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Reichardt, Christian: Land- u. Garten-Schatzes. Bd. 2. Erfurt, 1753.

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12. Cap. Von Orangen-Bäumen.
über sich gehen und hervor wachsen. Jst das
Stecken der Kern geschehen, so darf man die
Scherben oder Kasten nicht in die freye Luft in
Garten stellen, denn ob sie gleich so auch aufge-
hen und hervorwachsen, so gehet es doch alzu-
langsam damit her, ehe sie können oculiret, viel
weniger gepfropfet werden. Daher muß man
ihr Aufgehen und Wachsthum auf nachfolgende
Art befördern. Man machet im Merz, April
oder May, wenn man die Kern haben kan, an
einem warmen Orte im Garten, welcher zur Son-
ne wohl gelegen ist, ein Mist-Beet mit frischem
Pferde-Mist, welcher kaum aus ben Ställen ge-
kommen, auf die Art, wie man pflegt zu den Me-
lonen und Gurken zu machen, und stellet die
Scherben oder Kasten mit den Kern auf den Mist,
und bedeckt sie oben mit Fenstern, doch solcher-
gestalt, daß bey warmen Sonnen-Schein und gu-
ter Witterung Luft gegeben, und die Fenster in
etwas aufgehoben werden. Man besprenget die
Gefässe allezeit über den dritten und vierten Tag,
oder so oft es nöthig mit laulichtem Wasser.
Auf solche Art werden sie bald anfgehen und her-
vor wachsen. Nach zweyen Jahren verpflantzet
man jedes Reislein in besondere kleine Scherben
und stellet sie abermal unter die Fenster. Jn 5
bis 6 Jahren werden sie so groß, daß man sie
oculiren kan. Das Begiessen aber darf man
nicht verabsäumen, denn sie wollen den Sommer
über feuchte gehalten werden, jedoch muß es also
geschehen, daß man der Sache weder zu viel noch

zu

12. Cap. Von Orangen-Baͤumen.
uͤber ſich gehen und hervor wachſen. Jſt das
Stecken der Kern geſchehen, ſo darf man die
Scherben oder Kaſten nicht in die freye Luft in
Garten ſtellen, denn ob ſie gleich ſo auch aufge-
hen und hervorwachſen, ſo gehet es doch alzu-
langſam damit her, ehe ſie koͤnnen oculiret, viel
weniger gepfropfet werden. Daher muß man
ihr Aufgehen und Wachsthum auf nachfolgende
Art befoͤrdern. Man machet im Merz, April
oder May, wenn man die Kern haben kan, an
einem warmen Orte im Garten, welcher zur Son-
ne wohl gelegen iſt, ein Miſt-Beet mit friſchem
Pferde-Miſt, welcher kaum aus ben Staͤllen ge-
kommen, auf die Art, wie man pflegt zu den Me-
lonen und Gurken zu machen, und ſtellet die
Scherben oder Kaſten mit den Kern auf den Miſt,
und bedeckt ſie oben mit Fenſtern, doch ſolcher-
geſtalt, daß bey warmen Sonnen-Schein und gu-
ter Witterung Luft gegeben, und die Fenſter in
etwas aufgehoben werden. Man beſprenget die
Gefaͤſſe allezeit uͤber den dritten und vierten Tag,
oder ſo oft es noͤthig mit laulichtem Waſſer.
Auf ſolche Art werden ſie bald anfgehen und her-
vor wachſen. Nach zweyen Jahren verpflantzet
man jedes Reislein in beſondere kleine Scherben
und ſtellet ſie abermal unter die Fenſter. Jn 5
bis 6 Jahren werden ſie ſo groß, daß man ſie
oculiren kan. Das Begieſſen aber darf man
nicht verabſaͤumen, denn ſie wollen den Sommer
uͤber feuchte gehalten werden, jedoch muß es alſo
geſchehen, daß man der Sache weder zu viel noch

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[189/0221] 12. Cap. Von Orangen-Baͤumen. uͤber ſich gehen und hervor wachſen. Jſt das Stecken der Kern geſchehen, ſo darf man die Scherben oder Kaſten nicht in die freye Luft in Garten ſtellen, denn ob ſie gleich ſo auch aufge- hen und hervorwachſen, ſo gehet es doch alzu- langſam damit her, ehe ſie koͤnnen oculiret, viel weniger gepfropfet werden. Daher muß man ihr Aufgehen und Wachsthum auf nachfolgende Art befoͤrdern. Man machet im Merz, April oder May, wenn man die Kern haben kan, an einem warmen Orte im Garten, welcher zur Son- ne wohl gelegen iſt, ein Miſt-Beet mit friſchem Pferde-Miſt, welcher kaum aus ben Staͤllen ge- kommen, auf die Art, wie man pflegt zu den Me- lonen und Gurken zu machen, und ſtellet die Scherben oder Kaſten mit den Kern auf den Miſt, und bedeckt ſie oben mit Fenſtern, doch ſolcher- geſtalt, daß bey warmen Sonnen-Schein und gu- ter Witterung Luft gegeben, und die Fenſter in etwas aufgehoben werden. Man beſprenget die Gefaͤſſe allezeit uͤber den dritten und vierten Tag, oder ſo oft es noͤthig mit laulichtem Waſſer. Auf ſolche Art werden ſie bald anfgehen und her- vor wachſen. Nach zweyen Jahren verpflantzet man jedes Reislein in beſondere kleine Scherben und ſtellet ſie abermal unter die Fenſter. Jn 5 bis 6 Jahren werden ſie ſo groß, daß man ſie oculiren kan. Das Begieſſen aber darf man nicht verabſaͤumen, denn ſie wollen den Sommer uͤber feuchte gehalten werden, jedoch muß es alſo geſchehen, daß man der Sache weder zu viel noch zu

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Zitationshilfe: Reichardt, Christian: Land- u. Garten-Schatzes. Bd. 2. Erfurt, 1753, S. 189. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz02_1753/221>, abgerufen am 21.11.2024.