habe keine Nachricht erhalten können. Doch wil ich nach meiner Erfahrung solches alhier be- schreiben.
Erstlich wird dieser Same im April auf ein gutes Garten-Beet gesäet, und wenn er erwach- sen, läst man ihn, wenn es den Tag vorher gereg- net, auf ein wohl gegrabenes Land, welches noch Besserung in sich hat, einen Schuh weit in die Län- ge, und anderthalb Schuh weit in die Quere von einander stecken. Man lässet die Stöcke den Win- ter über im Lande also stehen, indem sie nicht leicht als nur in trockenen Frösten zu Grunde gehen. Um deßwillen pflegen auch einige eine Anzahl Stö- cke mit ihren Wurzeln auszuheben, und im Kel- ler oder in Gruben zu verwahren, damit sie die Reihen auf das zukünftige Frühjahr, wo die Stö- cke ausgegangen sind, mit frischen ausbessern können. Wil man sie aber aus Furcht vor den Frösten alle in den Gruben oder Kellern auf behal- ten, so ist es desto sicherer.
Auf das Frühjah[r] bringet man sie reihen- weise, wie schon gesagt, auf ein wohl zubereitetes Land, so daß man darzwischen hingehen, und wenn sie in ihre Stengel treiben wollen, das Unkraut mit einer breiten Hacke hinweg schaffen kan. Man- che Leute pflegen auch die Stöcke mit Erde anzu- häufeln, wornach ihre Stengel besser in die Höhe wachsen sollen.
Wenn nun im August oder September der Same anfängt reif zu werden, so gehet man zwi- schen den Reihen gemächlich hindurch, damit man
die
Specerey-Fruͤchten.
habe keine Nachricht erhalten koͤnnen. Doch wil ich nach meiner Erfahrung ſolches alhier be- ſchreiben.
Erſtlich wird dieſer Same im April auf ein gutes Garten-Beet geſaͤet, und wenn er erwach- ſen, laͤſt man ihn, wenn es den Tag vorher gereg- net, auf ein wohl gegrabenes Land, welches noch Beſſerung in ſich hat, einen Schuh weit in die Laͤn- ge, und anderthalb Schuh weit in die Quere von einander ſtecken. Man laͤſſet die Stoͤcke den Win- ter uͤber im Lande alſo ſtehen, indem ſie nicht leicht als nur in trockenen Froͤſten zu Grunde gehen. Um deßwillen pflegen auch einige eine Anzahl Stoͤ- cke mit ihren Wurzeln auszuheben, und im Kel- ler oder in Gruben zu verwahren, damit ſie die Reihen auf das zukuͤnftige Fruͤhjahr, wo die Stoͤ- cke ausgegangen ſind, mit friſchen ausbeſſern koͤnnen. Wil man ſie aber aus Furcht vor den Froͤſten alle in den Gruben oder Kellern auf behal- ten, ſo iſt es deſto ſicherer.
Auf das Fruͤhjah[r] bringet man ſie reihen- weiſe, wie ſchon geſagt, auf ein wohl zubereitetes Land, ſo daß man darzwiſchen hingehen, und wenn ſie in ihre Stengel treiben wollen, das Unkraut mit einer breiten Hacke hinweg ſchaffen kan. Man- che Leute pflegen auch die Stoͤcke mit Erde anzu- haͤufeln, wornach ihre Stengel beſſer in die Hoͤhe wachſen ſollen.
Wenn nun im Auguſt oder September der Same anfaͤngt reif zu werden, ſo gehet man zwi- ſchen den Reihen gemaͤchlich hindurch, damit man
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Specerey-Fruͤchten.
habe keine Nachricht erhalten koͤnnen. Doch wil
ich nach meiner Erfahrung ſolches alhier be-
ſchreiben.
Erſtlich wird dieſer Same im April auf ein
gutes Garten-Beet geſaͤet, und wenn er erwach-
ſen, laͤſt man ihn, wenn es den Tag vorher gereg-
net, auf ein wohl gegrabenes Land, welches noch
Beſſerung in ſich hat, einen Schuh weit in die Laͤn-
ge, und anderthalb Schuh weit in die Quere von
einander ſtecken. Man laͤſſet die Stoͤcke den Win-
ter uͤber im Lande alſo ſtehen, indem ſie nicht leicht
als nur in trockenen Froͤſten zu Grunde gehen.
Um deßwillen pflegen auch einige eine Anzahl Stoͤ-
cke mit ihren Wurzeln auszuheben, und im Kel-
ler oder in Gruben zu verwahren, damit ſie die
Reihen auf das zukuͤnftige Fruͤhjahr, wo die Stoͤ-
cke ausgegangen ſind, mit friſchen ausbeſſern
koͤnnen. Wil man ſie aber aus Furcht vor den
Froͤſten alle in den Gruben oder Kellern auf behal-
ten, ſo iſt es deſto ſicherer.
Auf das Fruͤhjahr bringet man ſie reihen-
weiſe, wie ſchon geſagt, auf ein wohl zubereitetes
Land, ſo daß man darzwiſchen hingehen, und wenn
ſie in ihre Stengel treiben wollen, das Unkraut
mit einer breiten Hacke hinweg ſchaffen kan. Man-
che Leute pflegen auch die Stoͤcke mit Erde anzu-
haͤufeln, wornach ihre Stengel beſſer in die Hoͤhe
wachſen ſollen.
Wenn nun im Auguſt oder September der
Same anfaͤngt reif zu werden, ſo gehet man zwi-
ſchen den Reihen gemaͤchlich hindurch, damit man
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Reichardt, Christian: Land- u. Garten-Schatzes. Bd. 4. Erfurt, 1753, S. 109. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz04_1753/119>, abgerufen am 16.02.2025.
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