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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 5. Berlin, 1843.

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Mineralogie.
brauchten, um in der Reihe der Wissenschaften eine würdige
und glänzende Stelle einzunehmen. Dieß gethan zu haben
und zwar mit eigener Einsicht und dem unabläßigen Eifer, der
allein wissenschaftliche Erfolge zu sichern vermag, ist das Ver-
dienst Georg Agricolas. 1 Er hatte das Glück, nicht Anfänge
noch zweifelhafte Versuche, sondern erprobte und zusammen-
hängende Kenntnisse, beinahe Systeme der Mineralogie und
Metallurgie darbieten zu können, die eine Grundlage aller
spätern Studien nicht allein diesseit der Alpen sondern für
die Welt geworden sind. 2

Ein herrliches Werk würde seyn, wenn einmal die Theil-
nahme welche die Deutschen an der Fortbildung der Wissen-
schaften überhaupt genommen haben, im Lichte der europäischen
Entwickelung jedes Jahrhunderts mit gerechter Würdigung
dargestellt werden könnte. Zu einer allgemeinen Geschichte der
Nation wäre es eigentlich unentbehrlich. Denn nicht allein
in den Bildungen des Staats und der Kirche, oder in Poesie
und Kunst, tritt der Geist eines großen Volkes hervor; zu-
weilen werfen sich die besten Kräfte auf die wissenschaftlichen
Gebiete; man muß wissen, was sie da schaffen und vollbrin-
gen, wenn man die Bestrebungen einer Epoche überhaupt
verstehen will. Die Zeit die wir hier betrachten, würde eine

1 Die Beziehung auf die Alten gab er darum nicht auf. De
vett. et novis metallis (383). De rebus subterraneis, quas vel
sparsas et disjectas in Graecorum et Latinorum libris inveni, vel
ex bene peritis artis metallicae didici, vel denique ipse vidi in
fodinis et officinis, explicavi.
2 Man findet bei ihm spathum, quarzum, wismuthum, zin-
cum, cobalum.
Beckmann Beiträge zur Geschichte der Erfindungen
III, 552.
31*

Mineralogie.
brauchten, um in der Reihe der Wiſſenſchaften eine würdige
und glänzende Stelle einzunehmen. Dieß gethan zu haben
und zwar mit eigener Einſicht und dem unabläßigen Eifer, der
allein wiſſenſchaftliche Erfolge zu ſichern vermag, iſt das Ver-
dienſt Georg Agricolas. 1 Er hatte das Glück, nicht Anfänge
noch zweifelhafte Verſuche, ſondern erprobte und zuſammen-
hängende Kenntniſſe, beinahe Syſteme der Mineralogie und
Metallurgie darbieten zu können, die eine Grundlage aller
ſpätern Studien nicht allein dieſſeit der Alpen ſondern für
die Welt geworden ſind. 2

Ein herrliches Werk würde ſeyn, wenn einmal die Theil-
nahme welche die Deutſchen an der Fortbildung der Wiſſen-
ſchaften überhaupt genommen haben, im Lichte der europäiſchen
Entwickelung jedes Jahrhunderts mit gerechter Würdigung
dargeſtellt werden könnte. Zu einer allgemeinen Geſchichte der
Nation wäre es eigentlich unentbehrlich. Denn nicht allein
in den Bildungen des Staats und der Kirche, oder in Poeſie
und Kunſt, tritt der Geiſt eines großen Volkes hervor; zu-
weilen werfen ſich die beſten Kräfte auf die wiſſenſchaftlichen
Gebiete; man muß wiſſen, was ſie da ſchaffen und vollbrin-
gen, wenn man die Beſtrebungen einer Epoche überhaupt
verſtehen will. Die Zeit die wir hier betrachten, würde eine

1 Die Beziehung auf die Alten gab er darum nicht auf. De
vett. et novis metallis (383). De rebus subterraneis, quas vel
sparsas et disjectas in Graecorum et Latinorum libris inveni, vel
ex bene peritis artis metallicae didici, vel denique ipse vidi in
fodinis et officinis, explicavi.
2 Man findet bei ihm spathum, quarzum, wismuthum, zin-
cum, cobalum.
Beckmann Beitraͤge zur Geſchichte der Erfindungen
III, 552.
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[483/0495] Mineralogie. brauchten, um in der Reihe der Wiſſenſchaften eine würdige und glänzende Stelle einzunehmen. Dieß gethan zu haben und zwar mit eigener Einſicht und dem unabläßigen Eifer, der allein wiſſenſchaftliche Erfolge zu ſichern vermag, iſt das Ver- dienſt Georg Agricolas. 1 Er hatte das Glück, nicht Anfänge noch zweifelhafte Verſuche, ſondern erprobte und zuſammen- hängende Kenntniſſe, beinahe Syſteme der Mineralogie und Metallurgie darbieten zu können, die eine Grundlage aller ſpätern Studien nicht allein dieſſeit der Alpen ſondern für die Welt geworden ſind. 2 Ein herrliches Werk würde ſeyn, wenn einmal die Theil- nahme welche die Deutſchen an der Fortbildung der Wiſſen- ſchaften überhaupt genommen haben, im Lichte der europäiſchen Entwickelung jedes Jahrhunderts mit gerechter Würdigung dargeſtellt werden könnte. Zu einer allgemeinen Geſchichte der Nation wäre es eigentlich unentbehrlich. Denn nicht allein in den Bildungen des Staats und der Kirche, oder in Poeſie und Kunſt, tritt der Geiſt eines großen Volkes hervor; zu- weilen werfen ſich die beſten Kräfte auf die wiſſenſchaftlichen Gebiete; man muß wiſſen, was ſie da ſchaffen und vollbrin- gen, wenn man die Beſtrebungen einer Epoche überhaupt verſtehen will. Die Zeit die wir hier betrachten, würde eine 1 Die Beziehung auf die Alten gab er darum nicht auf. De vett. et novis metallis (383). De rebus subterraneis, quas vel sparsas et disjectas in Graecorum et Latinorum libris inveni, vel ex bene peritis artis metallicae didici, vel denique ipse vidi in fodinis et officinis, explicavi. 2 Man findet bei ihm spathum, quarzum, wismuthum, zin- cum, cobalum. Beckmann Beitraͤge zur Geſchichte der Erfindungen III, 552. 31*

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 5. Berlin, 1843, S. 483. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation05_1843/495>, abgerufen am 20.05.2024.