Und ob auch gleich bey dem Ausackern von man- chen die Schwänze hinweg gehen, so schadet es ihnen doch nicht sonderlich. Jnzwischen ist es freylich bes- ser, wenn sie auf die obige Art aus dem Lande gebracht werden; doch heisset es alhier, Noth hat kein Gesetz.
Den Winter über werden die Möhren in Kel-Gruben zum Win- ter-Behält- niß. lern und Gruben für dem Froste verwahret und auf- behalten, doch bleiben sie in dem leztern viel schöner. Wir pflegen solche Gruben gleich auf dem Felde, und zwar drey Schuh breit und drittehalb oder höch- stens drey Schuh tief anzulegen. Diese Gruben Mannes tief zu machen, kan ohnmöglich dienlich seyn, die Möhren darinnen eben so schön als in un- sern flachen Gruben zu erhalten; denn je tiefer sie ge- macht werden, desto gefährlicher und schädlicher sind sie den Möhren, und solte ich meinen, daß in einem solchen tiefen Loche, welches man hier eher für ein Grab als für eine Möhren-Grube ansehen würde im Frühjahre alle Wurzeln von der Fäulnis angeste- cket seyn müsten. Wenn das Gräfig abgeschnitten und die zackigten und kleinen Möhren, welche vor das Vieh gehören, von denen guten, welche zum Ver- kauf und in die Küche sollen aufbehalten werden, ausgelesen sind, so werden sie alsobald, ohne auf das abtrocknen zu warten, in die Gruben hinein geschaffet. Man giebt sich auch die Mühe nicht, solche erstlich zu schichten oder in Ordnung zu le- gen; sondern es wird ein Tragekorb vol um den andern hinnein geschüttet, sie mögen fallen wie sie wollen. Doch muß ein jeder Tagelöhner, so oft er einen Korb vol bringet, solchen alsobald mit
denen
7. Cap. Von Wurzel-Gewaͤchſen.
Und ob auch gleich bey dem Ausackern von man- chen die Schwaͤnze hinweg gehen, ſo ſchadet es ihnen doch nicht ſonderlich. Jnzwiſchen iſt es freylich beſ- ſer, weñ ſie auf die obige Art aus dem Lande gebracht werden; doch heiſſet es alhier, Noth hat kein Geſetz.
Den Winter uͤber werden die Moͤhren in Kel-Gruben zum Win- ter-Behaͤlt- niß. lern und Gruben fuͤr dem Froſte verwahret und auf- behalten, doch bleiben ſie in dem leztern viel ſchoͤner. Wir pflegen ſolche Gruben gleich auf dem Felde, und zwar drey Schuh breit und drittehalb oder hoͤch- ſtens drey Schuh tief anzulegen. Dieſe Gruben Mannes tief zu machen, kan ohnmoͤglich dienlich ſeyn, die Moͤhren darinnen eben ſo ſchoͤn als in un- ſern flachen Gruben zu erhalten; denn je tiefer ſie ge- macht werden, deſto gefaͤhrlicher und ſchaͤdlicher ſind ſie den Moͤhren, und ſolte ich meinen, daß in einem ſolchen tiefen Loche, welches man hier eher fuͤr ein Grab als fuͤr eine Moͤhren-Grube anſehen wuͤrde im Fruͤhjahre alle Wurzeln von der Faͤulnis angeſte- cket ſeyn muͤſten. Wenn das Graͤfig abgeſchnitten und die zackigten und kleinen Moͤhren, welche vor das Vieh gehoͤren, von denen guten, welche zum Ver- kauf und in die Kuͤche ſollen aufbehalten werden, ausgeleſen ſind, ſo werden ſie alſobald, ohne auf das abtrocknen zu warten, in die Gruben hinein geſchaffet. Man giebt ſich auch die Muͤhe nicht, ſolche erſtlich zu ſchichten oder in Ordnung zu le- gen; ſondern es wird ein Tragekorb vol um den andern hinnein geſchuͤttet, ſie moͤgen fallen wie ſie wollen. Doch muß ein jeder Tageloͤhner, ſo oft er einen Korb vol bringet, ſolchen alſobald mit
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7. Cap. Von Wurzel-Gewaͤchſen.
Und ob auch gleich bey dem Ausackern von man-
chen die Schwaͤnze hinweg gehen, ſo ſchadet es ihnen
doch nicht ſonderlich. Jnzwiſchen iſt es freylich beſ-
ſer, weñ ſie auf die obige Art aus dem Lande gebracht
werden; doch heiſſet es alhier, Noth hat kein Geſetz.
Den Winter uͤber werden die Moͤhren in Kel-
lern und Gruben fuͤr dem Froſte verwahret und auf-
behalten, doch bleiben ſie in dem leztern viel ſchoͤner.
Wir pflegen ſolche Gruben gleich auf dem Felde,
und zwar drey Schuh breit und drittehalb oder hoͤch-
ſtens drey Schuh tief anzulegen. Dieſe Gruben
Mannes tief zu machen, kan ohnmoͤglich dienlich
ſeyn, die Moͤhren darinnen eben ſo ſchoͤn als in un-
ſern flachen Gruben zu erhalten; denn je tiefer ſie ge-
macht werden, deſto gefaͤhrlicher und ſchaͤdlicher ſind
ſie den Moͤhren, und ſolte ich meinen, daß in einem
ſolchen tiefen Loche, welches man hier eher fuͤr ein
Grab als fuͤr eine Moͤhren-Grube anſehen wuͤrde
im Fruͤhjahre alle Wurzeln von der Faͤulnis angeſte-
cket ſeyn muͤſten. Wenn das Graͤfig abgeſchnitten
und die zackigten und kleinen Moͤhren, welche vor
das Vieh gehoͤren, von denen guten, welche zum Ver-
kauf und in die Kuͤche ſollen aufbehalten werden,
ausgeleſen ſind, ſo werden ſie alſobald, ohne auf
das abtrocknen zu warten, in die Gruben hinein
geſchaffet. Man giebt ſich auch die Muͤhe nicht,
ſolche erſtlich zu ſchichten oder in Ordnung zu le-
gen; ſondern es wird ein Tragekorb vol um den
andern hinnein geſchuͤttet, ſie moͤgen fallen wie ſie
wollen. Doch muß ein jeder Tageloͤhner, ſo oft
er einen Korb vol bringet, ſolchen alſobald mit
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Gruben
zum Win-
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Reichardt, Christian: Land- u. Garten-Schatzes. Bd. 3. Erfurt, 1753, S. 159. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz03_1753/165>, abgerufen am 16.07.2024.
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