Reichardt, Christian: Land- u. Garten-Schatzes. Bd. 4. Erfurt, 1753.6. Cap. Von einigen zur Arzeney geschehen, sonsten verwelken dieselben, und ihre be-sten Kräfte evaporiren. Die Wurzeln dörfen auch, wo möglich, nicht abgewaschen oder mit Wasser benetzet werden, sondern sie müssen alsobald, wenn sie noch frisch sind, mit einem stumpfen Messer, oder mit einem hierzu geschnittenen scharfen Holze gesäubert, und sonderlich von der daran gebliebenen Erde gereini- get werden. Einige pflegen auch die Wurzeln zum Theil als Alant und dergleichen, in Scheiblein zu schnei- den, ziehen einen Faden durch, hengen sie also auf, und lassen sie trocken werden, andere lassen sie auch ganz, und beydes ist gut, wenn sie nur in der Trocknung wohl in Obacht genommen werden. Zur Arzeney dauren einige Wurzeln drey bis vier Jahre, als Alant; einige aber wohl fünf bis sechs Jahre, als Angelica und dergleichen. Sind die Wurzeln also gesamlet und recht wohl gereiniget worden, so müssen sie an einem lüf- tigen und schattigen Ort, welchen aber die Sonne nicht bescheinen kan, nach einander fein dünne ge- leget werden. Alle Wurzeln, wenn sie auf die Böden ge- bracht worden, müssen zum wenigsten alle zwey Tage, sonderlich wenn Regen-Wetter einfält, um- gewendet werden, iudem sie zu solcher Zeit gewal- tige Feuchtigkeit an sich ziehen; wenn dieses nicht geschiehet, so werden sie grau und schimlicht, daß sie hernach nicht mehr zum Gebrauch, vielweniger zum Verkauf dienlich sind. Man
6. Cap. Von einigen zur Arzeney geſchehen, ſonſten verwelken dieſelben, und ihre be-ſten Kraͤfte evaporiren. Die Wurzeln doͤrfen auch, wo moͤglich, nicht abgewaſchen oder mit Waſſer benetzet werden, ſondern ſie muͤſſen alſobald, wenn ſie noch friſch ſind, mit einem ſtumpfen Meſſer, oder mit einem hierzu geſchnittenen ſcharfen Holze geſaͤubert, und ſonderlich von der daran gebliebenen Erde gereini- get werden. Einige pflegen auch die Wurzeln zum Theil als Alant und dergleichen, in Scheiblein zu ſchnei- den, ziehen einen Faden durch, hengen ſie alſo auf, und laſſen ſie trocken werden, andere laſſen ſie auch ganz, und beydes iſt gut, wenn ſie nur in der Trocknung wohl in Obacht genommen werden. Zur Arzeney dauren einige Wurzeln drey bis vier Jahre, als Alant; einige aber wohl fuͤnf bis ſechs Jahre, als Angelica und dergleichen. Sind die Wurzeln alſo geſamlet und recht wohl gereiniget worden, ſo muͤſſen ſie an einem luͤf- tigen und ſchattigen Ort, welchen aber die Sonne nicht beſcheinen kan, nach einander fein duͤnne ge- leget werden. Alle Wurzeln, wenn ſie auf die Boͤden ge- bracht worden, muͤſſen zum wenigſten alle zwey Tage, ſonderlich wenn Regen-Wetter einfaͤlt, um- gewendet werden, iudem ſie zu ſolcher Zeit gewal- tige Feuchtigkeit an ſich ziehen; wenn dieſes nicht geſchiehet, ſo werden ſie grau und ſchimlicht, daß ſie hernach nicht mehr zum Gebrauch, vielweniger zum Verkauf dienlich ſind. Man
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6. Cap. Von einigen zur Arzeney
geſchehen, ſonſten verwelken dieſelben, und ihre be-
ſten Kraͤfte evaporiren.
Die Wurzeln doͤrfen auch, wo moͤglich, nicht
abgewaſchen oder mit Waſſer benetzet werden,
ſondern ſie muͤſſen alſobald, wenn ſie noch friſch
ſind, mit einem ſtumpfen Meſſer, oder mit einem
hierzu geſchnittenen ſcharfen Holze geſaͤubert, und
ſonderlich von der daran gebliebenen Erde gereini-
get werden.
Einige pflegen auch die Wurzeln zum Theil
als Alant und dergleichen, in Scheiblein zu ſchnei-
den, ziehen einen Faden durch, hengen ſie alſo auf,
und laſſen ſie trocken werden, andere laſſen ſie auch
ganz, und beydes iſt gut, wenn ſie nur in der
Trocknung wohl in Obacht genommen werden.
Zur Arzeney dauren einige Wurzeln drey bis
vier Jahre, als Alant; einige aber wohl fuͤnf bis
ſechs Jahre, als Angelica und dergleichen.
Sind die Wurzeln alſo geſamlet und recht
wohl gereiniget worden, ſo muͤſſen ſie an einem luͤf-
tigen und ſchattigen Ort, welchen aber die Sonne
nicht beſcheinen kan, nach einander fein duͤnne ge-
leget werden.
Alle Wurzeln, wenn ſie auf die Boͤden ge-
bracht worden, muͤſſen zum wenigſten alle zwey
Tage, ſonderlich wenn Regen-Wetter einfaͤlt, um-
gewendet werden, iudem ſie zu ſolcher Zeit gewal-
tige Feuchtigkeit an ſich ziehen; wenn dieſes nicht
geſchiehet, ſo werden ſie grau und ſchimlicht, daß
ſie hernach nicht mehr zum Gebrauch, vielweniger
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Zitationshilfe: | Reichardt, Christian: Land- u. Garten-Schatzes. Bd. 4. Erfurt, 1753, S. 188. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz04_1753/198>, abgerufen am 16.02.2025. |