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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 5. Berlin, 1843.

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Zehntes Buch. Zweites Capitel.
vor dem Jahr abgeschlagene Belagerung von Temeswar
ward wieder aufgenommen, und auf die türkische Weise un-
ter ungeheuren Verlusten, deren man nicht achtete, gegen ei-
nen überaus tapfern, aber dieser Macht nicht gewachsenen
Feind zu Ende geführt. Die andern Schlösser des Banats
folgten nach, und die türkischen Einrichtungen begannen, 1 die
sich bis zum Jahr 1716 daselbst gehalten haben.

Es war nicht größere Tapferkeit was den Osmanen
ihre Vortheile verschaffte, sondern nur die Überlegenheit der
Anzahl und der Vorbereitung: die Anführer die ihnen wider-
stehn sollten, bemerkten es mit tiefem Gram.

"Wie glücklich waren die alten Römer," ruft Castaldo
aus, "die mit zahlreichen wohlversehenen Heeren, so und so
viel Legionen und Veteranen nach den entlegenen Provinzen
zogen: ich bin in dieses Land gekommen, ohne etwas an-
ders sagen zu können, als: ich bin ein Befehlshaber des Kai-
sers." Er klagt, daß alles wider ihn sey was für ihn seyn
sollte, daß sein Volk seit 7 Monat keinen Pfennig Sold
empfangen; er erblickt im Geist seinen Kopf schon auf so
einem Wagen, wie er ihn eben mit vielen abgeschlagenen
Schädeln vorbeifahren sieht. 2

Ganz so unglücklich gieng es jedoch nicht.

Nachdem die festesten wohlverwahrtesten Plätze gefallen,
hielt sich ein kleinerer, dem man es nicht hätte zutrauen sol-
len, Erlau; eine nur geringe Anzahl Landvolk aus der Zips,
das die Besatzung ausmachte, wies unter Stephan Dobo,
der seinen Namen hier berühmt machte, wie Jurischiz, die

1 Hammer aus Dschennabi III, 303.
2 Castaldo an Ascanio Centorio: L. d. p. III, 130.

Zehntes Buch. Zweites Capitel.
vor dem Jahr abgeſchlagene Belagerung von Temeswar
ward wieder aufgenommen, und auf die türkiſche Weiſe un-
ter ungeheuren Verluſten, deren man nicht achtete, gegen ei-
nen überaus tapfern, aber dieſer Macht nicht gewachſenen
Feind zu Ende geführt. Die andern Schlöſſer des Banats
folgten nach, und die türkiſchen Einrichtungen begannen, 1 die
ſich bis zum Jahr 1716 daſelbſt gehalten haben.

Es war nicht größere Tapferkeit was den Osmanen
ihre Vortheile verſchaffte, ſondern nur die Überlegenheit der
Anzahl und der Vorbereitung: die Anführer die ihnen wider-
ſtehn ſollten, bemerkten es mit tiefem Gram.

„Wie glücklich waren die alten Römer,“ ruft Caſtaldo
aus, „die mit zahlreichen wohlverſehenen Heeren, ſo und ſo
viel Legionen und Veteranen nach den entlegenen Provinzen
zogen: ich bin in dieſes Land gekommen, ohne etwas an-
ders ſagen zu können, als: ich bin ein Befehlshaber des Kai-
ſers.“ Er klagt, daß alles wider ihn ſey was für ihn ſeyn
ſollte, daß ſein Volk ſeit 7 Monat keinen Pfennig Sold
empfangen; er erblickt im Geiſt ſeinen Kopf ſchon auf ſo
einem Wagen, wie er ihn eben mit vielen abgeſchlagenen
Schädeln vorbeifahren ſieht. 2

Ganz ſo unglücklich gieng es jedoch nicht.

Nachdem die feſteſten wohlverwahrteſten Plätze gefallen,
hielt ſich ein kleinerer, dem man es nicht hätte zutrauen ſol-
len, Erlau; eine nur geringe Anzahl Landvolk aus der Zips,
das die Beſatzung ausmachte, wies unter Stephan Dobo,
der ſeinen Namen hier berühmt machte, wie Juriſchiz, die

1 Hammer aus Dſchennabi III, 303.
2 Caſtaldo an Ascanio Centorio: L. d. p. III, 130.
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[292/0304] Zehntes Buch. Zweites Capitel. vor dem Jahr abgeſchlagene Belagerung von Temeswar ward wieder aufgenommen, und auf die türkiſche Weiſe un- ter ungeheuren Verluſten, deren man nicht achtete, gegen ei- nen überaus tapfern, aber dieſer Macht nicht gewachſenen Feind zu Ende geführt. Die andern Schlöſſer des Banats folgten nach, und die türkiſchen Einrichtungen begannen, 1 die ſich bis zum Jahr 1716 daſelbſt gehalten haben. Es war nicht größere Tapferkeit was den Osmanen ihre Vortheile verſchaffte, ſondern nur die Überlegenheit der Anzahl und der Vorbereitung: die Anführer die ihnen wider- ſtehn ſollten, bemerkten es mit tiefem Gram. „Wie glücklich waren die alten Römer,“ ruft Caſtaldo aus, „die mit zahlreichen wohlverſehenen Heeren, ſo und ſo viel Legionen und Veteranen nach den entlegenen Provinzen zogen: ich bin in dieſes Land gekommen, ohne etwas an- ders ſagen zu können, als: ich bin ein Befehlshaber des Kai- ſers.“ Er klagt, daß alles wider ihn ſey was für ihn ſeyn ſollte, daß ſein Volk ſeit 7 Monat keinen Pfennig Sold empfangen; er erblickt im Geiſt ſeinen Kopf ſchon auf ſo einem Wagen, wie er ihn eben mit vielen abgeſchlagenen Schädeln vorbeifahren ſieht. 2 Ganz ſo unglücklich gieng es jedoch nicht. Nachdem die feſteſten wohlverwahrteſten Plätze gefallen, hielt ſich ein kleinerer, dem man es nicht hätte zutrauen ſol- len, Erlau; eine nur geringe Anzahl Landvolk aus der Zips, das die Beſatzung ausmachte, wies unter Stephan Dobo, der ſeinen Namen hier berühmt machte, wie Juriſchiz, die 1 Hammer aus Dſchennabi III, 303. 2 Caſtaldo an Ascanio Centorio: L. d. p. III, 130.

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 5. Berlin, 1843, S. 292. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation05_1843/304>, abgerufen am 22.11.2024.