Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 5. Berlin, 1843.Zehntes Buch. Fünftes Capitel. der Kaiser gesiegt, war sie noch vollkommener in das allge-meine Bewußtseyn getreten: die Vorbereitungen die dieser nicht ohne Gewalt zur Wiedervereinigung getroffen, darauf die Besorgniß vor einer nahen Entscheidung des Conciliums hatten die Geister in jene allgemeine Gährung gebracht, aus der das Unternehmen des Churfürsten Moritz wenigstens zum Theil entsprang und gewiß seine beste Unterstützung zog. Der Umschwung des Glückes der hieraus erfolgte, brachte dann auch die große Frage sofort wieder in Gang. Der unbedingte Friede war die erste Forderung welche die Pro- testanten in Passau aufstellten, sie enthält die Summe dessen in sich, was ihnen nothwendig war. Wir sahen, wie sich der Kaiser auch unter den ungün- Aber auch das ließ sich nicht erwarten, daß er ihn auf- Zehntes Buch. Fuͤnftes Capitel. der Kaiſer geſiegt, war ſie noch vollkommener in das allge-meine Bewußtſeyn getreten: die Vorbereitungen die dieſer nicht ohne Gewalt zur Wiedervereinigung getroffen, darauf die Beſorgniß vor einer nahen Entſcheidung des Conciliums hatten die Geiſter in jene allgemeine Gährung gebracht, aus der das Unternehmen des Churfürſten Moritz wenigſtens zum Theil entſprang und gewiß ſeine beſte Unterſtützung zog. Der Umſchwung des Glückes der hieraus erfolgte, brachte dann auch die große Frage ſofort wieder in Gang. Der unbedingte Friede war die erſte Forderung welche die Pro- teſtanten in Paſſau aufſtellten, ſie enthält die Summe deſſen in ſich, was ihnen nothwendig war. Wir ſahen, wie ſich der Kaiſer auch unter den ungün- Aber auch das ließ ſich nicht erwarten, daß er ihn auf- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0370" n="358"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Zehntes Buch. Fuͤnftes Capitel</hi>.</fw><lb/> der Kaiſer geſiegt, war ſie noch vollkommener in das allge-<lb/> meine Bewußtſeyn getreten: die Vorbereitungen die dieſer<lb/> nicht ohne Gewalt zur Wiedervereinigung getroffen, darauf<lb/> die Beſorgniß vor einer nahen Entſcheidung des Conciliums<lb/> hatten die Geiſter in jene allgemeine Gährung gebracht, aus<lb/> der das Unternehmen des Churfürſten Moritz wenigſtens zum<lb/> Theil entſprang und gewiß ſeine beſte Unterſtützung zog.<lb/> Der Umſchwung des Glückes der hieraus erfolgte, brachte<lb/> dann auch die große Frage ſofort wieder in Gang. Der<lb/> unbedingte Friede war die erſte Forderung welche die Pro-<lb/> teſtanten in Paſſau aufſtellten, ſie enthält die Summe deſſen<lb/> in ſich, was ihnen nothwendig war.</p><lb/> <p>Wir ſahen, wie ſich der Kaiſer auch unter den ungün-<lb/> ſtigen Umſtänden in denen er ſich damals befand, nicht be-<lb/> wegen ließ ſie zu bewilligen. Er hatte ſich nun einmal von<lb/> jeher als den Verfechter und Repräſentanten der großen kirch-<lb/> lichen Einheit betrachtet. Er drang auch fortan auf die Ver-<lb/> gleichung der Religion und behielt ſie ſich vor: nur daß er<lb/> ſich mit minderer Beſtimmtheit über die Art und Weiſe ſie<lb/> zu Stande zu bringen ausdrückte: er gewährte nichts als<lb/> einſtweiligen Frieden. Wäre er wieder Herr im Felde gewor-<lb/> den, ſo würde er leicht die Dinge in den alten Gang zurück-<lb/> geleitet haben. Allein ſein Glück war ſo ſchwankend gewe-<lb/> ſen, ſein Anſehen im Reich ſo ſichtbar in Abnahme gerathen,<lb/> daß er, die Kräfte erwägend die ihm entgegenſtanden, nicht<lb/> mehr hoffen durfte mit ſeinem Gedanken durchzudringen.</p><lb/> <p>Aber auch das ließ ſich nicht erwarten, daß er ihn auf-<lb/> geben, oder es nur auf die Gefahr ankommen laſſen würde,<lb/> von dem Reiche zu einem ſeiner Sinnesweiſe entgegengeſetzten<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [358/0370]
Zehntes Buch. Fuͤnftes Capitel.
der Kaiſer geſiegt, war ſie noch vollkommener in das allge-
meine Bewußtſeyn getreten: die Vorbereitungen die dieſer
nicht ohne Gewalt zur Wiedervereinigung getroffen, darauf
die Beſorgniß vor einer nahen Entſcheidung des Conciliums
hatten die Geiſter in jene allgemeine Gährung gebracht, aus
der das Unternehmen des Churfürſten Moritz wenigſtens zum
Theil entſprang und gewiß ſeine beſte Unterſtützung zog.
Der Umſchwung des Glückes der hieraus erfolgte, brachte
dann auch die große Frage ſofort wieder in Gang. Der
unbedingte Friede war die erſte Forderung welche die Pro-
teſtanten in Paſſau aufſtellten, ſie enthält die Summe deſſen
in ſich, was ihnen nothwendig war.
Wir ſahen, wie ſich der Kaiſer auch unter den ungün-
ſtigen Umſtänden in denen er ſich damals befand, nicht be-
wegen ließ ſie zu bewilligen. Er hatte ſich nun einmal von
jeher als den Verfechter und Repräſentanten der großen kirch-
lichen Einheit betrachtet. Er drang auch fortan auf die Ver-
gleichung der Religion und behielt ſie ſich vor: nur daß er
ſich mit minderer Beſtimmtheit über die Art und Weiſe ſie
zu Stande zu bringen ausdrückte: er gewährte nichts als
einſtweiligen Frieden. Wäre er wieder Herr im Felde gewor-
den, ſo würde er leicht die Dinge in den alten Gang zurück-
geleitet haben. Allein ſein Glück war ſo ſchwankend gewe-
ſen, ſein Anſehen im Reich ſo ſichtbar in Abnahme gerathen,
daß er, die Kräfte erwägend die ihm entgegenſtanden, nicht
mehr hoffen durfte mit ſeinem Gedanken durchzudringen.
Aber auch das ließ ſich nicht erwarten, daß er ihn auf-
geben, oder es nur auf die Gefahr ankommen laſſen würde,
von dem Reiche zu einem ſeiner Sinnesweiſe entgegengeſetzten
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |