Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Reichardt, Christian: Land- u. Garten-Schatzes. Bd. 3. Erfurt, 1753.

Bild:
<< vorherige Seite
7. Cap. Von Wurzel-Gewächsen.
nau und wohl betrachtet werden, daß nicht ein
einziges weisses oder graues Flecklein sich daran
befindet. Wenn man dergleichen an den Ret-
tigen gewahr wird, darf man solche zum Sa-
men nicht aufbehalten. Wer sich aber daran
nicht kehren wil, wird finden, daß sich die meh-
resten ausarten und in weisse verwandeln. Von
denen ausgelesenen Samen-Rettigen muß man
die Blätter mit einem Messer abschneiden lassen,
doch daß die Herze nicht beschädigt werden, son-
sten verursachen sie in den Gruben und Kellern
eine Fäulnis.
11.) Wenn ich nun alle diese jezt beschriebene
Bemühungen nebst den Kosten des Landes neh-
me, und den Rettig, welcher vier bis sechs gute
Pfennige kostet, darzu rechne hernach aber von
einem nicht allemal drey Loth Samen-Körner
überkomme, wovon das Loth für neun Pfennige,
oder wenn er nicht geräth, für einen guten Gro-
schen bezahlet wird; so werde ich hoffentlich
nicht unrecht gesagt haben, daß dieser Same,
wenn man ihn selbst erziehet, oftermalen hö-
her zu stehen komt, als wenn solcher gekaufet
wird. Es wäre denn, daß derselbe in einer
grossen Quantität erzeuget würde, daß sichs die
Mühe verlohnete, so könte wohl ein sehr kleiner
Ueberschuß bleiben.

Es pflegen auch unterweilen Jahre zu kom-
men, daß es in der Zeit, wenn man den Rettig-
Samen legen sol, nicht regnet, und gleichwol darf
man solche nicht vorbey gehen lassen, deswegen

komt
N 4
7. Cap. Von Wurzel-Gewaͤchſen.
nau und wohl betrachtet werden, daß nicht ein
einziges weiſſes oder graues Flecklein ſich daran
befindet. Wenn man dergleichen an den Ret-
tigen gewahr wird, darf man ſolche zum Sa-
men nicht aufbehalten. Wer ſich aber daran
nicht kehren wil, wird finden, daß ſich die meh-
reſten ausarten und in weiſſe verwandeln. Von
denen ausgeleſenen Samen-Rettigen muß man
die Blaͤtter mit einem Meſſer abſchneiden laſſen,
doch daß die Herze nicht beſchaͤdigt werden, ſon-
ſten verurſachen ſie in den Gruben und Kellern
eine Faͤulnis.
11.) Wenn ich nun alle dieſe jezt beſchriebene
Bemuͤhungen nebſt den Koſten des Landes neh-
me, und den Rettig, welcher vier bis ſechs gute
Pfennige koſtet, darzu rechne hernach aber von
einem nicht allemal drey Loth Samen-Koͤrner
uͤberkomme, wovon das Loth fuͤr neun Pfennige,
oder wenn er nicht geraͤth, fuͤr einen guten Gro-
ſchen bezahlet wird; ſo werde ich hoffentlich
nicht unrecht geſagt haben, daß dieſer Same,
wenn man ihn ſelbſt erziehet, oftermalen hoͤ-
her zu ſtehen komt, als wenn ſolcher gekaufet
wird. Es waͤre denn, daß derſelbe in einer
groſſen Quantitaͤt erzeuget wuͤrde, daß ſichs die
Muͤhe verlohnete, ſo koͤnte wohl ein ſehr kleiner
Ueberſchuß bleiben.

Es pflegen auch unterweilen Jahre zu kom-
men, daß es in der Zeit, wenn man den Rettig-
Samen legen ſol, nicht regnet, und gleichwol darf
man ſolche nicht vorbey gehen laſſen, deswegen

komt
N 4
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <list>
            <item><pb facs="#f0205" n="199"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">7. Cap. Von Wurzel-Gewa&#x0364;ch&#x017F;en.</hi></fw><lb/>
nau und wohl betrachtet werden, daß nicht ein<lb/>
einziges wei&#x017F;&#x017F;es oder graues Flecklein &#x017F;ich daran<lb/>
befindet. Wenn man dergleichen an den Ret-<lb/>
tigen gewahr wird, darf man &#x017F;olche zum Sa-<lb/>
men nicht aufbehalten. Wer &#x017F;ich aber daran<lb/>
nicht kehren wil, wird finden, daß &#x017F;ich die meh-<lb/>
re&#x017F;ten ausarten und in wei&#x017F;&#x017F;e verwandeln. Von<lb/>
denen ausgele&#x017F;enen Samen-Rettigen muß man<lb/>
die Bla&#x0364;tter mit einem Me&#x017F;&#x017F;er ab&#x017F;chneiden la&#x017F;&#x017F;en,<lb/>
doch daß die Herze nicht be&#x017F;cha&#x0364;digt werden, &#x017F;on-<lb/>
&#x017F;ten verur&#x017F;achen &#x017F;ie in den Gruben und Kellern<lb/>
eine Fa&#x0364;ulnis.</item><lb/>
            <item>11.) Wenn ich nun alle die&#x017F;e jezt be&#x017F;chriebene<lb/>
Bemu&#x0364;hungen neb&#x017F;t den Ko&#x017F;ten des Landes neh-<lb/>
me, und den Rettig, welcher vier bis &#x017F;echs gute<lb/>
Pfennige ko&#x017F;tet, darzu rechne hernach aber von<lb/>
einem nicht allemal drey Loth Samen-Ko&#x0364;rner<lb/>
u&#x0364;berkomme, wovon das Loth fu&#x0364;r neun Pfennige,<lb/>
oder wenn er nicht gera&#x0364;th, fu&#x0364;r einen guten Gro-<lb/>
&#x017F;chen bezahlet wird; &#x017F;o werde ich hoffentlich<lb/>
nicht unrecht ge&#x017F;agt haben, daß die&#x017F;er Same,<lb/>
wenn man ihn &#x017F;elb&#x017F;t erziehet, oftermalen ho&#x0364;-<lb/>
her zu &#x017F;tehen komt, als wenn &#x017F;olcher gekaufet<lb/>
wird. Es wa&#x0364;re denn, daß der&#x017F;elbe in einer<lb/>
gro&#x017F;&#x017F;en Quantita&#x0364;t erzeuget wu&#x0364;rde, daß &#x017F;ichs die<lb/>
Mu&#x0364;he verlohnete, &#x017F;o ko&#x0364;nte wohl ein &#x017F;ehr kleiner<lb/>
Ueber&#x017F;chuß bleiben.</item>
          </list><lb/>
          <p>Es pflegen auch unterweilen Jahre zu kom-<lb/>
men, daß es in der Zeit, wenn man den Rettig-<lb/>
Samen legen &#x017F;ol, nicht regnet, und gleichwol darf<lb/>
man &#x017F;olche nicht vorbey gehen la&#x017F;&#x017F;en, deswegen<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">N 4</fw><fw place="bottom" type="catch">komt</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[199/0205] 7. Cap. Von Wurzel-Gewaͤchſen. nau und wohl betrachtet werden, daß nicht ein einziges weiſſes oder graues Flecklein ſich daran befindet. Wenn man dergleichen an den Ret- tigen gewahr wird, darf man ſolche zum Sa- men nicht aufbehalten. Wer ſich aber daran nicht kehren wil, wird finden, daß ſich die meh- reſten ausarten und in weiſſe verwandeln. Von denen ausgeleſenen Samen-Rettigen muß man die Blaͤtter mit einem Meſſer abſchneiden laſſen, doch daß die Herze nicht beſchaͤdigt werden, ſon- ſten verurſachen ſie in den Gruben und Kellern eine Faͤulnis. 11.) Wenn ich nun alle dieſe jezt beſchriebene Bemuͤhungen nebſt den Koſten des Landes neh- me, und den Rettig, welcher vier bis ſechs gute Pfennige koſtet, darzu rechne hernach aber von einem nicht allemal drey Loth Samen-Koͤrner uͤberkomme, wovon das Loth fuͤr neun Pfennige, oder wenn er nicht geraͤth, fuͤr einen guten Gro- ſchen bezahlet wird; ſo werde ich hoffentlich nicht unrecht geſagt haben, daß dieſer Same, wenn man ihn ſelbſt erziehet, oftermalen hoͤ- her zu ſtehen komt, als wenn ſolcher gekaufet wird. Es waͤre denn, daß derſelbe in einer groſſen Quantitaͤt erzeuget wuͤrde, daß ſichs die Muͤhe verlohnete, ſo koͤnte wohl ein ſehr kleiner Ueberſchuß bleiben. Es pflegen auch unterweilen Jahre zu kom- men, daß es in der Zeit, wenn man den Rettig- Samen legen ſol, nicht regnet, und gleichwol darf man ſolche nicht vorbey gehen laſſen, deswegen komt N 4

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz03_1753
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz03_1753/205
Zitationshilfe: Reichardt, Christian: Land- u. Garten-Schatzes. Bd. 3. Erfurt, 1753, S. 199. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz03_1753/205>, abgerufen am 23.11.2024.