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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 5. Berlin, 1843.

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Rückkehr Johann Friedrichs.
seine Söhne nicht ganz abgeneigt waren auf die Verbindung
mit Moritz einzugehn, und er selber hat es verhindert. Es
wäre zugleich grausam und unklug gewesen, einen Mann
von dieser Gesinnung länger zurückzuhalten. 1 Am ersten
September 1552, dem Tag seines Aufbruchs von Augs-
burg, entließ ihn der Kaiser mit der Erklärung, er habe an
seinem Verhalten während der Verstrickung ein gnädiges Ge-
fallen gehabt: er hoffe auch künftig zu allen Gnaden Ver-
anlassung zu haben. Der Fürst schied mit dankbaren Er-
bietungen und schlug den Weg nach seinem Lande ein.

Von Anfang an zeigte er sich entschlossen, keine Feindse-
ligkeiten gegen Moritz vorzunehmen. "Geh hin", sagte er
einem von denen, die ihm zuerst glückwünschend entgegen-
kamen, "und sage zu Hause, daß ich ohne Waffen komme
und keinen Krieg mehr führen will."

Welch ein Wiedersehen war es, als er in seinem Stamm-
land bei Coburg wieder anlangte! Der erste der ihm ent-
gegenkam, war sein Bruder Johann Ernst, der seinen Wahl-
spruch: ich trau Gott, nun erfüllt sah. Bald erschien auch
seine Gemahlin mit ihren herangewachsenen Söhnen. Die
Berge und Wälder wurden besucht, um der lange entbehr-
ten Jagdlust zu pflegen und die heimathliche Luft wieder
einzuathmen; an den hellen Quellen im Grunde der Forsten
ward das Mittagsmahl eingenommen. Vor den Städten
erschienen dann weit draußen die Rathsherrn in den schwar-
zen Mänteln, ihrer Amtstracht, um den angestammten Herrn

1 Der Kaiser versprach: "der Religion halber gegen ihn oder
die seinen insonderheit nichts vorzunehmen" Dieß insonderheit, die
gebührlichen Wege der Vergleichung schlossen noch immer das Con-
cilium und eine allgemeine Reichsverpflichtung nicht aus.

Ruͤckkehr Johann Friedrichs.
ſeine Söhne nicht ganz abgeneigt waren auf die Verbindung
mit Moritz einzugehn, und er ſelber hat es verhindert. Es
wäre zugleich grauſam und unklug geweſen, einen Mann
von dieſer Geſinnung länger zurückzuhalten. 1 Am erſten
September 1552, dem Tag ſeines Aufbruchs von Augs-
burg, entließ ihn der Kaiſer mit der Erklärung, er habe an
ſeinem Verhalten während der Verſtrickung ein gnädiges Ge-
fallen gehabt: er hoffe auch künftig zu allen Gnaden Ver-
anlaſſung zu haben. Der Fürſt ſchied mit dankbaren Er-
bietungen und ſchlug den Weg nach ſeinem Lande ein.

Von Anfang an zeigte er ſich entſchloſſen, keine Feindſe-
ligkeiten gegen Moritz vorzunehmen. „Geh hin“, ſagte er
einem von denen, die ihm zuerſt glückwünſchend entgegen-
kamen, „und ſage zu Hauſe, daß ich ohne Waffen komme
und keinen Krieg mehr führen will.“

Welch ein Wiederſehen war es, als er in ſeinem Stamm-
land bei Coburg wieder anlangte! Der erſte der ihm ent-
gegenkam, war ſein Bruder Johann Ernſt, der ſeinen Wahl-
ſpruch: ich trau Gott, nun erfüllt ſah. Bald erſchien auch
ſeine Gemahlin mit ihren herangewachſenen Söhnen. Die
Berge und Wälder wurden beſucht, um der lange entbehr-
ten Jagdluſt zu pflegen und die heimathliche Luft wieder
einzuathmen; an den hellen Quellen im Grunde der Forſten
ward das Mittagsmahl eingenommen. Vor den Städten
erſchienen dann weit draußen die Rathsherrn in den ſchwar-
zen Mänteln, ihrer Amtstracht, um den angeſtammten Herrn

1 Der Kaiſer verſprach: „der Religion halber gegen ihn oder
die ſeinen inſonderheit nichts vorzunehmen“ Dieß inſonderheit, die
gebuͤhrlichen Wege der Vergleichung ſchloſſen noch immer das Con-
cilium und eine allgemeine Reichsverpflichtung nicht aus.
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[281/0293] Ruͤckkehr Johann Friedrichs. ſeine Söhne nicht ganz abgeneigt waren auf die Verbindung mit Moritz einzugehn, und er ſelber hat es verhindert. Es wäre zugleich grauſam und unklug geweſen, einen Mann von dieſer Geſinnung länger zurückzuhalten. 1 Am erſten September 1552, dem Tag ſeines Aufbruchs von Augs- burg, entließ ihn der Kaiſer mit der Erklärung, er habe an ſeinem Verhalten während der Verſtrickung ein gnädiges Ge- fallen gehabt: er hoffe auch künftig zu allen Gnaden Ver- anlaſſung zu haben. Der Fürſt ſchied mit dankbaren Er- bietungen und ſchlug den Weg nach ſeinem Lande ein. Von Anfang an zeigte er ſich entſchloſſen, keine Feindſe- ligkeiten gegen Moritz vorzunehmen. „Geh hin“, ſagte er einem von denen, die ihm zuerſt glückwünſchend entgegen- kamen, „und ſage zu Hauſe, daß ich ohne Waffen komme und keinen Krieg mehr führen will.“ Welch ein Wiederſehen war es, als er in ſeinem Stamm- land bei Coburg wieder anlangte! Der erſte der ihm ent- gegenkam, war ſein Bruder Johann Ernſt, der ſeinen Wahl- ſpruch: ich trau Gott, nun erfüllt ſah. Bald erſchien auch ſeine Gemahlin mit ihren herangewachſenen Söhnen. Die Berge und Wälder wurden beſucht, um der lange entbehr- ten Jagdluſt zu pflegen und die heimathliche Luft wieder einzuathmen; an den hellen Quellen im Grunde der Forſten ward das Mittagsmahl eingenommen. Vor den Städten erſchienen dann weit draußen die Rathsherrn in den ſchwar- zen Mänteln, ihrer Amtstracht, um den angeſtammten Herrn 1 Der Kaiſer verſprach: „der Religion halber gegen ihn oder die ſeinen inſonderheit nichts vorzunehmen“ Dieß inſonderheit, die gebuͤhrlichen Wege der Vergleichung ſchloſſen noch immer das Con- cilium und eine allgemeine Reichsverpflichtung nicht aus.

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 5. Berlin, 1843, S. 281. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation05_1843/293>, abgerufen am 27.11.2024.