wie bey den einheimischen Bäumen muß verrich- tet werden.
§. 9.
Von den fremden Bäumen, welche aus Jtalien zu uns ge- bracht wer- den.
Unter allen Orangen-Bäumen halte ich die Genueser für die besten, indem sie mehrentheils schöne, hohe, gerade und starcke Stämme, und oben in der Höhe zwey gegeneinander eingesetzte Oculir-Zelken oder Reiser haben. Hingegen welche von Gard-See aus Jtalien zu uns ge- bracht werden, sind mehrentheils krum und bu- schicht; doch sind sie keinesweges wegen ihrer vie- len und schönen Sorten zu verachten, auch sollen sie fast noch besser in unsern rauhen Landen und Luft gedeyen als andere; doch ich lasse es dahin gestelt seyn, ob solches wahr oder falsch sey. Wenn man diese Bäume überkomt, so klebet meh- rentheils an den Knoten-Wurtzeln noch etwas Er- de. Sie sind so sehr zerstümmelt, daß keine Wurzeln daran zu sehen sind, und man nicht an- ders meinen solte, daß ein solcher Baum nimmer- mehr wiederum Wurzeln schlagen und bekleiben könte. Bey dem Einkauf dieser Bäume hat man sich wohl vorzusehen, daß man nicht betrogen wer- de, daher man alsobald an den Aesten die Probe machen und sehen muß, ob die Bäume entweder schon verdorben, oder aber ob die Schale noch grüne ist, und noch Feuchtigkeit in sich hat. Kle- bet sie aber etwas feste daran, so ist es ein Zeichen, daß der Saft schon sehr ausgetrocknet, welches da- her komt, wenn das Begiessen unterwegens zu wenig oder auch wohl gar nicht geschiehet. Sind
sie
12. Cap. Von Orangen-Baͤumen.
wie bey den einheimiſchen Baͤumen muß verrich- tet werden.
§. 9.
Von den fremden Baͤumen, welche aus Jtalien zu uns ge- bracht wer- den.
Unter allen Orangen-Baͤumen halte ich die Genueſer fuͤr die beſten, indem ſie mehrentheils ſchoͤne, hohe, gerade und ſtarcke Staͤmme, und oben in der Hoͤhe zwey gegeneinander eingeſetzte Oculir-Zelken oder Reiſer haben. Hingegen welche von Gard-See aus Jtalien zu uns ge- bracht werden, ſind mehrentheils krum und bu- ſchicht; doch ſind ſie keinesweges wegen ihrer vie- len und ſchoͤnen Sorten zu verachten, auch ſollen ſie faſt noch beſſer in unſern rauhen Landen und Luft gedeyen als andere; doch ich laſſe es dahin geſtelt ſeyn, ob ſolches wahr oder falſch ſey. Wenn man dieſe Baͤume uͤberkomt, ſo klebet meh- rentheils an den Knoten-Wurtzeln noch etwas Er- de. Sie ſind ſo ſehr zerſtuͤmmelt, daß keine Wurzeln daran zu ſehen ſind, und man nicht an- ders meinen ſolte, daß ein ſolcher Baum nimmer- mehr wiederum Wurzeln ſchlagen und bekleiben koͤnte. Bey dem Einkauf dieſer Baͤume hat man ſich wohl vorzuſehen, daß man nicht betrogen wer- de, daher man alſobald an den Aeſten die Probe machen und ſehen muß, ob die Baͤume entweder ſchon verdorben, oder aber ob die Schale noch gruͤne iſt, und noch Feuchtigkeit in ſich hat. Kle- bet ſie aber etwas feſte daran, ſo iſt es ein Zeichen, daß der Saft ſchon ſehr ausgetrocknet, welches da- her komt, wenn das Begieſſen unterwegens zu wenig oder auch wohl gar nicht geſchiehet. Sind
ſie
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12. Cap. Von Orangen-Baͤumen.
wie bey den einheimiſchen Baͤumen muß verrich-
tet werden.
§. 9.
Unter allen Orangen-Baͤumen halte ich die
Genueſer fuͤr die beſten, indem ſie mehrentheils
ſchoͤne, hohe, gerade und ſtarcke Staͤmme, und
oben in der Hoͤhe zwey gegeneinander eingeſetzte
Oculir-Zelken oder Reiſer haben. Hingegen
welche von Gard-See aus Jtalien zu uns ge-
bracht werden, ſind mehrentheils krum und bu-
ſchicht; doch ſind ſie keinesweges wegen ihrer vie-
len und ſchoͤnen Sorten zu verachten, auch ſollen
ſie faſt noch beſſer in unſern rauhen Landen und
Luft gedeyen als andere; doch ich laſſe es dahin
geſtelt ſeyn, ob ſolches wahr oder falſch ſey.
Wenn man dieſe Baͤume uͤberkomt, ſo klebet meh-
rentheils an den Knoten-Wurtzeln noch etwas Er-
de. Sie ſind ſo ſehr zerſtuͤmmelt, daß keine
Wurzeln daran zu ſehen ſind, und man nicht an-
ders meinen ſolte, daß ein ſolcher Baum nimmer-
mehr wiederum Wurzeln ſchlagen und bekleiben
koͤnte. Bey dem Einkauf dieſer Baͤume hat man
ſich wohl vorzuſehen, daß man nicht betrogen wer-
de, daher man alſobald an den Aeſten die Probe
machen und ſehen muß, ob die Baͤume entweder
ſchon verdorben, oder aber ob die Schale noch
gruͤne iſt, und noch Feuchtigkeit in ſich hat. Kle-
bet ſie aber etwas feſte daran, ſo iſt es ein Zeichen,
daß der Saft ſchon ſehr ausgetrocknet, welches da-
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wenig oder auch wohl gar nicht geſchiehet. Sind
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Reichardt, Christian: Land- u. Garten-Schatzes. Bd. 2. Erfurt, 1753, S. 194. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz02_1753/226>, abgerufen am 25.07.2024.
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