Reichardt, Christian: Land- u. Garten-Schatzes. Bd. 2. Erfurt, 1753.5. Cap. Vom Pfropfen. chung derer Reiser muß man für allen Dingendahin sehen, daß dieselben nicht von solchen Obst- Bäumen, welche entweder beständig unfruchtbar sind, oder doch noch nicht getragen haben, genom- men werden: denn sie sind nicht dienlich hierzu, indem aus der Erfahrung bekant ist, daß von dergleichen Reisern wieder untragbare Bäume erzogen werden. Daher muß man sich die Pfropf- Reiser von den allerbesten und wohltragenden Arten nehmen. Es bleibet einerley Bemühung, ob man ein gutes oder schlimmes Reis aufsetzet, und also ist lieber das beste zu erwählen. Um die abgebrochenen Reiser muß allemal bey jeder Art ein Zeddel mit dem aufgeschriebenen Nahmen gebunden werden, damit man bey dem Pfropfen die Reiser nicht verwechsele. Weil man die Reiser lange aufbehalten muß, so werden sie im Garten an einem schattigten Orte in eine feine lockere Erde drey Zol tief eingedruckt; doch müs- sen die Pfropfreis-Bindel fein gleich geleget wer- den, denn diejenigen, welche nicht die Erde errei- chen, und zu welchen Luft kommen kan, verder- ben. Solte man die Reiser wegen der Fröste nicht in einen Garten in die Erde bringen kön- nen, so können auch solche auf gleiche Art in einen Scherben, welcher mit Sand oder Erde angefül- let worden, eingedrucket und in einem Keller ge- stellet werden. Wer an fremde Oerter Pfropf- Reiser versenden muß, der stecke sie 3. Zol tief in einem feichten Leimen oder Thon, thue sie in eine Schachtel, und lege darüber und darunter Mos, son- D 4
5. Cap. Vom Pfropfen. chung derer Reiſer muß man fuͤr allen Dingendahin ſehen, daß dieſelben nicht von ſolchen Obſt- Baͤumen, welche entweder beſtaͤndig unfruchtbar ſind, oder doch noch nicht getragen haben, genom- men werden: denn ſie ſind nicht dienlich hierzu, indem aus der Erfahrung bekant iſt, daß von dergleichen Reiſern wieder untragbare Baͤume erzogen werden. Daher muß man ſich die Pfropf- Reiſer von den allerbeſten und wohltragenden Arten nehmen. Es bleibet einerley Bemuͤhung, ob man ein gutes oder ſchlimmes Reis aufſetzet, und alſo iſt lieber das beſte zu erwaͤhlen. Um die abgebrochenen Reiſer muß allemal bey jeder Art ein Zeddel mit dem aufgeſchriebenen Nahmen gebunden werden, damit man bey dem Pfropfen die Reiſer nicht verwechſele. Weil man die Reiſer lange aufbehalten muß, ſo werden ſie im Garten an einem ſchattigten Orte in eine feine lockere Erde drey Zol tief eingedruckt; doch muͤſ- ſen die Pfropfreis-Bindel fein gleich geleget wer- den, denn diejenigen, welche nicht die Erde errei- chen, und zu welchen Luft kommen kan, verder- ben. Solte man die Reiſer wegen der Froͤſte nicht in einen Garten in die Erde bringen koͤn- nen, ſo koͤnnen auch ſolche auf gleiche Art in einen Scherben, welcher mit Sand oder Erde angefuͤl- let worden, eingedrucket und in einem Keller ge- ſtellet werden. Wer an fremde Oerter Pfropf- Reiſer verſenden muß, der ſtecke ſie 3. Zol tief in einem feichten Leimen oder Thon, thue ſie in eine Schachtel, und lege daruͤber und darunter Mos, ſon- D 4
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0087" n="55"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">5. Cap. Vom Pfropfen.</hi></fw><lb/> chung derer Reiſer muß man fuͤr allen Dingen<lb/> dahin ſehen, daß dieſelben nicht von ſolchen Obſt-<lb/> Baͤumen, welche entweder beſtaͤndig unfruchtbar<lb/> ſind, oder doch noch nicht getragen haben, genom-<lb/> men werden: denn ſie ſind nicht dienlich hierzu,<lb/> indem aus der Erfahrung bekant iſt, daß von<lb/> dergleichen Reiſern wieder untragbare Baͤume<lb/> erzogen werden. Daher muß man ſich die Pfropf-<lb/> Reiſer von den allerbeſten und wohltragenden<lb/> Arten nehmen. Es bleibet einerley Bemuͤhung,<lb/> ob man ein gutes oder ſchlimmes Reis aufſetzet,<lb/> und alſo iſt lieber das beſte zu erwaͤhlen. Um<lb/> die abgebrochenen Reiſer muß allemal bey jeder<lb/> Art ein Zeddel mit dem aufgeſchriebenen Nahmen<lb/> gebunden werden, damit man bey dem Pfropfen<lb/> die Reiſer nicht verwechſele. Weil man die<lb/> Reiſer lange aufbehalten muß, ſo werden ſie im<lb/> Garten an einem ſchattigten Orte in eine feine<lb/> lockere Erde drey Zol tief eingedruckt; doch muͤſ-<lb/> ſen die Pfropfreis-Bindel fein gleich geleget wer-<lb/> den, denn diejenigen, welche nicht die Erde errei-<lb/> chen, und zu welchen Luft kommen kan, verder-<lb/> ben. Solte man die Reiſer wegen der Froͤſte<lb/> nicht in einen Garten in die Erde bringen koͤn-<lb/> nen, ſo koͤnnen auch ſolche auf gleiche Art in einen<lb/> Scherben, welcher mit Sand oder Erde angefuͤl-<lb/> let worden, eingedrucket und in einem Keller ge-<lb/> ſtellet werden. Wer an fremde Oerter Pfropf-<lb/> Reiſer verſenden muß, der ſtecke ſie 3. Zol tief in<lb/> einem feichten Leimen oder Thon, thue ſie in eine<lb/> Schachtel, und lege daruͤber und darunter Mos,<lb/> <fw place="bottom" type="sig">D 4</fw><fw place="bottom" type="catch">ſon-</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [55/0087]
5. Cap. Vom Pfropfen.
chung derer Reiſer muß man fuͤr allen Dingen
dahin ſehen, daß dieſelben nicht von ſolchen Obſt-
Baͤumen, welche entweder beſtaͤndig unfruchtbar
ſind, oder doch noch nicht getragen haben, genom-
men werden: denn ſie ſind nicht dienlich hierzu,
indem aus der Erfahrung bekant iſt, daß von
dergleichen Reiſern wieder untragbare Baͤume
erzogen werden. Daher muß man ſich die Pfropf-
Reiſer von den allerbeſten und wohltragenden
Arten nehmen. Es bleibet einerley Bemuͤhung,
ob man ein gutes oder ſchlimmes Reis aufſetzet,
und alſo iſt lieber das beſte zu erwaͤhlen. Um
die abgebrochenen Reiſer muß allemal bey jeder
Art ein Zeddel mit dem aufgeſchriebenen Nahmen
gebunden werden, damit man bey dem Pfropfen
die Reiſer nicht verwechſele. Weil man die
Reiſer lange aufbehalten muß, ſo werden ſie im
Garten an einem ſchattigten Orte in eine feine
lockere Erde drey Zol tief eingedruckt; doch muͤſ-
ſen die Pfropfreis-Bindel fein gleich geleget wer-
den, denn diejenigen, welche nicht die Erde errei-
chen, und zu welchen Luft kommen kan, verder-
ben. Solte man die Reiſer wegen der Froͤſte
nicht in einen Garten in die Erde bringen koͤn-
nen, ſo koͤnnen auch ſolche auf gleiche Art in einen
Scherben, welcher mit Sand oder Erde angefuͤl-
let worden, eingedrucket und in einem Keller ge-
ſtellet werden. Wer an fremde Oerter Pfropf-
Reiſer verſenden muß, der ſtecke ſie 3. Zol tief in
einem feichten Leimen oder Thon, thue ſie in eine
Schachtel, und lege daruͤber und darunter Mos,
ſon-
D 4
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |