Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 5. Berlin, 1843.

Bild:
<< vorherige Seite

Berathungen über die Executionsordnung.
Sorge für sich selbst überlassen werden dürfe, sondern daß
in jedem erheblichen Fall deren fünf zusammentreten, die Ko-
sten tragen und die Mannschaften stellen sollten. 1 Die An-
führung bestimmte man alle Mal dem Obersten desjenigen
Kreises, welcher der Überwältigte sey und die Hülfe der an-
dern in Anspruch nehme. Die Säumigen wurden mit den
schwersten Strafen bedroht.

Als dieser Entwurf in den Fürstenrath gelangte, gieng
es damit wie es mit den übrigen Entwürfen gegangen war:
die geistlichen Fürsten suchten ihn nach ihren eigenthümlichen
Bedürfnissen und Gesichtspuncten umzugestalten.

Da sie besorgten, die neue Einrichtung dürfte doch in
den Händen der weltlichen Fürsten ihnen zum Nachtheil ge-
reichen, so suchten sie die Ernennung der Kreisobersten wo
möglich in die Hände des Kaisers zu bringen, von dem sie
ihrerseits Rückhalt und Unterstützung erwarteten. In die-
sem Sinne arbeitete besonders der Canzler des Bischofs von
Augsburg, Dr Braun. 2 Die allgemeine Stimmung aber
war nicht der Art, um ein solches Vorhaben zu befördern.
Nachdem der Einfluß des Kaisers seit mehreren Jahren so
tief herabgekommen, konnte man nicht daran denken densel-
ben auf diesem Wege wieder zu erneuern. Von jenen Vor-

1 "Damit nicht etwa, wenn Einem ein Rad übers Bein gehe,
ein Andrer sich freuen möge."
2 Sächsische Gesandte 5 Aug.: "Der Ausschuß (des Fürsten-
raths) hat wiederumb einen engen Ausschuß, als nemlich des Hz.
von Wirtenpergk und D. Braun des Cardinal von Augspurg Ge-
sandten erwelet. Des Hz. v. W. Gesandter hat Dr Braun das Con-
cept ganz allein übergeben, welcher dann das Concept gestelt und
und unsre Ordnung mit Fleiß invertirt." (Anfang August kam der
Entwurf in den Churfürstenrath zurück.)

Berathungen uͤber die Executionsordnung.
Sorge für ſich ſelbſt überlaſſen werden dürfe, ſondern daß
in jedem erheblichen Fall deren fünf zuſammentreten, die Ko-
ſten tragen und die Mannſchaften ſtellen ſollten. 1 Die An-
führung beſtimmte man alle Mal dem Oberſten desjenigen
Kreiſes, welcher der Überwältigte ſey und die Hülfe der an-
dern in Anſpruch nehme. Die Säumigen wurden mit den
ſchwerſten Strafen bedroht.

Als dieſer Entwurf in den Fürſtenrath gelangte, gieng
es damit wie es mit den übrigen Entwürfen gegangen war:
die geiſtlichen Fürſten ſuchten ihn nach ihren eigenthümlichen
Bedürfniſſen und Geſichtspuncten umzugeſtalten.

Da ſie beſorgten, die neue Einrichtung dürfte doch in
den Händen der weltlichen Fürſten ihnen zum Nachtheil ge-
reichen, ſo ſuchten ſie die Ernennung der Kreisoberſten wo
möglich in die Hände des Kaiſers zu bringen, von dem ſie
ihrerſeits Rückhalt und Unterſtützung erwarteten. In die-
ſem Sinne arbeitete beſonders der Canzler des Biſchofs von
Augsburg, Dr Braun. 2 Die allgemeine Stimmung aber
war nicht der Art, um ein ſolches Vorhaben zu befördern.
Nachdem der Einfluß des Kaiſers ſeit mehreren Jahren ſo
tief herabgekommen, konnte man nicht daran denken denſel-
ben auf dieſem Wege wieder zu erneuern. Von jenen Vor-

1 „Damit nicht etwa, wenn Einem ein Rad uͤbers Bein gehe,
ein Andrer ſich freuen moͤge.“
2 Saͤchſiſche Geſandte 5 Aug.: „Der Ausſchuß (des Fuͤrſten-
raths) hat wiederumb einen engen Ausſchuß, als nemlich des Hz.
von Wirtenpergk und D. Braun des Cardinal von Augſpurg Ge-
ſandten erwelet. Des Hz. v. W. Geſandter hat Dr Braun das Con-
cept ganz allein uͤbergeben, welcher dann das Concept geſtelt und
und unſre Ordnung mit Fleiß invertirt.“ (Anfang Auguſt kam der
Entwurf in den Churfuͤrſtenrath zuruͤck.)
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0389" n="377"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Berathungen u&#x0364;ber die Executionsordnung</hi>.</fw><lb/>
Sorge für &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t überla&#x017F;&#x017F;en werden dürfe, &#x017F;ondern daß<lb/>
in jedem erheblichen Fall deren fünf zu&#x017F;ammentreten, die Ko-<lb/>
&#x017F;ten tragen und die Mann&#x017F;chaften &#x017F;tellen &#x017F;ollten. <note place="foot" n="1">&#x201E;Damit nicht etwa, wenn Einem ein Rad u&#x0364;bers Bein gehe,<lb/>
ein Andrer &#x017F;ich freuen mo&#x0364;ge.&#x201C;</note> Die An-<lb/>
führung be&#x017F;timmte man alle Mal dem Ober&#x017F;ten desjenigen<lb/>
Krei&#x017F;es, welcher der Überwältigte &#x017F;ey und die Hülfe der an-<lb/>
dern in An&#x017F;pruch nehme. Die Säumigen wurden mit den<lb/>
&#x017F;chwer&#x017F;ten Strafen bedroht.</p><lb/>
            <p>Als die&#x017F;er Entwurf in den Für&#x017F;tenrath gelangte, gieng<lb/>
es damit wie es mit den übrigen Entwürfen gegangen war:<lb/>
die gei&#x017F;tlichen Für&#x017F;ten &#x017F;uchten ihn nach ihren eigenthümlichen<lb/>
Bedürfni&#x017F;&#x017F;en und Ge&#x017F;ichtspuncten umzuge&#x017F;talten.</p><lb/>
            <p>Da &#x017F;ie be&#x017F;orgten, die neue Einrichtung dürfte doch in<lb/>
den Händen der weltlichen Für&#x017F;ten ihnen zum Nachtheil ge-<lb/>
reichen, &#x017F;o &#x017F;uchten &#x017F;ie die Ernennung der Kreisober&#x017F;ten wo<lb/>
möglich in die Hände des Kai&#x017F;ers zu bringen, von dem &#x017F;ie<lb/>
ihrer&#x017F;eits Rückhalt und Unter&#x017F;tützung erwarteten. In die-<lb/>
&#x017F;em Sinne arbeitete be&#x017F;onders der Canzler des Bi&#x017F;chofs von<lb/>
Augsburg, Dr Braun. <note place="foot" n="2">Sa&#x0364;ch&#x017F;i&#x017F;che Ge&#x017F;andte 5 Aug.: &#x201E;Der Aus&#x017F;chuß (des Fu&#x0364;r&#x017F;ten-<lb/>
raths) hat wiederumb einen engen Aus&#x017F;chuß, als nemlich des Hz.<lb/>
von Wirtenpergk und <hi rendition="#aq">D.</hi> Braun des Cardinal von Aug&#x017F;purg Ge-<lb/>
&#x017F;andten erwelet. Des Hz. v. W. Ge&#x017F;andter hat Dr Braun das Con-<lb/>
cept ganz allein u&#x0364;bergeben, welcher dann das Concept ge&#x017F;telt und<lb/>
und un&#x017F;re Ordnung mit Fleiß invertirt.&#x201C; (Anfang Augu&#x017F;t kam der<lb/>
Entwurf in den Churfu&#x0364;r&#x017F;tenrath zuru&#x0364;ck.)</note> Die allgemeine Stimmung aber<lb/>
war nicht der Art, um ein &#x017F;olches Vorhaben zu befördern.<lb/>
Nachdem der Einfluß des Kai&#x017F;ers &#x017F;eit mehreren Jahren &#x017F;o<lb/>
tief herabgekommen, konnte man nicht daran denken den&#x017F;el-<lb/>
ben auf die&#x017F;em Wege wieder zu erneuern. Von jenen Vor-<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[377/0389] Berathungen uͤber die Executionsordnung. Sorge für ſich ſelbſt überlaſſen werden dürfe, ſondern daß in jedem erheblichen Fall deren fünf zuſammentreten, die Ko- ſten tragen und die Mannſchaften ſtellen ſollten. 1 Die An- führung beſtimmte man alle Mal dem Oberſten desjenigen Kreiſes, welcher der Überwältigte ſey und die Hülfe der an- dern in Anſpruch nehme. Die Säumigen wurden mit den ſchwerſten Strafen bedroht. Als dieſer Entwurf in den Fürſtenrath gelangte, gieng es damit wie es mit den übrigen Entwürfen gegangen war: die geiſtlichen Fürſten ſuchten ihn nach ihren eigenthümlichen Bedürfniſſen und Geſichtspuncten umzugeſtalten. Da ſie beſorgten, die neue Einrichtung dürfte doch in den Händen der weltlichen Fürſten ihnen zum Nachtheil ge- reichen, ſo ſuchten ſie die Ernennung der Kreisoberſten wo möglich in die Hände des Kaiſers zu bringen, von dem ſie ihrerſeits Rückhalt und Unterſtützung erwarteten. In die- ſem Sinne arbeitete beſonders der Canzler des Biſchofs von Augsburg, Dr Braun. 2 Die allgemeine Stimmung aber war nicht der Art, um ein ſolches Vorhaben zu befördern. Nachdem der Einfluß des Kaiſers ſeit mehreren Jahren ſo tief herabgekommen, konnte man nicht daran denken denſel- ben auf dieſem Wege wieder zu erneuern. Von jenen Vor- 1 „Damit nicht etwa, wenn Einem ein Rad uͤbers Bein gehe, ein Andrer ſich freuen moͤge.“ 2 Saͤchſiſche Geſandte 5 Aug.: „Der Ausſchuß (des Fuͤrſten- raths) hat wiederumb einen engen Ausſchuß, als nemlich des Hz. von Wirtenpergk und D. Braun des Cardinal von Augſpurg Ge- ſandten erwelet. Des Hz. v. W. Geſandter hat Dr Braun das Con- cept ganz allein uͤbergeben, welcher dann das Concept geſtelt und und unſre Ordnung mit Fleiß invertirt.“ (Anfang Auguſt kam der Entwurf in den Churfuͤrſtenrath zuruͤck.)

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation05_1843
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation05_1843/389
Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 5. Berlin, 1843, S. 377. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation05_1843/389>, abgerufen am 09.05.2024.