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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 5. Berlin, 1843.

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Neuntes Buch. Zweites Capitel.
und dürren Worten vermelden, er werde die Gebühr dage-
gen vornehmen müssen; dem andern, Pfalzgrafen Wolfgang,
ward noch gröblicher angekündigt, er werde nächstens ein
paar tausend Spanier in seinem Lande sehen.

Die erste große Frage in diesem Augenblicke lag nun
darin, wie sich die Städte verhalten würden. Hier hatte ein
lange schon dazu vorbereitetes populares Element die reli-
giöse Bewegung mit der größten Freude und Zustimmung
empfangen; die städtischen Gewalten hatten ihren Wirkungs-
kreis dadurch mächtig erweitert, und sich großentheils in sich
selber demgemäß umgebildet; unzählige Mal hatte man sich
und andern gelobt, Leib und Gut bei der Religion zu lassen.
Jetzt kamen die Tage der Prüfung.

An dem Reichstag zu Augsburg regte sich in den Städ-
ten die Absicht, zu einer gemeinschaftlichen Protestation zu
schreiten; sie scheiterte aber, der Frankfurter Gesandte trägt
Bedenken zu sagen wodurch. Es muß wohl noch etwas
Anderes gewesen seyn als die Verschiedenheit der Religion,
von der er ohne Rücksicht hätte reden können.

Der kaiserliche Hof behielt auch in dieser Sache den
Vortheil, mit den einzelnen verhandeln zu können.

Die Zusicherungen die denselben bei den Capitulationen
meistentheils mündlich gegeben worden, hinderten ihn nicht,
auf die Annahme des Interims zu dringen, als bei welchem,
wie ihnen versprochen war, ihre Religion bestehen könne.

Zuerst ward diejenige Reichsstadt aufgefordert, in der
die popularen Elemente am schwächsten waren, die sich von
jeher dem kaiserlichen Hofe am nächsten gehalten, Nürnberg.
Der Kaiser wollte sich aber dieß Mal nicht mit dem Ge-

Neuntes Buch. Zweites Capitel.
und dürren Worten vermelden, er werde die Gebühr dage-
gen vornehmen müſſen; dem andern, Pfalzgrafen Wolfgang,
ward noch gröblicher angekündigt, er werde nächſtens ein
paar tauſend Spanier in ſeinem Lande ſehen.

Die erſte große Frage in dieſem Augenblicke lag nun
darin, wie ſich die Städte verhalten würden. Hier hatte ein
lange ſchon dazu vorbereitetes populares Element die reli-
giöſe Bewegung mit der größten Freude und Zuſtimmung
empfangen; die ſtädtiſchen Gewalten hatten ihren Wirkungs-
kreis dadurch mächtig erweitert, und ſich großentheils in ſich
ſelber demgemäß umgebildet; unzählige Mal hatte man ſich
und andern gelobt, Leib und Gut bei der Religion zu laſſen.
Jetzt kamen die Tage der Prüfung.

An dem Reichstag zu Augsburg regte ſich in den Städ-
ten die Abſicht, zu einer gemeinſchaftlichen Proteſtation zu
ſchreiten; ſie ſcheiterte aber, der Frankfurter Geſandte trägt
Bedenken zu ſagen wodurch. Es muß wohl noch etwas
Anderes geweſen ſeyn als die Verſchiedenheit der Religion,
von der er ohne Rückſicht hätte reden können.

Der kaiſerliche Hof behielt auch in dieſer Sache den
Vortheil, mit den einzelnen verhandeln zu können.

Die Zuſicherungen die denſelben bei den Capitulationen
meiſtentheils mündlich gegeben worden, hinderten ihn nicht,
auf die Annahme des Interims zu dringen, als bei welchem,
wie ihnen verſprochen war, ihre Religion beſtehen könne.

Zuerſt ward diejenige Reichsſtadt aufgefordert, in der
die popularen Elemente am ſchwächſten waren, die ſich von
jeher dem kaiſerlichen Hofe am nächſten gehalten, Nürnberg.
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[58/0070] Neuntes Buch. Zweites Capitel. und dürren Worten vermelden, er werde die Gebühr dage- gen vornehmen müſſen; dem andern, Pfalzgrafen Wolfgang, ward noch gröblicher angekündigt, er werde nächſtens ein paar tauſend Spanier in ſeinem Lande ſehen. Die erſte große Frage in dieſem Augenblicke lag nun darin, wie ſich die Städte verhalten würden. Hier hatte ein lange ſchon dazu vorbereitetes populares Element die reli- giöſe Bewegung mit der größten Freude und Zuſtimmung empfangen; die ſtädtiſchen Gewalten hatten ihren Wirkungs- kreis dadurch mächtig erweitert, und ſich großentheils in ſich ſelber demgemäß umgebildet; unzählige Mal hatte man ſich und andern gelobt, Leib und Gut bei der Religion zu laſſen. Jetzt kamen die Tage der Prüfung. An dem Reichstag zu Augsburg regte ſich in den Städ- ten die Abſicht, zu einer gemeinſchaftlichen Proteſtation zu ſchreiten; ſie ſcheiterte aber, der Frankfurter Geſandte trägt Bedenken zu ſagen wodurch. Es muß wohl noch etwas Anderes geweſen ſeyn als die Verſchiedenheit der Religion, von der er ohne Rückſicht hätte reden können. Der kaiſerliche Hof behielt auch in dieſer Sache den Vortheil, mit den einzelnen verhandeln zu können. Die Zuſicherungen die denſelben bei den Capitulationen meiſtentheils mündlich gegeben worden, hinderten ihn nicht, auf die Annahme des Interims zu dringen, als bei welchem, wie ihnen verſprochen war, ihre Religion beſtehen könne. Zuerſt ward diejenige Reichsſtadt aufgefordert, in der die popularen Elemente am ſchwächſten waren, die ſich von jeher dem kaiſerlichen Hofe am nächſten gehalten, Nürnberg. Der Kaiſer wollte ſich aber dieß Mal nicht mit dem Ge-

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 5. Berlin, 1843, S. 58. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation05_1843/70>, abgerufen am 23.11.2024.