Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 5. Berlin, 1843.Zehntes Buch. Siebentes Capitel. Diese Fürsten mußten sogar in Bezug auf ihre altgläu- ligkeit) von Stund an mit vielen und heftigen worten, als die sich etwas entsetz, mir geantwort, solches sey nicht zuzulassen." 1 Er habe "leinene Säcke aufhenken lassen, worin diejenigen, so der geistlichen Jurisdiction halber etwas anzubringen unternehmen würden, -- als proditores patriae ersäuft werden sollten." 2 Laspeyres Verfassung der katholischen Kirche Preußens p. 195. 3 Auszüge aus den gewechselten Schriften bei Bucholtz VIII,
208. Sugenheim 207. 218. "So sein," sagt Ferdinand 1549, "die geistlichen solcher ihrer geistlichen Recht, Gewaldts und Gerichts- zwangs, -- sonderlich in unsern Erblanden -- gar nicht in Gebrauch; -- halten für billig, das diej. Laien, so de crimine heresis, sacri- legii, falsi, simoniac, usurarum, adulterii, fractae pacis et perjurii in Verdacht oder überwunden, nindert anderstwohin als von der weltlichen Obrigkait gerechtfertigt und gestraft und kainswegs für die gaistlich Obrigkait gewisen oder gezogen werden sollten." Zehntes Buch. Siebentes Capitel. Dieſe Fürſten mußten ſogar in Bezug auf ihre altgläu- ligkeit) von Stund an mit vielen und heftigen worten, als die ſich etwas entſetz, mir geantwort, ſolches ſey nicht zuzulaſſen.“ 1 Er habe „leinene Saͤcke aufhenken laſſen, worin diejenigen, ſo der geiſtlichen Jurisdiction halber etwas anzubringen unternehmen wuͤrden, — als proditores patriae erſaͤuft werden ſollten.“ 2 Laspeyres Verfaſſung der katholiſchen Kirche Preußens p. 195. 3 Auszuͤge aus den gewechſelten Schriften bei Bucholtz VIII,
208. Sugenheim 207. 218. „So ſein,“ ſagt Ferdinand 1549, „die geiſtlichen ſolcher ihrer geiſtlichen Recht, Gewaldts und Gerichts- zwangs, — ſonderlich in unſern Erblanden — gar nicht in Gebrauch; — halten fuͤr billig, das diej. Laien, ſo de crimine heresis, sacri- legii, falsi, simoniac, usurarum, adulterii, fractae pacis et perjurii in Verdacht oder uͤberwunden, nindert anderſtwohin als von der weltlichen Obrigkait gerechtfertigt und geſtraft und kainswegs fuͤr die gaiſtlich Obrigkait gewiſen oder gezogen werden ſollten.“ <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0446" n="434"/> <fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Zehntes Buch. Siebentes Capitel</hi>.</fw><lb/> <p>Dieſe Fürſten mußten ſogar in Bezug auf ihre altgläu-<lb/> bigen Unterthanen ſich ſelber helfen. Man kennt die Strenge,<lb/> mit welcher Herzog Wilhelm von Cleve ſeine Rechte bei der<lb/> Beſetzung der Pfarrſtellen feſthielt und keinerlei Eingriff ei-<lb/> ner fremden geiſtlichen Jurisdiction in ſeinem Lande geſtat-<lb/> tete; <note place="foot" n="1">Er habe „leinene Saͤcke aufhenken laſſen, worin diejenigen,<lb/> ſo der geiſtlichen Jurisdiction halber etwas anzubringen unternehmen<lb/> wuͤrden, — als <hi rendition="#aq">proditores patriae</hi> erſaͤuft werden ſollten.“</note> ſeine Edicte haben allen ſpätern Regierungen zur Norm<lb/> gedient. <note place="foot" n="2">Laspeyres Verfaſſung der katholiſchen Kirche Preußens <hi rendition="#aq">p.</hi> 195.</note> Öſtreich und Baiern lagen mit den Biſchöfen der<lb/> Diöceſen, zu denen ihre Landſchaften gehörten, in unaufhör-<lb/> lichem Hader. Auf den Synoden zu Salzburg 1549 und<lb/> 1550, zu Mühldorf 1553, erhoben die Geiſtlichen laute Kla-<lb/> gen, daß man ihrer Gerichtsbarkeit nicht achte, ihre Immu-<lb/> nitäten verletze, ihnen ungewohnte Laſten auflege. Die Für-<lb/> ſten vertheidigten ſich damit, daß ſie den Biſchöfen Vernach-<lb/> läßigung ihrer geiſtlichen Pflichten Schuld gaben. <note place="foot" n="3">Auszuͤge aus den gewechſelten Schriften bei Bucholtz <hi rendition="#aq">VIII,</hi><lb/> 208. Sugenheim 207. 218. „So ſein,“ ſagt Ferdinand 1549, „die<lb/> geiſtlichen ſolcher ihrer geiſtlichen Recht, Gewaldts und Gerichts-<lb/> zwangs, — ſonderlich in unſern Erblanden — gar nicht in Gebrauch;<lb/> — halten fuͤr billig, das diej. Laien, ſo <hi rendition="#aq">de crimine heresis, sacri-<lb/> legii, falsi, simoniac, usurarum, adulterii, fractae pacis et perjurii</hi><lb/> in Verdacht oder uͤberwunden, nindert anderſtwohin als von der<lb/> weltlichen Obrigkait gerechtfertigt und geſtraft und kainswegs fuͤr die<lb/> gaiſtlich Obrigkait gewiſen oder gezogen werden ſollten.“</note> Es blieb<lb/> dabei, daß in den weltlichen Gebieten die kirchlichen Angele-<lb/> genheiten hauptſächlich unter dem Einfluß fürſtlicher Räthe,<lb/> nur mit Zuziehung eines und des andern ergebenen Clerikers<lb/> verwaltet wurden. Wenn man die Unterſuchungen über an-<lb/> gebliche Wiedertäufer anſieht, die in Baiern noch dann und<lb/><note xml:id="seg2pn_28_2" prev="#seg2pn_28_1" place="foot" n="2">ligkeit) von Stund an mit vielen und heftigen worten, als die ſich<lb/> etwas entſetz, mir geantwort, ſolches ſey nicht zuzulaſſen.“</note><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [434/0446]
Zehntes Buch. Siebentes Capitel.
Dieſe Fürſten mußten ſogar in Bezug auf ihre altgläu-
bigen Unterthanen ſich ſelber helfen. Man kennt die Strenge,
mit welcher Herzog Wilhelm von Cleve ſeine Rechte bei der
Beſetzung der Pfarrſtellen feſthielt und keinerlei Eingriff ei-
ner fremden geiſtlichen Jurisdiction in ſeinem Lande geſtat-
tete; 1 ſeine Edicte haben allen ſpätern Regierungen zur Norm
gedient. 2 Öſtreich und Baiern lagen mit den Biſchöfen der
Diöceſen, zu denen ihre Landſchaften gehörten, in unaufhör-
lichem Hader. Auf den Synoden zu Salzburg 1549 und
1550, zu Mühldorf 1553, erhoben die Geiſtlichen laute Kla-
gen, daß man ihrer Gerichtsbarkeit nicht achte, ihre Immu-
nitäten verletze, ihnen ungewohnte Laſten auflege. Die Für-
ſten vertheidigten ſich damit, daß ſie den Biſchöfen Vernach-
läßigung ihrer geiſtlichen Pflichten Schuld gaben. 3 Es blieb
dabei, daß in den weltlichen Gebieten die kirchlichen Angele-
genheiten hauptſächlich unter dem Einfluß fürſtlicher Räthe,
nur mit Zuziehung eines und des andern ergebenen Clerikers
verwaltet wurden. Wenn man die Unterſuchungen über an-
gebliche Wiedertäufer anſieht, die in Baiern noch dann und
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1 Er habe „leinene Saͤcke aufhenken laſſen, worin diejenigen,
ſo der geiſtlichen Jurisdiction halber etwas anzubringen unternehmen
wuͤrden, — als proditores patriae erſaͤuft werden ſollten.“
2 Laspeyres Verfaſſung der katholiſchen Kirche Preußens p. 195.
3 Auszuͤge aus den gewechſelten Schriften bei Bucholtz VIII,
208. Sugenheim 207. 218. „So ſein,“ ſagt Ferdinand 1549, „die
geiſtlichen ſolcher ihrer geiſtlichen Recht, Gewaldts und Gerichts-
zwangs, — ſonderlich in unſern Erblanden — gar nicht in Gebrauch;
— halten fuͤr billig, das diej. Laien, ſo de crimine heresis, sacri-
legii, falsi, simoniac, usurarum, adulterii, fractae pacis et perjurii
in Verdacht oder uͤberwunden, nindert anderſtwohin als von der
weltlichen Obrigkait gerechtfertigt und geſtraft und kainswegs fuͤr die
gaiſtlich Obrigkait gewiſen oder gezogen werden ſollten.“
2 ligkeit) von Stund an mit vielen und heftigen worten, als die ſich
etwas entſetz, mir geantwort, ſolches ſey nicht zuzulaſſen.“
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