtalt zu kennen,
als auch die Art wie die Wurzeln in der Erden ſich
vermehreten und in einer Vielheit erzeuget werden
koͤnten, zu erfahren; ich hatte aber keine Gelegen-
heit, ſolches alhier zu bekommen. Es fuͤgte ſich
hierauf von ohngefehr, daß ein Bamberger bey
einen Materialiſten kam, und verkaufte beynahe
1 Centner dergleichen ausgegrabene und fein ſau-
ber abgeputzte Wurzeln um ein wohlfeiles Geld.
Jch betrachtete dieſelben, und fand, daß ſie noch
zaͤhe waren, und noch Feuchtigkeit bey ſich hatten.
Jch bat mir dahero aus, von dieſen Wurzeln zwey
Stuͤcker abzuſchneiden, welches mir auch erlaubet
wurde. Nachdem ich nun ſolche um den halben
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Reichardt, Christian: Land- u. Garten-Schatzes. Bd. 4. Erfurt, 1753, S. 211. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz04_1753/221>, abgerufen am 19.07.2024.
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