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Reichardt, Christian: Land- u. Garten-Schatzes. Bd. 1. Erfurt, 1753.

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14. Cap. Wie viel man
besonders in denen Gärten, alwo die Stauden
gnugsame Nahrung, Raum und Luft haben, kan
möglich gemacht werden, indem dieselben alleine
stehen, ihre Nahrung von weiten herholen, auch der
Sonnen und Luft volkommen geniessen können.

Aus eben diesem Grunde läßt sich auch gar
deutlich erklären, woher es komt, daß der Rocken,
Gerste und andere dergleichen Früchte, welche an
denen Furchen am Ende eines Ackers herum stehen,
viel schöner, länger und buschhafter sind, auch weit
grössere Aehren hervor bringen, als dasjenige, was
inwendig auf denen Aeckern stehet. Die Ursache
nemlich ist diese, weil die gedachten Früchte von der
in denen Furchen zusammengelaufenen Fettigkeit
und Regen, welche hier viel länger als auf dem
Lande selbst erhalten werden, mehr Nahrung ha-
ben, und wegen hinlänglichen Raums sich stärker
ausbreiten, auch durch den freyern Genuß der Luft
und Sonne besser gedeyen können, als die Stau-
den, welche sich mitten auf dem Acker befinden.
Denn da diese alzunahe aneinander stehen, so nimt
eine der andern die Nahrung hinweg, und weil
überdieß die mitten auf dem Acker dicke stehende
Frucht nicht so gut von der Luft durchwehet werden
kan, daß die alzugrosse von der Sonnen hineinge-
worfene Wärme nicht weggetrieben wird, so folget
auch, daß sie eher dorren und reif werden muß, als
die an denen Furchen und Enden weg stehenden
Stauden, als welche 8, auch wohl unterweilen
14 Tage langsamer als jene, zur völligen Reifung
gelangen.

Was

14. Cap. Wie viel man
beſonders in denen Gaͤrten, alwo die Stauden
gnugſame Nahrung, Raum und Luft haben, kan
moͤglich gemacht werden, indem dieſelben alleine
ſtehen, ihre Nahrung von weiten herholen, auch der
Sonnen und Luft volkommen genieſſen koͤnnen.

Aus eben dieſem Grunde laͤßt ſich auch gar
deutlich erklaͤren, woher es komt, daß der Rocken,
Gerſte und andere dergleichen Fruͤchte, welche an
denen Furchen am Ende eines Ackers herum ſtehen,
viel ſchoͤner, laͤnger und buſchhafter ſind, auch weit
groͤſſere Aehren hervor bringen, als dasjenige, was
inwendig auf denen Aeckern ſtehet. Die Urſache
nemlich iſt dieſe, weil die gedachten Fruͤchte von der
in denen Furchen zuſammengelaufenen Fettigkeit
und Regen, welche hier viel laͤnger als auf dem
Lande ſelbſt erhalten werden, mehr Nahrung ha-
ben, und wegen hinlaͤnglichen Raums ſich ſtaͤrker
ausbreiten, auch durch den freyern Genuß der Luft
und Sonne beſſer gedeyen koͤnnen, als die Stau-
den, welche ſich mitten auf dem Acker befinden.
Denn da dieſe alzunahe aneinander ſtehen, ſo nimt
eine der andern die Nahrung hinweg, und weil
uͤberdieß die mitten auf dem Acker dicke ſtehende
Frucht nicht ſo gut von der Luft durchwehet werden
kan, daß die alzugroſſe von der Sonnen hineinge-
worfene Waͤrme nicht weggetrieben wird, ſo folget
auch, daß ſie eher dorren und reif werden muß, als
die an denen Furchen und Enden weg ſtehenden
Stauden, als welche 8, auch wohl unterweilen
14 Tage langſamer als jene, zur voͤlligen Reifung
gelangen.

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[112/0133] 14. Cap. Wie viel man beſonders in denen Gaͤrten, alwo die Stauden gnugſame Nahrung, Raum und Luft haben, kan moͤglich gemacht werden, indem dieſelben alleine ſtehen, ihre Nahrung von weiten herholen, auch der Sonnen und Luft volkommen genieſſen koͤnnen. Aus eben dieſem Grunde laͤßt ſich auch gar deutlich erklaͤren, woher es komt, daß der Rocken, Gerſte und andere dergleichen Fruͤchte, welche an denen Furchen am Ende eines Ackers herum ſtehen, viel ſchoͤner, laͤnger und buſchhafter ſind, auch weit groͤſſere Aehren hervor bringen, als dasjenige, was inwendig auf denen Aeckern ſtehet. Die Urſache nemlich iſt dieſe, weil die gedachten Fruͤchte von der in denen Furchen zuſammengelaufenen Fettigkeit und Regen, welche hier viel laͤnger als auf dem Lande ſelbſt erhalten werden, mehr Nahrung ha- ben, und wegen hinlaͤnglichen Raums ſich ſtaͤrker ausbreiten, auch durch den freyern Genuß der Luft und Sonne beſſer gedeyen koͤnnen, als die Stau- den, welche ſich mitten auf dem Acker befinden. Denn da dieſe alzunahe aneinander ſtehen, ſo nimt eine der andern die Nahrung hinweg, und weil uͤberdieß die mitten auf dem Acker dicke ſtehende Frucht nicht ſo gut von der Luft durchwehet werden kan, daß die alzugroſſe von der Sonnen hineinge- worfene Waͤrme nicht weggetrieben wird, ſo folget auch, daß ſie eher dorren und reif werden muß, als die an denen Furchen und Enden weg ſtehenden Stauden, als welche 8, auch wohl unterweilen 14 Tage langſamer als jene, zur voͤlligen Reifung gelangen. Was

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Zitationshilfe: Reichardt, Christian: Land- u. Garten-Schatzes. Bd. 1. Erfurt, 1753, S. 112. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz01_1753/133>, abgerufen am 03.05.2024.