Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 5. Berlin, 1843.Schulen. keit erlangte die Schule welche Johann Sturm 1537 inStrasburg errichtete. Johann Sturm nahm an den öffentli- chen Angelegenheiten lebendigen, wohl selbst eingreifenden An- theil: 1 doch verlor seine Schule dabei nicht, der er vielmehr aus dem allgemeinen Gesichtspuncte um so größeren Eifer widmete. Sie ward gleichsam eine allgemeine weltliche Aca- demie für die protestantische Welt, wie Genf eine theologische. Auch wurde sie gern von dem deutschen Adel besucht, dessen Bedürfnisse der Vorsteher in eignen Schriften erwog. Bei der würdigen Stellung welche diese Studien em- Schon nahm man mit ernstem und anhaltendem Be- 1 In Schumachers Briefen an die Könige von Dänemark fin- den sich viele von Sturm, mit ganz guten Notizen über damalige Kriegsereignisse. 2 Micyllus: -- Quae domini plantata est vinea verbo Si cultu careat, terra jacebit iners. Quos igitur cultus aut quas adhibebimus artes? Nempe has quas secum Musa pudica refert. 30*
Schulen. keit erlangte die Schule welche Johann Sturm 1537 inStrasburg errichtete. Johann Sturm nahm an den öffentli- chen Angelegenheiten lebendigen, wohl ſelbſt eingreifenden An- theil: 1 doch verlor ſeine Schule dabei nicht, der er vielmehr aus dem allgemeinen Geſichtspuncte um ſo größeren Eifer widmete. Sie ward gleichſam eine allgemeine weltliche Aca- demie für die proteſtantiſche Welt, wie Genf eine theologiſche. Auch wurde ſie gern von dem deutſchen Adel beſucht, deſſen Bedürfniſſe der Vorſteher in eignen Schriften erwog. Bei der würdigen Stellung welche dieſe Studien em- Schon nahm man mit ernſtem und anhaltendem Be- 1 In Schumachers Briefen an die Koͤnige von Daͤnemark fin- den ſich viele von Sturm, mit ganz guten Notizen uͤber damalige Kriegsereigniſſe. 2 Micyllus: — Quae domini plantata est vinea verbo Si cultu careat, terra jacebit iners. Quos igitur cultus aut quas adhibebimus artes? Nempe has quas secum Musa pudica refert. 30*
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Schulen.
keit erlangte die Schule welche Johann Sturm 1537 in
Strasburg errichtete. Johann Sturm nahm an den öffentli-
chen Angelegenheiten lebendigen, wohl ſelbſt eingreifenden An-
theil: 1 doch verlor ſeine Schule dabei nicht, der er vielmehr
aus dem allgemeinen Geſichtspuncte um ſo größeren Eifer
widmete. Sie ward gleichſam eine allgemeine weltliche Aca-
demie für die proteſtantiſche Welt, wie Genf eine theologiſche.
Auch wurde ſie gern von dem deutſchen Adel beſucht, deſſen
Bedürfniſſe der Vorſteher in eignen Schriften erwog.
Bei der würdigen Stellung welche dieſe Studien em-
pfangen, konnte ſich das tumultuariſche Händel-ſuchende Trei-
ben der frühern Poetenſchulen nicht mehr halten. Das
Schickſal des Simon Lemnius, der es unter den Augen
Luthers fortſetzen wollte und darüber verjagt ward, iſt für
die Richtung überhaupt bezeichnend. Der neue Olymp die-
ſer Poeten ward ſchon wieder verworfen. Der feine und
elegante Micyll will nur von einer züchtigen Muſe wiſſen.
Er und ſeine Schüler haben wirklich keine andern Gefühle,
als die der großen Tendenz entſprechen in welcher die Na-
tion hauptſächlich begriffen iſt. 2
Schon nahm man mit ernſtem und anhaltendem Be-
mühen an der Arbeit der Wiederbekanntmachung und Erläu-
terung der claſſiſchen Werke Antheil.
1 In Schumachers Briefen an die Koͤnige von Daͤnemark fin-
den ſich viele von Sturm, mit ganz guten Notizen uͤber damalige
Kriegsereigniſſe.
2 Micyllus: — Quae domini plantata est vinea verbo
Si cultu careat, terra jacebit iners.
Quos igitur cultus aut quas adhibebimus artes?
Nempe has quas secum Musa pudica refert.
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