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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 5. Berlin, 1843.

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Verhältniß zu Frankreich.

Wie sehr aber waren die Verhältnisse in Deutschland
seit jenem ersten Bunde verändert. Jetzt wandte sich der
allgemeine Widerwille bereits gegen Heinrich II selbst, der
drei Städte des Reiches in Besitz behalten und unter der
Hand immer weiter um sich greifen zu wollen schien. Die
Leute mit denen er in Verbindung trat, waren bereits ge-
schlagen und auf das Äußerste gebracht, sie bedurften eher
Hülfe als daß sie deren hätten leisten können.

Und schon war Herzog Heinrich allen ihren Werbungen
zuvor gekommen. Georg von Holle und Willmar von Münch-
hausen brachten ihm hauptsächlich mit fränkischem Geld zwei
große Regimenter zu Fuß, Hilmar von Quernheim und Li-
borius von Münchhausen 1200 Pferde auf; einige Reiterge-
schwader schlossen sich ihm persönlich an; eine Anzahl Lands-
knechte hatten sich den Winter über im Verdenschen unterhal-
ten. Mit dem Frühjahr suchte er alle Diejenigen heim, die
er für Anhänger des Markgrafen oder gar des Königs von
Frankreich hielt: die Herzoge von Lauenburg und Lüneburg,
welche der Verbindung mit Albrecht entsagen, Städte wie
Hamburg und Lübek, welche nicht unbedeutende Summen
zum Abtrag alter Feindseligkeiten zahlen mußten, Herzog Jo-
hann Albrecht von Meklenburg, im Bunde mit dem Bru-
der desselben, Johann Ulrich, der sich Antheil an der Lan-
desregierung erkämpfen wollte. Vergebens bot Johann Al-
brecht seine Ritterschaft auf: Niemand wollte seine Pferde ge-
gen einen Feind satteln, mit dem einer ihrer Landesfürsten ver-
bündet war. 1 Dabei behielt Herzog Heinrich noch Leute ge-
nug, um auch nach andern Seiten hin Musterplätze zu zer-

1 Chyträus 529. Rudloff III, i, 140.
Verhaͤltniß zu Frankreich.

Wie ſehr aber waren die Verhältniſſe in Deutſchland
ſeit jenem erſten Bunde verändert. Jetzt wandte ſich der
allgemeine Widerwille bereits gegen Heinrich II ſelbſt, der
drei Städte des Reiches in Beſitz behalten und unter der
Hand immer weiter um ſich greifen zu wollen ſchien. Die
Leute mit denen er in Verbindung trat, waren bereits ge-
ſchlagen und auf das Äußerſte gebracht, ſie bedurften eher
Hülfe als daß ſie deren hätten leiſten können.

Und ſchon war Herzog Heinrich allen ihren Werbungen
zuvor gekommen. Georg von Holle und Willmar von Münch-
hauſen brachten ihm hauptſächlich mit fränkiſchem Geld zwei
große Regimenter zu Fuß, Hilmar von Quernheim und Li-
borius von Münchhauſen 1200 Pferde auf; einige Reiterge-
ſchwader ſchloſſen ſich ihm perſönlich an; eine Anzahl Lands-
knechte hatten ſich den Winter über im Verdenſchen unterhal-
ten. Mit dem Frühjahr ſuchte er alle Diejenigen heim, die
er für Anhänger des Markgrafen oder gar des Königs von
Frankreich hielt: die Herzoge von Lauenburg und Lüneburg,
welche der Verbindung mit Albrecht entſagen, Städte wie
Hamburg und Lübek, welche nicht unbedeutende Summen
zum Abtrag alter Feindſeligkeiten zahlen mußten, Herzog Jo-
hann Albrecht von Meklenburg, im Bunde mit dem Bru-
der deſſelben, Johann Ulrich, der ſich Antheil an der Lan-
desregierung erkämpfen wollte. Vergebens bot Johann Al-
brecht ſeine Ritterſchaft auf: Niemand wollte ſeine Pferde ge-
gen einen Feind ſatteln, mit dem einer ihrer Landesfürſten ver-
bündet war. 1 Dabei behielt Herzog Heinrich noch Leute ge-
nug, um auch nach andern Seiten hin Muſterplätze zu zer-

1 Chytraͤus 529. Rudloff III, i, 140.
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[343/0355] Verhaͤltniß zu Frankreich. Wie ſehr aber waren die Verhältniſſe in Deutſchland ſeit jenem erſten Bunde verändert. Jetzt wandte ſich der allgemeine Widerwille bereits gegen Heinrich II ſelbſt, der drei Städte des Reiches in Beſitz behalten und unter der Hand immer weiter um ſich greifen zu wollen ſchien. Die Leute mit denen er in Verbindung trat, waren bereits ge- ſchlagen und auf das Äußerſte gebracht, ſie bedurften eher Hülfe als daß ſie deren hätten leiſten können. Und ſchon war Herzog Heinrich allen ihren Werbungen zuvor gekommen. Georg von Holle und Willmar von Münch- hauſen brachten ihm hauptſächlich mit fränkiſchem Geld zwei große Regimenter zu Fuß, Hilmar von Quernheim und Li- borius von Münchhauſen 1200 Pferde auf; einige Reiterge- ſchwader ſchloſſen ſich ihm perſönlich an; eine Anzahl Lands- knechte hatten ſich den Winter über im Verdenſchen unterhal- ten. Mit dem Frühjahr ſuchte er alle Diejenigen heim, die er für Anhänger des Markgrafen oder gar des Königs von Frankreich hielt: die Herzoge von Lauenburg und Lüneburg, welche der Verbindung mit Albrecht entſagen, Städte wie Hamburg und Lübek, welche nicht unbedeutende Summen zum Abtrag alter Feindſeligkeiten zahlen mußten, Herzog Jo- hann Albrecht von Meklenburg, im Bunde mit dem Bru- der deſſelben, Johann Ulrich, der ſich Antheil an der Lan- desregierung erkämpfen wollte. Vergebens bot Johann Al- brecht ſeine Ritterſchaft auf: Niemand wollte ſeine Pferde ge- gen einen Feind ſatteln, mit dem einer ihrer Landesfürſten ver- bündet war. 1 Dabei behielt Herzog Heinrich noch Leute ge- nug, um auch nach andern Seiten hin Muſterplätze zu zer- 1 Chytraͤus 529. Rudloff III, i, 140.

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 5. Berlin, 1843, S. 343. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation05_1843/355>, abgerufen am 23.11.2024.