Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Reichardt, Christian: Land- u. Garten-Schatzes. Bd. 3. Erfurt, 1753.

Bild:
<< vorherige Seite

5. Cap. Von den Schälken
dienen, daß sowohl die Nebensprossen, als die blo-
sen Strunken, wenn sie von auserlesenen und äch-
ten Häuptern sind, eben so guten Samen, wiewohl
nicht in solcher Vielheit, als die Herz-Stengel her-
vor bringen.

Es scheinet mir auch, daß der Herr Verfas-
ser dem Lande, dessen Zubereitung und dem Cli-
mati
die Schuld beymessen wolle, allein die Er-
fahrung lehret ebenfals ganz ein anderes. Denn
ein jeder Acker-Verständiger, welcher damit um-
gehet, wird gewiß bey der Erziehung seiner
Kraut-Köpfe eingesehen haben, daß, wenn er an-
ders eine gute Art Steck-Pflanzen überkommen
hat, daß sie auf allen Ländereyen eben die Natur,
welche sie vorhero gehabt, behalten, es mag nun
das Land so gut oder schlecht zubereitet seyn als es
immer wolle. Und wer wird wohl Kraut, Mör-
sing und dergleichen Pflanzen auf einen schlimmen
und nicht gedüngeten Acker stecken lassen, und eben
solche grose Köpfe als auf einem gedüngeten und
wohlgegrabenen Lande verlangen? Gesetzt, man
steckte auf einen magern Acker eine gute Art Pflan-
zen, so ist gewiß, daß sie eben so gut als sie vor-
hero gewesen, bleiben, und ob sie gleich wegen
Mangel der Nahrung und des schlechten Landes
nicht so grose, auch wohl gar keine feste Köpfe
bekommen, so bleibet doch in ihnen eben die Natur
und Eigenschaft, wovon auch in dem ersten Theile
p. 54. kan nachgelesen werden.

Die wahre Ursache von der andern Art de-
rer Schälke bestehet also vielmehr darinnen, wenn

man

5. Cap. Von den Schaͤlken
dienen, daß ſowohl die Nebenſproſſen, als die blo-
ſen Strunken, wenn ſie von auserleſenen und aͤch-
ten Haͤuptern ſind, eben ſo guten Samen, wiewohl
nicht in ſolcher Vielheit, als die Herz-Stengel her-
vor bringen.

Es ſcheinet mir auch, daß der Herr Verfaſ-
ſer dem Lande, deſſen Zubereitung und dem Cli-
mati
die Schuld beymeſſen wolle, allein die Er-
fahrung lehret ebenfals ganz ein anderes. Denn
ein jeder Acker-Verſtaͤndiger, welcher damit um-
gehet, wird gewiß bey der Erziehung ſeiner
Kraut-Koͤpfe eingeſehen haben, daß, wenn er an-
ders eine gute Art Steck-Pflanzen uͤberkommen
hat, daß ſie auf allen Laͤndereyen eben die Natur,
welche ſie vorhero gehabt, behalten, es mag nun
das Land ſo gut oder ſchlecht zubereitet ſeyn als es
immer wolle. Und wer wird wohl Kraut, Moͤr-
ſing und dergleichen Pflanzen auf einen ſchlimmen
und nicht geduͤngeten Acker ſtecken laſſen, und eben
ſolche groſe Koͤpfe als auf einem geduͤngeten und
wohlgegrabenen Lande verlangen? Geſetzt, man
ſteckte auf einen magern Acker eine gute Art Pflan-
zen, ſo iſt gewiß, daß ſie eben ſo gut als ſie vor-
hero geweſen, bleiben, und ob ſie gleich wegen
Mangel der Nahrung und des ſchlechten Landes
nicht ſo groſe, auch wohl gar keine feſte Koͤpfe
bekommen, ſo bleibet doch in ihnen eben die Natur
und Eigenſchaft, wovon auch in dem erſten Theile
p. 54. kan nachgeleſen werden.

Die wahre Urſache von der andern Art de-
rer Schaͤlke beſtehet alſo vielmehr darinnen, wenn

man
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0076" n="70"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">5. Cap. Von den Scha&#x0364;lken</hi></fw><lb/>
dienen, daß &#x017F;owohl die Neben&#x017F;pro&#x017F;&#x017F;en, als die blo-<lb/>
&#x017F;en Strunken, wenn &#x017F;ie von auserle&#x017F;enen und a&#x0364;ch-<lb/>
ten Ha&#x0364;uptern &#x017F;ind, eben &#x017F;o guten Samen, wiewohl<lb/>
nicht in &#x017F;olcher Vielheit, als die Herz-Stengel her-<lb/>
vor bringen.</p><lb/>
          <p>Es &#x017F;cheinet mir auch, daß der Herr Verfa&#x017F;-<lb/>
&#x017F;er dem Lande, de&#x017F;&#x017F;en Zubereitung und dem <hi rendition="#aq">Cli-<lb/>
mati</hi> die Schuld beyme&#x017F;&#x017F;en wolle, allein die Er-<lb/>
fahrung lehret ebenfals ganz ein anderes. Denn<lb/>
ein jeder Acker-Ver&#x017F;ta&#x0364;ndiger, welcher damit um-<lb/>
gehet, wird gewiß bey der Erziehung &#x017F;einer<lb/>
Kraut-Ko&#x0364;pfe einge&#x017F;ehen haben, daß, wenn er an-<lb/>
ders eine gute Art Steck-Pflanzen u&#x0364;berkommen<lb/>
hat, daß &#x017F;ie auf allen La&#x0364;ndereyen eben die Natur,<lb/>
welche &#x017F;ie vorhero gehabt, behalten, es mag nun<lb/>
das Land &#x017F;o gut oder &#x017F;chlecht zubereitet &#x017F;eyn als es<lb/>
immer wolle. Und wer wird wohl Kraut, Mo&#x0364;r-<lb/>
&#x017F;ing und dergleichen Pflanzen auf einen &#x017F;chlimmen<lb/>
und nicht gedu&#x0364;ngeten Acker &#x017F;tecken la&#x017F;&#x017F;en, und eben<lb/>
&#x017F;olche gro&#x017F;e Ko&#x0364;pfe als auf einem gedu&#x0364;ngeten und<lb/>
wohlgegrabenen Lande verlangen? Ge&#x017F;etzt, man<lb/>
&#x017F;teckte auf einen magern Acker eine gute Art Pflan-<lb/>
zen, &#x017F;o i&#x017F;t gewiß, daß &#x017F;ie eben &#x017F;o gut als &#x017F;ie vor-<lb/>
hero gewe&#x017F;en, bleiben, und ob &#x017F;ie gleich wegen<lb/>
Mangel der Nahrung und des &#x017F;chlechten Landes<lb/>
nicht &#x017F;o gro&#x017F;e, auch wohl gar keine fe&#x017F;te Ko&#x0364;pfe<lb/>
bekommen, &#x017F;o bleibet doch in ihnen eben die Natur<lb/>
und Eigen&#x017F;chaft, wovon auch in dem er&#x017F;ten Theile<lb/>
p. 54. kan nachgele&#x017F;en werden.</p><lb/>
          <p>Die wahre Ur&#x017F;ache von der andern Art de-<lb/>
rer Scha&#x0364;lke be&#x017F;tehet al&#x017F;o vielmehr darinnen, wenn<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">man</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[70/0076] 5. Cap. Von den Schaͤlken dienen, daß ſowohl die Nebenſproſſen, als die blo- ſen Strunken, wenn ſie von auserleſenen und aͤch- ten Haͤuptern ſind, eben ſo guten Samen, wiewohl nicht in ſolcher Vielheit, als die Herz-Stengel her- vor bringen. Es ſcheinet mir auch, daß der Herr Verfaſ- ſer dem Lande, deſſen Zubereitung und dem Cli- mati die Schuld beymeſſen wolle, allein die Er- fahrung lehret ebenfals ganz ein anderes. Denn ein jeder Acker-Verſtaͤndiger, welcher damit um- gehet, wird gewiß bey der Erziehung ſeiner Kraut-Koͤpfe eingeſehen haben, daß, wenn er an- ders eine gute Art Steck-Pflanzen uͤberkommen hat, daß ſie auf allen Laͤndereyen eben die Natur, welche ſie vorhero gehabt, behalten, es mag nun das Land ſo gut oder ſchlecht zubereitet ſeyn als es immer wolle. Und wer wird wohl Kraut, Moͤr- ſing und dergleichen Pflanzen auf einen ſchlimmen und nicht geduͤngeten Acker ſtecken laſſen, und eben ſolche groſe Koͤpfe als auf einem geduͤngeten und wohlgegrabenen Lande verlangen? Geſetzt, man ſteckte auf einen magern Acker eine gute Art Pflan- zen, ſo iſt gewiß, daß ſie eben ſo gut als ſie vor- hero geweſen, bleiben, und ob ſie gleich wegen Mangel der Nahrung und des ſchlechten Landes nicht ſo groſe, auch wohl gar keine feſte Koͤpfe bekommen, ſo bleibet doch in ihnen eben die Natur und Eigenſchaft, wovon auch in dem erſten Theile p. 54. kan nachgeleſen werden. Die wahre Urſache von der andern Art de- rer Schaͤlke beſtehet alſo vielmehr darinnen, wenn man

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz03_1753
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz03_1753/76
Zitationshilfe: Reichardt, Christian: Land- u. Garten-Schatzes. Bd. 3. Erfurt, 1753, S. 70. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz03_1753/76>, abgerufen am 21.11.2024.