Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Reichardt, Christian: Land- u. Garten-Schatzes. Bd. 1. Erfurt, 1753.

Bild:
<< vorherige Seite

an eingegrabenem Kohle.
angetroffen. Als er die schwarzen mit dem Ver-
grösserungs-Glase betrachtet, haben solche wie klei-
ne Erd-Schwämme ausgesehen. Nachdem er sie
aber in der Mittte durchschnitten, haben selbige
eine weisse Pulpam nebst einem kleinen Loche nach
dem Mittel-Punete gezeiget. Die weissen und
gelblichten Körner, als selbige gleichfals in der
Mitte durchschnitten, hätten in gelblichtem und
ganz schwammigten Wesen bestanden, das Loch
nach dem Mittel-Punct wäre mehr länglicht als
rund, und mit einem unschmackbaren Wasser an-
gefült gewesen. Es hält also dieser gelehrte Mann
davor, daß alle diese Körner, in Ansehung ihres in-
nern Marks und ihrer ganzen Substanz, wie auch
wegen ihres erdhaften und schwammigten Ge-
ruchs nichts anders wären, als eine besondere Art
kleiner Erd-Schwämme, welche nur der äusserli-
chen Gestalt nach dem Kohl-Samen ähnlich wä-
ren, keinesweges aber dessen wahrer und aufrichti-
ger Same. Denn wenn man solche in die Erde
brächte, so wie er damit eine Probe gemacht, so
giengen selbige nicht auf, sondern verfaulten gänz-
lich darinnen, daß man auch gar keine Spur fän-
de, wo solche hinkommen. Wenn man diese Kör-
ner an einen warmen oder trockenen Ort legte, so
schrumpfelten sie bald zusammen, trockneten aus,
und würden kleiner, welches der wahre und nach
der Ordnung der Natur erzeugte Same nicht thä-
te, welcher nicht nur rund bliebe, sondern auch
mit einer Schale und Häutlein, so davon abgeson-
dert werden könte, wie nicht weniger mit einem

festern
L 2

an eingegrabenem Kohle.
angetroffen. Als er die ſchwarzen mit dem Ver-
groͤſſerungs-Glaſe betrachtet, haben ſolche wie klei-
ne Erd-Schwaͤmme ausgeſehen. Nachdem er ſie
aber in der Mittte durchſchnitten, haben ſelbige
eine weiſſe Pulpam nebſt einem kleinen Loche nach
dem Mittel-Punete gezeiget. Die weiſſen und
gelblichten Koͤrner, als ſelbige gleichfals in der
Mitte durchſchnitten, haͤtten in gelblichtem und
ganz ſchwammigten Weſen beſtanden, das Loch
nach dem Mittel-Punct waͤre mehr laͤnglicht als
rund, und mit einem unſchmackbaren Waſſer an-
gefuͤlt geweſen. Es haͤlt alſo dieſer gelehrte Mann
davor, daß alle dieſe Koͤrner, in Anſehung ihres in-
nern Marks und ihrer ganzen Subſtanz, wie auch
wegen ihres erdhaften und ſchwammigten Ge-
ruchs nichts anders waͤren, als eine beſondere Art
kleiner Erd-Schwaͤmme, welche nur der aͤuſſerli-
chen Geſtalt nach dem Kohl-Samen aͤhnlich waͤ-
ren, keinesweges aber deſſen wahrer und aufrichti-
ger Same. Denn wenn man ſolche in die Erde
braͤchte, ſo wie er damit eine Probe gemacht, ſo
giengen ſelbige nicht auf, ſondern verfaulten gaͤnz-
lich darinnen, daß man auch gar keine Spur faͤn-
de, wo ſolche hinkommen. Wenn man dieſe Koͤr-
ner an einen warmen oder trockenen Ort legte, ſo
ſchrumpfelten ſie bald zuſammen, trockneten aus,
und wuͤrden kleiner, welches der wahre und nach
der Ordnung der Natur erzeugte Same nicht thaͤ-
te, welcher nicht nur rund bliebe, ſondern auch
mit einer Schale und Haͤutlein, ſo davon abgeſon-
dert werden koͤnte, wie nicht weniger mit einem

feſtern
L 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0184" n="163"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">an eingegrabenem Kohle.</hi></fw><lb/>
angetroffen. Als er die &#x017F;chwarzen mit dem Ver-<lb/>
gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;erungs-Gla&#x017F;e betrachtet, haben &#x017F;olche wie klei-<lb/>
ne Erd-Schwa&#x0364;mme ausge&#x017F;ehen. Nachdem er &#x017F;ie<lb/>
aber in der Mittte durch&#x017F;chnitten, haben &#x017F;elbige<lb/>
eine wei&#x017F;&#x017F;e <hi rendition="#aq">Pulpam</hi> neb&#x017F;t einem kleinen Loche nach<lb/>
dem Mittel-Punete gezeiget. Die wei&#x017F;&#x017F;en und<lb/>
gelblichten Ko&#x0364;rner, als &#x017F;elbige gleichfals in der<lb/>
Mitte durch&#x017F;chnitten, ha&#x0364;tten in gelblichtem und<lb/>
ganz &#x017F;chwammigten We&#x017F;en be&#x017F;tanden, das Loch<lb/>
nach dem Mittel-Punct wa&#x0364;re mehr la&#x0364;nglicht als<lb/>
rund, und mit einem un&#x017F;chmackbaren Wa&#x017F;&#x017F;er an-<lb/>
gefu&#x0364;lt gewe&#x017F;en. Es ha&#x0364;lt al&#x017F;o die&#x017F;er gelehrte Mann<lb/>
davor, daß alle die&#x017F;e Ko&#x0364;rner, in An&#x017F;ehung ihres in-<lb/>
nern Marks und ihrer ganzen Sub&#x017F;tanz, wie auch<lb/>
wegen ihres erdhaften und &#x017F;chwammigten Ge-<lb/>
ruchs nichts anders wa&#x0364;ren, als eine be&#x017F;ondere Art<lb/>
kleiner Erd-Schwa&#x0364;mme, welche nur der a&#x0364;u&#x017F;&#x017F;erli-<lb/>
chen Ge&#x017F;talt nach dem Kohl-Samen a&#x0364;hnlich wa&#x0364;-<lb/>
ren, keinesweges aber de&#x017F;&#x017F;en wahrer und aufrichti-<lb/>
ger Same. Denn wenn man &#x017F;olche in die Erde<lb/>
bra&#x0364;chte, &#x017F;o wie er damit eine Probe gemacht, &#x017F;o<lb/>
giengen &#x017F;elbige nicht auf, &#x017F;ondern verfaulten ga&#x0364;nz-<lb/>
lich darinnen, daß man auch gar keine Spur fa&#x0364;n-<lb/>
de, wo &#x017F;olche hinkommen. Wenn man die&#x017F;e Ko&#x0364;r-<lb/>
ner an einen warmen oder trockenen Ort legte, &#x017F;o<lb/>
&#x017F;chrumpfelten &#x017F;ie bald zu&#x017F;ammen, trockneten aus,<lb/>
und wu&#x0364;rden kleiner, welches der wahre und nach<lb/>
der Ordnung der Natur erzeugte Same nicht tha&#x0364;-<lb/>
te, welcher nicht nur rund bliebe, &#x017F;ondern auch<lb/>
mit einer Schale und Ha&#x0364;utlein, &#x017F;o davon abge&#x017F;on-<lb/>
dert werden ko&#x0364;nte, wie nicht weniger mit einem<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">L 2</fw><fw place="bottom" type="catch">fe&#x017F;tern</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[163/0184] an eingegrabenem Kohle. angetroffen. Als er die ſchwarzen mit dem Ver- groͤſſerungs-Glaſe betrachtet, haben ſolche wie klei- ne Erd-Schwaͤmme ausgeſehen. Nachdem er ſie aber in der Mittte durchſchnitten, haben ſelbige eine weiſſe Pulpam nebſt einem kleinen Loche nach dem Mittel-Punete gezeiget. Die weiſſen und gelblichten Koͤrner, als ſelbige gleichfals in der Mitte durchſchnitten, haͤtten in gelblichtem und ganz ſchwammigten Weſen beſtanden, das Loch nach dem Mittel-Punct waͤre mehr laͤnglicht als rund, und mit einem unſchmackbaren Waſſer an- gefuͤlt geweſen. Es haͤlt alſo dieſer gelehrte Mann davor, daß alle dieſe Koͤrner, in Anſehung ihres in- nern Marks und ihrer ganzen Subſtanz, wie auch wegen ihres erdhaften und ſchwammigten Ge- ruchs nichts anders waͤren, als eine beſondere Art kleiner Erd-Schwaͤmme, welche nur der aͤuſſerli- chen Geſtalt nach dem Kohl-Samen aͤhnlich waͤ- ren, keinesweges aber deſſen wahrer und aufrichti- ger Same. Denn wenn man ſolche in die Erde braͤchte, ſo wie er damit eine Probe gemacht, ſo giengen ſelbige nicht auf, ſondern verfaulten gaͤnz- lich darinnen, daß man auch gar keine Spur faͤn- de, wo ſolche hinkommen. Wenn man dieſe Koͤr- ner an einen warmen oder trockenen Ort legte, ſo ſchrumpfelten ſie bald zuſammen, trockneten aus, und wuͤrden kleiner, welches der wahre und nach der Ordnung der Natur erzeugte Same nicht thaͤ- te, welcher nicht nur rund bliebe, ſondern auch mit einer Schale und Haͤutlein, ſo davon abgeſon- dert werden koͤnte, wie nicht weniger mit einem feſtern L 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz01_1753
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz01_1753/184
Zitationshilfe: Reichardt, Christian: Land- u. Garten-Schatzes. Bd. 1. Erfurt, 1753, S. 163. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz01_1753/184>, abgerufen am 30.04.2024.