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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 5. Berlin, 1843.

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Theologische Streitigkeiten. (Calvin.)
der Consensus noch ein ziemlich starkes Gepräge des Ortes
wo er geschlossen wurde, der Umstände unter denen er zu
Stande kam, aller jener provinziellen Bedingungen: als das
letzte Wort in der Sache kann er nicht betrachtet werden;
aber dabei läßt sich doch, historisch angesehen, nicht leugnen,
daß die Ideen der Wittenberger Concordie, in denen das
lutherische Element überwog, dadurch einen Fortschritt mach-
ten, an einer Stelle Eingang fanden, wo man bisher noch
niemals etwas davon hatte hören wollen: der Consensus ist
schon eine neue Concordie, nur mit starker schweizerischer
Versetzung. Die Kraft der Formel zu der man sich verei-
nigte, liegt darin, daß sie beide Momente in sich enthält;
der Freund Calvins, Butzer, der einige Abweichungen die in
England vorkamen und von Peter Martyr befördert wur-
den, nicht billigte, war doch mit dem Consensus einverstan-
den: er sah darin eine Fortsetzung seines eignen Werkes.

Es gieng auch dieser Formel wie es Vermittelungen zu
gehn pflegt: sie fand auf beiden Seiten Widerspruch.

In Zürich zeigten sich die Anhänger Zwinglis, in Ba-
sel die mehr lutheranisirenden Theologen ein wenig verstimmt.
Die so eben in Bern emporgekommene Zwinglische Partei
verweigerte eine Zeitlang ihre Unterschrift. Es gehörte die
ganze Autorität des alten Bullinger dazu, um sie endlich
dazu zu vermögen; doch hat es bis in das Jahr 1551
gedauert, ehe man den Consensus durch den Druck be-
kannt machte. 1

Kaum aber war es hier so weit gekommen, so erhob

1 Hundeshagen p. 252.

Theologiſche Streitigkeiten. (Calvin.)
der Conſenſus noch ein ziemlich ſtarkes Gepräge des Ortes
wo er geſchloſſen wurde, der Umſtände unter denen er zu
Stande kam, aller jener provinziellen Bedingungen: als das
letzte Wort in der Sache kann er nicht betrachtet werden;
aber dabei läßt ſich doch, hiſtoriſch angeſehen, nicht leugnen,
daß die Ideen der Wittenberger Concordie, in denen das
lutheriſche Element überwog, dadurch einen Fortſchritt mach-
ten, an einer Stelle Eingang fanden, wo man bisher noch
niemals etwas davon hatte hören wollen: der Conſenſus iſt
ſchon eine neue Concordie, nur mit ſtarker ſchweizeriſcher
Verſetzung. Die Kraft der Formel zu der man ſich verei-
nigte, liegt darin, daß ſie beide Momente in ſich enthält;
der Freund Calvins, Butzer, der einige Abweichungen die in
England vorkamen und von Peter Martyr befördert wur-
den, nicht billigte, war doch mit dem Conſenſus einverſtan-
den: er ſah darin eine Fortſetzung ſeines eignen Werkes.

Es gieng auch dieſer Formel wie es Vermittelungen zu
gehn pflegt: ſie fand auf beiden Seiten Widerſpruch.

In Zürich zeigten ſich die Anhänger Zwinglis, in Ba-
ſel die mehr lutheraniſirenden Theologen ein wenig verſtimmt.
Die ſo eben in Bern emporgekommene Zwingliſche Partei
verweigerte eine Zeitlang ihre Unterſchrift. Es gehörte die
ganze Autorität des alten Bullinger dazu, um ſie endlich
dazu zu vermögen; doch hat es bis in das Jahr 1551
gedauert, ehe man den Conſenſus durch den Druck be-
kannt machte. 1

Kaum aber war es hier ſo weit gekommen, ſo erhob

1 Hundeshagen p. 252.
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[457/0469] Theologiſche Streitigkeiten. (Calvin.) der Conſenſus noch ein ziemlich ſtarkes Gepräge des Ortes wo er geſchloſſen wurde, der Umſtände unter denen er zu Stande kam, aller jener provinziellen Bedingungen: als das letzte Wort in der Sache kann er nicht betrachtet werden; aber dabei läßt ſich doch, hiſtoriſch angeſehen, nicht leugnen, daß die Ideen der Wittenberger Concordie, in denen das lutheriſche Element überwog, dadurch einen Fortſchritt mach- ten, an einer Stelle Eingang fanden, wo man bisher noch niemals etwas davon hatte hören wollen: der Conſenſus iſt ſchon eine neue Concordie, nur mit ſtarker ſchweizeriſcher Verſetzung. Die Kraft der Formel zu der man ſich verei- nigte, liegt darin, daß ſie beide Momente in ſich enthält; der Freund Calvins, Butzer, der einige Abweichungen die in England vorkamen und von Peter Martyr befördert wur- den, nicht billigte, war doch mit dem Conſenſus einverſtan- den: er ſah darin eine Fortſetzung ſeines eignen Werkes. Es gieng auch dieſer Formel wie es Vermittelungen zu gehn pflegt: ſie fand auf beiden Seiten Widerſpruch. In Zürich zeigten ſich die Anhänger Zwinglis, in Ba- ſel die mehr lutheraniſirenden Theologen ein wenig verſtimmt. Die ſo eben in Bern emporgekommene Zwingliſche Partei verweigerte eine Zeitlang ihre Unterſchrift. Es gehörte die ganze Autorität des alten Bullinger dazu, um ſie endlich dazu zu vermögen; doch hat es bis in das Jahr 1551 gedauert, ehe man den Conſenſus durch den Druck be- kannt machte. 1 Kaum aber war es hier ſo weit gekommen, ſo erhob 1 Hundeshagen p. 252.

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 5. Berlin, 1843, S. 457. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation05_1843/469>, abgerufen am 26.11.2024.