Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Reichardt, Christian: Land- u. Garten-Schatzes. Bd. 1. Erfurt, 1753.

Bild:
<< vorherige Seite

7. Cap. Einige Schreiben
Schichte des Krautcs blos stehet: so bald sich
aber das Wetter ändert, und sich wieder temperi-
ret zeiget, so komt die Brühe oder Lake wieder,
und steiget wohl unterweilen über die Gebühr im
Fasse. Meines Erachtens rühret solches von dem
in der Lake befindlichen Spiritu her, welcher nach
Verhältnis der Kälte und der Wärme sich com-
primiret, oder expandiret, welches sich auch gar
füglich mit dem steigenden und fallenden Spiritu
in denen Thermometris erläutern lässet, welcher
ebenfals durch die Wärme expandiret und zum
Steigen gebracht, und hingegen durch die Kälte
comprimiret wird, daß er fallen muß. Dahero
darf auch bey dem Einmachen des Krautes, das
Faß nicht alzuvol gestampfet werden, sondern
daß es zum Aufsteigen noch etwas Raum behalte.
Denn so das Faß mit dem Kraute zu vol gema-
chet wird, so lauft die Lake heraus, und wenn diese
wiederum fället, so fehlet es hernachmalen daran.
Aller von dem oben gedachten und zu Schaden ge-
stampften Kraute, wird nimmermehr die Lake
wieder in die Höhe steigen, sondern es fängt, wie
oben gedacht, an zu verfaulen, daß man es endlich
dem Viehe geben muß, und für die Oeconomie
hernachmals nichts mehr hat.

Ferner, woher komt es doch, daß der Wein
aus denen volgefülleten Fässern unterweilen et-
was heraus laufet, sol es vielleicht auch von dem
Monde herkommen? keinesweges; sonst müste
dieses alle Monate geschehen. Es geschiehet
hauptsächlich nur zu solcher Zeit, wenn der Wind

recht

7. Cap. Einige Schreiben
Schichte des Krautcs blos ſtehet: ſo bald ſich
aber das Wetter aͤndert, und ſich wieder temperi-
ret zeiget, ſo komt die Bruͤhe oder Lake wieder,
und ſteiget wohl unterweilen uͤber die Gebuͤhr im
Faſſe. Meines Erachtens ruͤhret ſolches von dem
in der Lake befindlichen Spiritu her, welcher nach
Verhaͤltnis der Kaͤlte und der Waͤrme ſich com-
primiret, oder expandiret, welches ſich auch gar
fuͤglich mit dem ſteigenden und fallenden Spiritu
in denen Thermometris erlaͤutern laͤſſet, welcher
ebenfals durch die Waͤrme expandiret und zum
Steigen gebracht, und hingegen durch die Kaͤlte
comprimiret wird, daß er fallen muß. Dahero
darf auch bey dem Einmachen des Krautes, das
Faß nicht alzuvol geſtampfet werden, ſondern
daß es zum Aufſteigen noch etwas Raum behalte.
Denn ſo das Faß mit dem Kraute zu vol gema-
chet wird, ſo lauft die Lake heraus, und wenn dieſe
wiederum faͤllet, ſo fehlet es hernachmalen daran.
Aller von dem oben gedachten und zu Schaden ge-
ſtampften Kraute, wird nimmermehr die Lake
wieder in die Hoͤhe ſteigen, ſondern es faͤngt, wie
oben gedacht, an zu verfaulen, daß man es endlich
dem Viehe geben muß, und fuͤr die Oeconomie
hernachmals nichts mehr hat.

Ferner, woher komt es doch, daß der Wein
aus denen volgefuͤlleten Faͤſſern unterweilen et-
was heraus laufet, ſol es vielleicht auch von dem
Monde herkommen? keinesweges; ſonſt muͤſte
dieſes alle Monate geſchehen. Es geſchiehet
hauptſaͤchlich nur zu ſolcher Zeit, wenn der Wind

recht
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0069" n="48"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">7. Cap. Einige Schreiben</hi></fw><lb/>
Schichte des Krautcs blos &#x017F;tehet: &#x017F;o bald &#x017F;ich<lb/>
aber das Wetter a&#x0364;ndert, und &#x017F;ich wieder temperi-<lb/>
ret zeiget, &#x017F;o komt die Bru&#x0364;he oder Lake wieder,<lb/>
und &#x017F;teiget wohl unterweilen u&#x0364;ber die Gebu&#x0364;hr im<lb/>
Fa&#x017F;&#x017F;e. Meines Erachtens ru&#x0364;hret &#x017F;olches von dem<lb/>
in der Lake befindlichen <hi rendition="#aq">Spiritu</hi> her, welcher nach<lb/>
Verha&#x0364;ltnis der Ka&#x0364;lte und der Wa&#x0364;rme &#x017F;ich com-<lb/>
primiret, oder expandiret, welches &#x017F;ich auch gar<lb/>
fu&#x0364;glich mit dem &#x017F;teigenden und fallenden <hi rendition="#aq">Spiritu</hi><lb/>
in denen <hi rendition="#aq">Thermometris</hi> erla&#x0364;utern la&#x0364;&#x017F;&#x017F;et, welcher<lb/>
ebenfals durch die Wa&#x0364;rme expandiret und zum<lb/>
Steigen gebracht, und hingegen durch die Ka&#x0364;lte<lb/>
comprimiret wird, daß er fallen muß. Dahero<lb/>
darf auch bey dem Einmachen des Krautes, das<lb/>
Faß nicht alzuvol ge&#x017F;tampfet werden, &#x017F;ondern<lb/>
daß es zum Auf&#x017F;teigen noch etwas Raum behalte.<lb/>
Denn &#x017F;o das Faß mit dem Kraute zu vol gema-<lb/>
chet wird, &#x017F;o lauft die Lake heraus, und wenn die&#x017F;e<lb/>
wiederum fa&#x0364;llet, &#x017F;o fehlet es hernachmalen daran.<lb/>
Aller von dem oben gedachten und zu Schaden ge-<lb/>
&#x017F;tampften Kraute, wird nimmermehr die Lake<lb/>
wieder in die Ho&#x0364;he &#x017F;teigen, &#x017F;ondern es fa&#x0364;ngt, wie<lb/>
oben gedacht, an zu verfaulen, daß man es endlich<lb/>
dem Viehe geben muß, und fu&#x0364;r die Oeconomie<lb/>
hernachmals nichts mehr hat.</p><lb/>
          <p>Ferner, woher komt es doch, daß der Wein<lb/>
aus denen volgefu&#x0364;lleten Fa&#x0364;&#x017F;&#x017F;ern unterweilen et-<lb/>
was heraus laufet, &#x017F;ol es vielleicht auch von dem<lb/>
Monde herkommen? keinesweges; &#x017F;on&#x017F;t mu&#x0364;&#x017F;te<lb/>
die&#x017F;es alle Monate ge&#x017F;chehen. Es ge&#x017F;chiehet<lb/>
haupt&#x017F;a&#x0364;chlich nur zu &#x017F;olcher Zeit, wenn der Wind<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">recht</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[48/0069] 7. Cap. Einige Schreiben Schichte des Krautcs blos ſtehet: ſo bald ſich aber das Wetter aͤndert, und ſich wieder temperi- ret zeiget, ſo komt die Bruͤhe oder Lake wieder, und ſteiget wohl unterweilen uͤber die Gebuͤhr im Faſſe. Meines Erachtens ruͤhret ſolches von dem in der Lake befindlichen Spiritu her, welcher nach Verhaͤltnis der Kaͤlte und der Waͤrme ſich com- primiret, oder expandiret, welches ſich auch gar fuͤglich mit dem ſteigenden und fallenden Spiritu in denen Thermometris erlaͤutern laͤſſet, welcher ebenfals durch die Waͤrme expandiret und zum Steigen gebracht, und hingegen durch die Kaͤlte comprimiret wird, daß er fallen muß. Dahero darf auch bey dem Einmachen des Krautes, das Faß nicht alzuvol geſtampfet werden, ſondern daß es zum Aufſteigen noch etwas Raum behalte. Denn ſo das Faß mit dem Kraute zu vol gema- chet wird, ſo lauft die Lake heraus, und wenn dieſe wiederum faͤllet, ſo fehlet es hernachmalen daran. Aller von dem oben gedachten und zu Schaden ge- ſtampften Kraute, wird nimmermehr die Lake wieder in die Hoͤhe ſteigen, ſondern es faͤngt, wie oben gedacht, an zu verfaulen, daß man es endlich dem Viehe geben muß, und fuͤr die Oeconomie hernachmals nichts mehr hat. Ferner, woher komt es doch, daß der Wein aus denen volgefuͤlleten Faͤſſern unterweilen et- was heraus laufet, ſol es vielleicht auch von dem Monde herkommen? keinesweges; ſonſt muͤſte dieſes alle Monate geſchehen. Es geſchiehet hauptſaͤchlich nur zu ſolcher Zeit, wenn der Wind recht

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz01_1753
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz01_1753/69
Zitationshilfe: Reichardt, Christian: Land- u. Garten-Schatzes. Bd. 1. Erfurt, 1753, S. 48. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz01_1753/69>, abgerufen am 24.11.2024.