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Reichardt, Christian: Land- u. Garten-Schatzes. Bd. 1. Erfurt, 1753.

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von Blumen-Kohl-Samen.

Zu dem frühzeitigen Blumen-Kohl wird
der Same in dem halben Monat Februario bis zu
Ende desselben in ein Mist-Beet bestellet, in wel-
chem die mehreste Hitze und Wärme vorüber ist,
welches binnen 6 bis 8 Tagen, nachdem das Mist-
Beet verfertiget worden, geschiehet, und mit de-
nen Fingern, wenn man in die Erde hinein grei-
fet, kan gefühlet werden. Denn wenn die Wär-
me, Dunst oder Broden noch zu stark darinnen
gespüret wird, so ist es noch nicht geschickt, den
Samen darauf zu säen. Würde man aber bey
einer solchen Wärme den Samen darein säen,
auch wohl gar Fenster darauf bringen, so wür-
den zwar die Pflänzlein durch das Treiben dahin
gebracht werden, daß sie in weniger Zeit eines Fin-
gers lang in die Höhe wüchsen, allein sie würden
ihre Blümlein in dem Mist-Beete alsobald mit
hervor bringen, und wenn sie hernach auf das
Land verpflanzet werden solten, so würden sich bin-
nen 8 oder 14 Tagen die mehresten Blümlein ei-
nen Dreyer groß präsentiren. Viele Gärtner und
Liebhaber des Acker- und Garten-Baues fehlen
hierinnen, und geben hernachmalen dem Samen
die Schuld, als wenn sie damit wären betrogen
worden: denn wenn dergleichen Treiben vorge-
nommen wird, so ist gewiß alle Mühe und Arbeit
verlohren, wenn auch gleich 1 Loth Samen mit ei-
nem Species-Thaler bezahlet würde.

Aus jeztgedachten Ursachen ist es am besten
gethan, daß man das Mist-Beet mit Bretern
oder Stroh-Decken des Nachts zudecket; es wäre

denn,
Abh. v. Sam. K
von Blumen-Kohl-Samen.

Zu dem fruͤhzeitigen Blumen-Kohl wird
der Same in dem halben Monat Februario bis zu
Ende deſſelben in ein Miſt-Beet beſtellet, in wel-
chem die mehreſte Hitze und Waͤrme voruͤber iſt,
welches binnen 6 bis 8 Tagen, nachdem das Miſt-
Beet verfertiget worden, geſchiehet, und mit de-
nen Fingern, wenn man in die Erde hinein grei-
fet, kan gefuͤhlet werden. Denn wenn die Waͤr-
me, Dunſt oder Broden noch zu ſtark darinnen
geſpuͤret wird, ſo iſt es noch nicht geſchickt, den
Samen darauf zu ſaͤen. Wuͤrde man aber bey
einer ſolchen Waͤrme den Samen darein ſaͤen,
auch wohl gar Fenſter darauf bringen, ſo wuͤr-
den zwar die Pflaͤnzlein durch das Treiben dahin
gebracht werden, daß ſie in weniger Zeit eines Fin-
gers lang in die Hoͤhe wuͤchſen, allein ſie wuͤrden
ihre Bluͤmlein in dem Miſt-Beete alſobald mit
hervor bringen, und wenn ſie hernach auf das
Land verpflanzet werden ſolten, ſo wuͤrden ſich bin-
nen 8 oder 14 Tagen die mehreſten Bluͤmlein ei-
nen Dreyer groß praͤſentiren. Viele Gaͤrtner und
Liebhaber des Acker- und Garten-Baues fehlen
hierinnen, und geben hernachmalen dem Samen
die Schuld, als wenn ſie damit waͤren betrogen
worden: denn wenn dergleichen Treiben vorge-
nommen wird, ſo iſt gewiß alle Muͤhe und Arbeit
verlohren, wenn auch gleich 1 Loth Samen mit ei-
nem Species-Thaler bezahlet wuͤrde.

Aus jeztgedachten Urſachen iſt es am beſten
gethan, daß man das Miſt-Beet mit Bretern
oder Stroh-Decken des Nachts zudecket; es waͤre

denn,
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[145/0166] von Blumen-Kohl-Samen. Zu dem fruͤhzeitigen Blumen-Kohl wird der Same in dem halben Monat Februario bis zu Ende deſſelben in ein Miſt-Beet beſtellet, in wel- chem die mehreſte Hitze und Waͤrme voruͤber iſt, welches binnen 6 bis 8 Tagen, nachdem das Miſt- Beet verfertiget worden, geſchiehet, und mit de- nen Fingern, wenn man in die Erde hinein grei- fet, kan gefuͤhlet werden. Denn wenn die Waͤr- me, Dunſt oder Broden noch zu ſtark darinnen geſpuͤret wird, ſo iſt es noch nicht geſchickt, den Samen darauf zu ſaͤen. Wuͤrde man aber bey einer ſolchen Waͤrme den Samen darein ſaͤen, auch wohl gar Fenſter darauf bringen, ſo wuͤr- den zwar die Pflaͤnzlein durch das Treiben dahin gebracht werden, daß ſie in weniger Zeit eines Fin- gers lang in die Hoͤhe wuͤchſen, allein ſie wuͤrden ihre Bluͤmlein in dem Miſt-Beete alſobald mit hervor bringen, und wenn ſie hernach auf das Land verpflanzet werden ſolten, ſo wuͤrden ſich bin- nen 8 oder 14 Tagen die mehreſten Bluͤmlein ei- nen Dreyer groß praͤſentiren. Viele Gaͤrtner und Liebhaber des Acker- und Garten-Baues fehlen hierinnen, und geben hernachmalen dem Samen die Schuld, als wenn ſie damit waͤren betrogen worden: denn wenn dergleichen Treiben vorge- nommen wird, ſo iſt gewiß alle Muͤhe und Arbeit verlohren, wenn auch gleich 1 Loth Samen mit ei- nem Species-Thaler bezahlet wuͤrde. Aus jeztgedachten Urſachen iſt es am beſten gethan, daß man das Miſt-Beet mit Bretern oder Stroh-Decken des Nachts zudecket; es waͤre denn, Abh. v. Sam. K

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Zitationshilfe: Reichardt, Christian: Land- u. Garten-Schatzes. Bd. 1. Erfurt, 1753, S. 145. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz01_1753/166>, abgerufen am 22.11.2024.