Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Reichardt, Christian: Land- u. Garten-Schatzes. Bd. 1. Erfurt, 1753.

Bild:
<< vorherige Seite
nächste Seite >>

7. Cap. Einige Schreiben
vorbey streichen. Und also siehet man, daß durch
dergleichen Alfanzereyen ein rechtschaffener Oeco-
nomus nur irre gemacht wird.

Der Respect, welchen gegen Ew.-- hege,
hält mich fast zurücke, meine Gedanken wegen des
Kohlrabi-Samens über der Erden, daß er sich
in Blumen-Kohl-Samen solte degeneriret ha-
ben, zu eröfnen.

Nach Ew.-- Bericht glaube gar wohl,
daß der Säe-Mann sich nicht vergriffen habe,
wohl aber kan solches in Braunschweig, oder wo
er sonsten hergehohlet worden, geschehen seyn, wie
denn wohl eher durch meine Leute, wenn viele Pa-
quetlein zusammen gelegen, ein Jrrthum mit Auf-
schreibung derer Nahmen vorgegangen ist. Denn
es wäre dieses wider alle gesunde Vernunft und
wider alle Experienz gehandelt, wer da glauben
und behaupten wolte, daß der Kohlrabi-Samen
über der Erden sich in Blumen-Kohl verwandeln
solte.

Ew.-- werden mir vergönnen, meine we-
nige Gedanken und Erfahrung hiervon zu eröf-
nen. 1.) sind diese 2 Species, als Kohlrabi und
Blumen-Kohl, oder Carviol, wie Himmel und
Erden unterschieden. 2.) sind die Kohlrabi
über der Erden ein Winter-Gewächse, indem
diese im Frühjahre müssen gesäet, nachdem sie zum
Wachsthum gekommen, gepflanzet, und wenn
sie im Herbste ihre Kugeln bekommen, den
Winter hindurch gebracht, und auf das Früh-
jahr (NB. ist das zweyte Jahr) im Garten ge-

pflanzet

7. Cap. Einige Schreiben
vorbey ſtreichen. Und alſo ſiehet man, daß durch
dergleichen Alfanzereyen ein rechtſchaffener Oeco-
nomus nur irre gemacht wird.

Der Reſpect, welchen gegen Ew.-- hege,
haͤlt mich faſt zuruͤcke, meine Gedanken wegen des
Kohlrabi-Samens uͤber der Erden, daß er ſich
in Blumen-Kohl-Samen ſolte degeneriret ha-
ben, zu eroͤfnen.

Nach Ew.-- Bericht glaube gar wohl,
daß der Saͤe-Mann ſich nicht vergriffen habe,
wohl aber kan ſolches in Braunſchweig, oder wo
er ſonſten hergehohlet worden, geſchehen ſeyn, wie
denn wohl eher durch meine Leute, wenn viele Pa-
quetlein zuſammen gelegen, ein Jrrthum mit Auf-
ſchreibung derer Nahmen vorgegangen iſt. Denn
es waͤre dieſes wider alle geſunde Vernunft und
wider alle Experienz gehandelt, wer da glauben
und behaupten wolte, daß der Kohlrabi-Samen
uͤber der Erden ſich in Blumen-Kohl verwandeln
ſolte.

Ew.-- werden mir vergoͤnnen, meine we-
nige Gedanken und Erfahrung hiervon zu eroͤf-
nen. 1.) ſind dieſe 2 Species, als Kohlrabi und
Blumen-Kohl, oder Carviol, wie Himmel und
Erden unterſchieden. 2.) ſind die Kohlrabi
uͤber der Erden ein Winter-Gewaͤchſe, indem
dieſe im Fruͤhjahre muͤſſen geſaͤet, nachdem ſie zum
Wachsthum gekommen, gepflanzet, und wenn
ſie im Herbſte ihre Kugeln bekommen, den
Winter hindurch gebracht, und auf das Fruͤh-
jahr (NB. iſt das zweyte Jahr) im Garten ge-

pflanzet
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0061" n="40"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">7. Cap. Einige Schreiben</hi></fw><lb/>
vorbey &#x017F;treichen. Und al&#x017F;o &#x017F;iehet man, daß durch<lb/>
dergleichen Alfanzereyen ein recht&#x017F;chaffener Oeco-<lb/>
nomus nur irre gemacht wird.</p><lb/>
          <p>Der Re&#x017F;pect, welchen gegen Ew.-- hege,<lb/>
ha&#x0364;lt mich fa&#x017F;t zuru&#x0364;cke, meine Gedanken wegen des<lb/>
Kohlrabi-Samens u&#x0364;ber der Erden, daß er &#x017F;ich<lb/>
in Blumen-Kohl-Samen &#x017F;olte degeneriret ha-<lb/>
ben, zu ero&#x0364;fnen.</p><lb/>
          <p>Nach Ew.-- Bericht glaube gar wohl,<lb/>
daß der Sa&#x0364;e-Mann &#x017F;ich nicht vergriffen habe,<lb/>
wohl aber kan &#x017F;olches in Braun&#x017F;chweig, oder wo<lb/>
er &#x017F;on&#x017F;ten hergehohlet worden, ge&#x017F;chehen &#x017F;eyn, wie<lb/>
denn wohl eher durch meine Leute, wenn viele Pa-<lb/>
quetlein zu&#x017F;ammen gelegen, ein Jrrthum mit Auf-<lb/>
&#x017F;chreibung derer Nahmen vorgegangen i&#x017F;t. Denn<lb/>
es wa&#x0364;re die&#x017F;es wider alle ge&#x017F;unde Vernunft und<lb/>
wider alle Experienz gehandelt, wer da glauben<lb/>
und behaupten wolte, daß der Kohlrabi-Samen<lb/>
u&#x0364;ber der Erden &#x017F;ich in Blumen-Kohl verwandeln<lb/>
&#x017F;olte.</p><lb/>
          <p>Ew.-- werden mir vergo&#x0364;nnen, meine we-<lb/>
nige Gedanken und Erfahrung hiervon zu ero&#x0364;f-<lb/>
nen. 1.) &#x017F;ind die&#x017F;e 2 Species, als Kohlrabi und<lb/>
Blumen-Kohl, oder Carviol, wie Himmel und<lb/>
Erden unter&#x017F;chieden. 2.) &#x017F;ind die Kohlrabi<lb/>
u&#x0364;ber der Erden ein Winter-Gewa&#x0364;ch&#x017F;e, indem<lb/>
die&#x017F;e im Fru&#x0364;hjahre mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en ge&#x017F;a&#x0364;et, nachdem &#x017F;ie zum<lb/>
Wachsthum gekommen, gepflanzet, und wenn<lb/>
&#x017F;ie im Herb&#x017F;te ihre Kugeln bekommen, den<lb/>
Winter hindurch gebracht, und auf das Fru&#x0364;h-<lb/>
jahr (<hi rendition="#aq">NB.</hi> i&#x017F;t das zweyte Jahr) im Garten ge-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">pflanzet</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[40/0061] 7. Cap. Einige Schreiben vorbey ſtreichen. Und alſo ſiehet man, daß durch dergleichen Alfanzereyen ein rechtſchaffener Oeco- nomus nur irre gemacht wird. Der Reſpect, welchen gegen Ew.-- hege, haͤlt mich faſt zuruͤcke, meine Gedanken wegen des Kohlrabi-Samens uͤber der Erden, daß er ſich in Blumen-Kohl-Samen ſolte degeneriret ha- ben, zu eroͤfnen. Nach Ew.-- Bericht glaube gar wohl, daß der Saͤe-Mann ſich nicht vergriffen habe, wohl aber kan ſolches in Braunſchweig, oder wo er ſonſten hergehohlet worden, geſchehen ſeyn, wie denn wohl eher durch meine Leute, wenn viele Pa- quetlein zuſammen gelegen, ein Jrrthum mit Auf- ſchreibung derer Nahmen vorgegangen iſt. Denn es waͤre dieſes wider alle geſunde Vernunft und wider alle Experienz gehandelt, wer da glauben und behaupten wolte, daß der Kohlrabi-Samen uͤber der Erden ſich in Blumen-Kohl verwandeln ſolte. Ew.-- werden mir vergoͤnnen, meine we- nige Gedanken und Erfahrung hiervon zu eroͤf- nen. 1.) ſind dieſe 2 Species, als Kohlrabi und Blumen-Kohl, oder Carviol, wie Himmel und Erden unterſchieden. 2.) ſind die Kohlrabi uͤber der Erden ein Winter-Gewaͤchſe, indem dieſe im Fruͤhjahre muͤſſen geſaͤet, nachdem ſie zum Wachsthum gekommen, gepflanzet, und wenn ſie im Herbſte ihre Kugeln bekommen, den Winter hindurch gebracht, und auf das Fruͤh- jahr (NB. iſt das zweyte Jahr) im Garten ge- pflanzet

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz01_1753
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz01_1753/61
Zitationshilfe: Reichardt, Christian: Land- u. Garten-Schatzes. Bd. 1. Erfurt, 1753, S. 40. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz01_1753/61>, abgerufen am 27.04.2024.