sonsten verderben sie, werden welk, und sind her- nachmalen zum Pfropfen nicht dienlich.
Georg Holyck p. 16. meldet von denen Rei- sern folgendes. Nichtsweniger muß man sich vor- "sehen, daß die Reiser im Brechen oder Schnei- "den nicht auf die Erde aus der Hand fallen, denn "der Character impressionis ist mit Verwunde- "rung in der Erfahrung hernach kentlich und "merklich. Sintemal, so ein Reis im Brechen "oder Schneiden aus der Hand fält, und wird "gepfropfet, dasselbe Obst hernach gewiß diesem "Character nachfolget, und das Obst nach und "nach abfält, ehe es reif wird, bis endlich zu der "Zeit, daß es reif werden, und man es abnehmen "solte, nichts am Baume fast mehr zu finden ist. Und A. D. J. Fürstlicher Gärtner, in seinem wohl- bestelten Garten-Bau p. 359. §. 14. wie auch M. Schwimmer in seiner Physicalischen Garten- Lust p. 106 führen eben dergleichen Worte, und hat es glaublich einer von dem andern entleh- net.
Es gibt noch bis diese Stunde Leute, wel- che an dergleichen abergläubischen und abge- schmackten Dingen kleben, und sich auch hiervon nicht abdringen lassen. Wenn man ihnen gleich noch so viele Vorstellungen gethan; so bleiben sie dennoch bey ihren 18. Augen, und bilden sich ein, sie besässen hierinnen ein sonderbares Geheimnis. Jch habe von so vielen Jahren bis hieher bey Er ziehung unzähliger Bäume erfahren, daß we- der diejenigen, welche solche in fremde Her-
schaf-
5. Cap. Vom Pfropfen.
ſonſten verderben ſie, werden welk, und ſind her- nachmalen zum Pfropfen nicht dienlich.
Georg Holyck p. 16. meldet von denen Rei- ſern folgendes. Nichtsweniger muß man ſich vor- „ſehen, daß die Reiſer im Brechen oder Schnei- „den nicht auf die Erde aus der Hand fallen, denn „der Character impreſſionis iſt mit Verwunde- „rung in der Erfahrung hernach kentlich und „merklich. Sintemal, ſo ein Reis im Brechen „oder Schneiden aus der Hand faͤlt, und wird „gepfropfet, daſſelbe Obſt hernach gewiß dieſem „Character nachfolget, und das Obſt nach und „nach abfaͤlt, ehe es reif wird, bis endlich zu der „Zeit, daß es reif werden, und man es abnehmen „ſolte, nichts am Baume faſt mehr zu finden iſt. Und A. D. J. Fuͤrſtlicher Gaͤrtner, in ſeinem wohl- beſtelten Garten-Bau p. 359. §. 14. wie auch M. Schwimmer in ſeiner Phyſicaliſchen Garten- Luſt p. 106 fuͤhren eben dergleichen Worte, und hat es glaublich einer von dem andern entleh- net.
Es gibt noch bis dieſe Stunde Leute, wel- che an dergleichen aberglaͤubiſchen und abge- ſchmackten Dingen kleben, und ſich auch hiervon nicht abdringen laſſen. Wenn man ihnen gleich noch ſo viele Vorſtellungen gethan; ſo bleiben ſie dennoch bey ihren 18. Augen, und bilden ſich ein, ſie beſaͤſſen hierinnen ein ſonderbares Geheimnis. Jch habe von ſo vielen Jahren bis hieher bey Er ziehung unzaͤhliger Baͤume erfahren, daß we- der diejenigen, welche ſolche in fremde Her-
ſchaf-
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5. Cap. Vom Pfropfen.
ſonſten verderben ſie, werden welk, und ſind her-
nachmalen zum Pfropfen nicht dienlich.
Georg Holyck p. 16. meldet von denen Rei-
ſern folgendes. Nichtsweniger muß man ſich vor-
„ſehen, daß die Reiſer im Brechen oder Schnei-
„den nicht auf die Erde aus der Hand fallen, denn
„der Character impreſſionis iſt mit Verwunde-
„rung in der Erfahrung hernach kentlich und
„merklich. Sintemal, ſo ein Reis im Brechen
„oder Schneiden aus der Hand faͤlt, und wird
„gepfropfet, daſſelbe Obſt hernach gewiß dieſem
„Character nachfolget, und das Obſt nach und
„nach abfaͤlt, ehe es reif wird, bis endlich zu der
„Zeit, daß es reif werden, und man es abnehmen
„ſolte, nichts am Baume faſt mehr zu finden iſt.
Und A. D. J. Fuͤrſtlicher Gaͤrtner, in ſeinem wohl-
beſtelten Garten-Bau p. 359. §. 14. wie auch
M. Schwimmer in ſeiner Phyſicaliſchen Garten-
Luſt p. 106 fuͤhren eben dergleichen Worte, und
hat es glaublich einer von dem andern entleh-
net.
Es gibt noch bis dieſe Stunde Leute, wel-
che an dergleichen aberglaͤubiſchen und abge-
ſchmackten Dingen kleben, und ſich auch hiervon
nicht abdringen laſſen. Wenn man ihnen gleich
noch ſo viele Vorſtellungen gethan; ſo bleiben ſie
dennoch bey ihren 18. Augen, und bilden ſich ein,
ſie beſaͤſſen hierinnen ein ſonderbares Geheimnis.
Jch habe von ſo vielen Jahren bis hieher bey
Er ziehung unzaͤhliger Baͤume erfahren, daß we-
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Reichardt, Christian: Land- u. Garten-Schatzes. Bd. 2. Erfurt, 1753, S. 56. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz02_1753/88>, abgerufen am 25.07.2024.
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