Reich, Moses Josef: Mammon im Gebirge. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 9. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–45. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.wahr, das Geld war seit meiner Hochzeit mit der Schulzin meine einzige Freude, mein einziger Trost, aber für dich möchte ich statt Samen Dukaten säen; versprich mir deine Hand, und ich thu' was du willst, mag's noch so viel kosten. -- Truden fuhr ein Gedanke durch den Sinn, wie sie die Entscheidung verschieben und Frist gewinnen könne, am Ende schmeichelte ihr der Gedanke, Besitzerin so großer Reichthümer zu werden, aber ihre Gedanken hatten sich an den fernen Martin festgestellt; wenn er nun käme -- einen Säbel an der Seite, in prächtiger Uniform, stolz und schön -- und du Sommer's Weib -- nein! Zeit gewonnen, Alles gewonnen! Kömmt er bis dahin nicht, nun, dann bin ich Frau Sommerin! -- Gut! sagte sie zu Sommer, der an ihrem Munde mit dem Blicke eines Hundes hing, welcher einen Brocken erwartet; ich will Euch auf die Probe setzen! Die Fritze Juliane ist Müllerin in Schönwalde geworden -- baut mir auch eine Mühle drunten am Bach. -- Und wenn sie fertig ist? -- Dann -- Nun dann? -- Dann wird sich's schon machen! -- Wird sich's? wird sich's machen? o du -- er wollte sie umarmen, aber sie stieß ihn weg -- o du Grausame! Himmlische! Gute, Böse! du sollst eine Mühle haben, bei meiner Seele! ich gehe gleich Leute bestellen! -- Und so geschah's auch. Bald wimmelte es in der Nähe des Hofes unten am Bach von Bauleuten und Taglöhnern, Sommer Hans immer mitten unter ihnen, antreibend, befehlend, anordnend; sein Anzug war weit wahr, das Geld war seit meiner Hochzeit mit der Schulzin meine einzige Freude, mein einziger Trost, aber für dich möchte ich statt Samen Dukaten säen; versprich mir deine Hand, und ich thu' was du willst, mag's noch so viel kosten. — Truden fuhr ein Gedanke durch den Sinn, wie sie die Entscheidung verschieben und Frist gewinnen könne, am Ende schmeichelte ihr der Gedanke, Besitzerin so großer Reichthümer zu werden, aber ihre Gedanken hatten sich an den fernen Martin festgestellt; wenn er nun käme — einen Säbel an der Seite, in prächtiger Uniform, stolz und schön — und du Sommer's Weib — nein! Zeit gewonnen, Alles gewonnen! Kömmt er bis dahin nicht, nun, dann bin ich Frau Sommerin! — Gut! sagte sie zu Sommer, der an ihrem Munde mit dem Blicke eines Hundes hing, welcher einen Brocken erwartet; ich will Euch auf die Probe setzen! Die Fritze Juliane ist Müllerin in Schönwalde geworden — baut mir auch eine Mühle drunten am Bach. — Und wenn sie fertig ist? — Dann — Nun dann? — Dann wird sich's schon machen! — Wird sich's? wird sich's machen? o du — er wollte sie umarmen, aber sie stieß ihn weg — o du Grausame! Himmlische! Gute, Böse! du sollst eine Mühle haben, bei meiner Seele! ich gehe gleich Leute bestellen! — Und so geschah's auch. Bald wimmelte es in der Nähe des Hofes unten am Bach von Bauleuten und Taglöhnern, Sommer Hans immer mitten unter ihnen, antreibend, befehlend, anordnend; sein Anzug war weit <TEI> <text> <body> <div n="0"> <p><pb facs="#f0025"/> wahr, das Geld war seit meiner Hochzeit mit der Schulzin meine einzige Freude, mein einziger Trost, aber für dich möchte ich statt Samen Dukaten säen; versprich mir deine Hand, und ich thu' was du willst, mag's noch so viel kosten. — Truden fuhr ein Gedanke durch den Sinn, wie sie die Entscheidung verschieben und Frist gewinnen könne, am Ende schmeichelte ihr der Gedanke, Besitzerin so großer Reichthümer zu werden, aber ihre Gedanken hatten sich an den fernen Martin festgestellt; wenn er nun käme — einen Säbel an der Seite, in prächtiger Uniform, stolz und schön — und du Sommer's Weib — nein! Zeit gewonnen, Alles gewonnen! Kömmt er bis dahin nicht, nun, dann bin ich Frau Sommerin! — Gut! sagte sie zu Sommer, der an ihrem Munde mit dem Blicke eines Hundes hing, welcher einen Brocken erwartet; ich will Euch auf die Probe setzen! Die Fritze Juliane ist Müllerin in Schönwalde geworden — baut mir auch eine Mühle drunten am Bach. — Und wenn sie fertig ist? — Dann — Nun dann? — Dann wird sich's schon machen! — Wird sich's? wird sich's machen? o du — er wollte sie umarmen, aber sie stieß ihn weg — o du Grausame! Himmlische! Gute, Böse! du sollst eine Mühle haben, bei meiner Seele! ich gehe gleich Leute bestellen! —</p><lb/> <p>Und so geschah's auch. Bald wimmelte es in der Nähe des Hofes unten am Bach von Bauleuten und Taglöhnern, Sommer Hans immer mitten unter ihnen, antreibend, befehlend, anordnend; sein Anzug war weit<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [0025]
wahr, das Geld war seit meiner Hochzeit mit der Schulzin meine einzige Freude, mein einziger Trost, aber für dich möchte ich statt Samen Dukaten säen; versprich mir deine Hand, und ich thu' was du willst, mag's noch so viel kosten. — Truden fuhr ein Gedanke durch den Sinn, wie sie die Entscheidung verschieben und Frist gewinnen könne, am Ende schmeichelte ihr der Gedanke, Besitzerin so großer Reichthümer zu werden, aber ihre Gedanken hatten sich an den fernen Martin festgestellt; wenn er nun käme — einen Säbel an der Seite, in prächtiger Uniform, stolz und schön — und du Sommer's Weib — nein! Zeit gewonnen, Alles gewonnen! Kömmt er bis dahin nicht, nun, dann bin ich Frau Sommerin! — Gut! sagte sie zu Sommer, der an ihrem Munde mit dem Blicke eines Hundes hing, welcher einen Brocken erwartet; ich will Euch auf die Probe setzen! Die Fritze Juliane ist Müllerin in Schönwalde geworden — baut mir auch eine Mühle drunten am Bach. — Und wenn sie fertig ist? — Dann — Nun dann? — Dann wird sich's schon machen! — Wird sich's? wird sich's machen? o du — er wollte sie umarmen, aber sie stieß ihn weg — o du Grausame! Himmlische! Gute, Böse! du sollst eine Mühle haben, bei meiner Seele! ich gehe gleich Leute bestellen! —
Und so geschah's auch. Bald wimmelte es in der Nähe des Hofes unten am Bach von Bauleuten und Taglöhnern, Sommer Hans immer mitten unter ihnen, antreibend, befehlend, anordnend; sein Anzug war weit
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/reich_mammon_1910 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/reich_mammon_1910/25 |
Zitationshilfe: | Reich, Moses Josef: Mammon im Gebirge. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 9. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–45. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/reich_mammon_1910/25>, abgerufen am 16.07.2024. |