Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 5. Berlin, 1843.

Bild:
<< vorherige Seite

Zehntes Buch. Viertes Capitel.
habe er dieß im Sinn: er drohte alles zu verheeren, was
dem Grafen gehöre, seinen besondern Antheil an dem Hause
Mansfeld auszubrennen; dem gewesenen Churfürsten warf
er neue Verbindungen mit Albrecht vor, und forderte eine
unerschwingliche Brandschatzung. Allein die Worte waren
schlimmer als die Handlungen. Die Zeiten waren vorüber,
wo Herzog Heinrich nur seinen Leidenschaften folgte: jetzt
hörte er auf Entschuldigungen und Fürbitten. Für dieß
Mal blieben die albrechtischen Besitzthümer unzerstört; mit
Johann Friedrich ward ein "endlicher, ewiger und gütlicher
Hauptvertrag" aufgerichtet, in welchem er mit einer leidli-
chen Zahlung wegkam.

Dergestalt zog sich die ganze Entscheidung nach Fran-
ken, wo indeß der Krieg zwischen Albrecht und den Verbün-
deten sehr ernstlich fortgegangen war.

Zuerst hatten die Völker der Bischöfe und der Stadt
in Abwesenheit des Markgrafen die Übermacht im Felde er-
langt, und den Landen desselben vergolten was er in den
ihren gethan. Als sie Neustadt an der Aisch eroberten, nah-
men sie sich gar nicht einmal die Zeit, die dahin zusammen-
geflüchteten Güter unter sich zu vertheilen, sondern sie brann-
ten die Stadt mit denselben unverzüglich auf. Mit ferdinan-
deischem Kriegsvolk war ihnen Heinrich von Plauen vom
Voigtland her zu Hülfe gekommen, hatte Hof eingenom-
men und sich im Namen des römischen Königs daselbst hul-
digen lassen.

Hierauf aber, unter dem doppelten Antrieb dieser Nach-
richten und der in Niedersachsen erlittenen Niederlage, die ihm
dort keine Hofnung übrig ließ, war Albrecht zurückgekommen.


Zehntes Buch. Viertes Capitel.
habe er dieß im Sinn: er drohte alles zu verheeren, was
dem Grafen gehöre, ſeinen beſondern Antheil an dem Hauſe
Mansfeld auszubrennen; dem geweſenen Churfürſten warf
er neue Verbindungen mit Albrecht vor, und forderte eine
unerſchwingliche Brandſchatzung. Allein die Worte waren
ſchlimmer als die Handlungen. Die Zeiten waren vorüber,
wo Herzog Heinrich nur ſeinen Leidenſchaften folgte: jetzt
hörte er auf Entſchuldigungen und Fürbitten. Für dieß
Mal blieben die albrechtiſchen Beſitzthümer unzerſtört; mit
Johann Friedrich ward ein „endlicher, ewiger und gütlicher
Hauptvertrag“ aufgerichtet, in welchem er mit einer leidli-
chen Zahlung wegkam.

Dergeſtalt zog ſich die ganze Entſcheidung nach Fran-
ken, wo indeß der Krieg zwiſchen Albrecht und den Verbün-
deten ſehr ernſtlich fortgegangen war.

Zuerſt hatten die Völker der Biſchöfe und der Stadt
in Abweſenheit des Markgrafen die Übermacht im Felde er-
langt, und den Landen deſſelben vergolten was er in den
ihren gethan. Als ſie Neuſtadt an der Aiſch eroberten, nah-
men ſie ſich gar nicht einmal die Zeit, die dahin zuſammen-
geflüchteten Güter unter ſich zu vertheilen, ſondern ſie brann-
ten die Stadt mit denſelben unverzüglich auf. Mit ferdinan-
deiſchem Kriegsvolk war ihnen Heinrich von Plauen vom
Voigtland her zu Hülfe gekommen, hatte Hof eingenom-
men und ſich im Namen des römiſchen Königs daſelbſt hul-
digen laſſen.

Hierauf aber, unter dem doppelten Antrieb dieſer Nach-
richten und der in Niederſachſen erlittenen Niederlage, die ihm
dort keine Hofnung übrig ließ, war Albrecht zurückgekommen.


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0350" n="338"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Zehntes Buch. Viertes Capitel</hi>.</fw><lb/>
habe er dieß im Sinn: er drohte alles zu verheeren, was<lb/>
dem Grafen gehöre, &#x017F;einen be&#x017F;ondern Antheil an dem Hau&#x017F;e<lb/>
Mansfeld auszubrennen; dem gewe&#x017F;enen Churfür&#x017F;ten warf<lb/>
er neue Verbindungen mit Albrecht vor, und forderte eine<lb/>
uner&#x017F;chwingliche Brand&#x017F;chatzung. Allein die Worte waren<lb/>
&#x017F;chlimmer als die Handlungen. Die Zeiten waren vorüber,<lb/>
wo Herzog Heinrich nur &#x017F;einen Leiden&#x017F;chaften folgte: jetzt<lb/>
hörte er auf Ent&#x017F;chuldigungen und Fürbitten. Für dieß<lb/>
Mal blieben die albrechti&#x017F;chen Be&#x017F;itzthümer unzer&#x017F;tört; mit<lb/>
Johann Friedrich ward ein &#x201E;endlicher, ewiger und gütlicher<lb/>
Hauptvertrag&#x201C; aufgerichtet, in welchem er mit einer leidli-<lb/>
chen Zahlung wegkam.</p><lb/>
          <p>Derge&#x017F;talt zog &#x017F;ich die ganze Ent&#x017F;cheidung nach Fran-<lb/>
ken, wo indeß der Krieg zwi&#x017F;chen Albrecht und den Verbün-<lb/>
deten &#x017F;ehr ern&#x017F;tlich fortgegangen war.</p><lb/>
          <p>Zuer&#x017F;t hatten die Völker der Bi&#x017F;chöfe und der Stadt<lb/>
in Abwe&#x017F;enheit des Markgrafen die Übermacht im Felde er-<lb/>
langt, und den Landen de&#x017F;&#x017F;elben vergolten was er in den<lb/>
ihren gethan. Als &#x017F;ie Neu&#x017F;tadt an der Ai&#x017F;ch eroberten, nah-<lb/>
men &#x017F;ie &#x017F;ich gar nicht einmal die Zeit, die dahin zu&#x017F;ammen-<lb/>
geflüchteten Güter unter &#x017F;ich zu vertheilen, &#x017F;ondern &#x017F;ie brann-<lb/>
ten die Stadt mit den&#x017F;elben unverzüglich auf. Mit ferdinan-<lb/>
dei&#x017F;chem Kriegsvolk war ihnen Heinrich von Plauen vom<lb/>
Voigtland her zu Hülfe gekommen, hatte Hof eingenom-<lb/>
men und &#x017F;ich im Namen des römi&#x017F;chen Königs da&#x017F;elb&#x017F;t hul-<lb/>
digen la&#x017F;&#x017F;en.</p><lb/>
          <p>Hierauf aber, unter dem doppelten Antrieb die&#x017F;er Nach-<lb/>
richten und der in Nieder&#x017F;ach&#x017F;en erlittenen Niederlage, die ihm<lb/>
dort keine Hofnung übrig ließ, war Albrecht zurückgekommen.</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[338/0350] Zehntes Buch. Viertes Capitel. habe er dieß im Sinn: er drohte alles zu verheeren, was dem Grafen gehöre, ſeinen beſondern Antheil an dem Hauſe Mansfeld auszubrennen; dem geweſenen Churfürſten warf er neue Verbindungen mit Albrecht vor, und forderte eine unerſchwingliche Brandſchatzung. Allein die Worte waren ſchlimmer als die Handlungen. Die Zeiten waren vorüber, wo Herzog Heinrich nur ſeinen Leidenſchaften folgte: jetzt hörte er auf Entſchuldigungen und Fürbitten. Für dieß Mal blieben die albrechtiſchen Beſitzthümer unzerſtört; mit Johann Friedrich ward ein „endlicher, ewiger und gütlicher Hauptvertrag“ aufgerichtet, in welchem er mit einer leidli- chen Zahlung wegkam. Dergeſtalt zog ſich die ganze Entſcheidung nach Fran- ken, wo indeß der Krieg zwiſchen Albrecht und den Verbün- deten ſehr ernſtlich fortgegangen war. Zuerſt hatten die Völker der Biſchöfe und der Stadt in Abweſenheit des Markgrafen die Übermacht im Felde er- langt, und den Landen deſſelben vergolten was er in den ihren gethan. Als ſie Neuſtadt an der Aiſch eroberten, nah- men ſie ſich gar nicht einmal die Zeit, die dahin zuſammen- geflüchteten Güter unter ſich zu vertheilen, ſondern ſie brann- ten die Stadt mit denſelben unverzüglich auf. Mit ferdinan- deiſchem Kriegsvolk war ihnen Heinrich von Plauen vom Voigtland her zu Hülfe gekommen, hatte Hof eingenom- men und ſich im Namen des römiſchen Königs daſelbſt hul- digen laſſen. Hierauf aber, unter dem doppelten Antrieb dieſer Nach- richten und der in Niederſachſen erlittenen Niederlage, die ihm dort keine Hofnung übrig ließ, war Albrecht zurückgekommen.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation05_1843
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation05_1843/350
Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 5. Berlin, 1843, S. 338. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation05_1843/350>, abgerufen am 19.05.2024.