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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 5. Berlin, 1843.

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Zehntes Buch. Erstes Capitel.

Höchst erwünscht war dieß zunächst dem König Ferdi-
nand, der nun seine Kräfte nach dem von einem türkischen
Einfall aufs neue bedrängten Ungarn wenden konnte; Mo-
ritz erneuerte sein Versprechen ihm selbst zu Hülfe zu kom-
men. Die vor Frankfurt versammelten Truppen der Ver-
bündeten, bis auf ein einziges, das reifenbergische Regiment,
das sich zu Markgraf Albrecht schlug, leisteten dem König
den Eid der Treue.

Ferdinand vergalt die Dienste die er dergestalt empfieng,
dadurch, daß er seinen Bruder aufforderte, Johann Friedrich,
der noch immer dem Hofe folgte, nicht eher förmlich zu ent-
lassen, bis er das zwischen seinen Söhnen und Moritz ent-
worfene Abkommen bestätigt habe.

Schon war es jedoch dem Kaiser, der täglich die Kräfte
seiner Gegner abnehmen und die seinen anwachsen sah, wie-
der zweifelhaft geworden, ob er seinerseits den Vertrag auch
nur so, wie er ihn zuletzt angenommen hatte, ratificiren solle.
Einer seiner Hauptleute und Räthe sagte ihm, bis jetzt sey
der Krieg von den Fürsten geführt worden, ohne Wider-

31 Juli. "Syn also uff den Abent Jacobi ankommen (24 Juli)
und folgendes tages gehort und an allem was moglich und zu dem
fryden, fornemlich zur Erledigung des Landgrafen dienstlich sein mogen
nichts unterlassen, aber heut Sontags nach Jacobi (31 Juli) seynd
mir erst teutsche Antwort zu erlangen fortrostet und hat myr der
Churf. gesagt die Sachen steen dermaß das ich uf der post den Land-
grafen holen solle." Adam Trott an die Räthe zu Passau 1sten
Aug. -- "magk Euch nicht verhalten, das die Handlung allhie Gott-
lobe verrichtet, aber doch nicht one große Mhue und auch durch son-
dern Vlyß des Churf. zu Sachsen, und hat sych der Landgraff mit
den alten Rheten, die er itzond stattlich bei sich hat, aufs best er-
zeigt." Das Datum in der neuen Sammlung der Reichsabschiede,
gegeben zu Passau 2 Aug., ist ohne Zweifel falsch. Die alten Ab-
schriften haben das richtige Datum 16 Juli.
Zehntes Buch. Erſtes Capitel.

Höchſt erwünſcht war dieß zunächſt dem König Ferdi-
nand, der nun ſeine Kräfte nach dem von einem türkiſchen
Einfall aufs neue bedrängten Ungarn wenden konnte; Mo-
ritz erneuerte ſein Verſprechen ihm ſelbſt zu Hülfe zu kom-
men. Die vor Frankfurt verſammelten Truppen der Ver-
bündeten, bis auf ein einziges, das reifenbergiſche Regiment,
das ſich zu Markgraf Albrecht ſchlug, leiſteten dem König
den Eid der Treue.

Ferdinand vergalt die Dienſte die er dergeſtalt empfieng,
dadurch, daß er ſeinen Bruder aufforderte, Johann Friedrich,
der noch immer dem Hofe folgte, nicht eher förmlich zu ent-
laſſen, bis er das zwiſchen ſeinen Söhnen und Moritz ent-
worfene Abkommen beſtätigt habe.

Schon war es jedoch dem Kaiſer, der täglich die Kräfte
ſeiner Gegner abnehmen und die ſeinen anwachſen ſah, wie-
der zweifelhaft geworden, ob er ſeinerſeits den Vertrag auch
nur ſo, wie er ihn zuletzt angenommen hatte, ratificiren ſolle.
Einer ſeiner Hauptleute und Räthe ſagte ihm, bis jetzt ſey
der Krieg von den Fürſten geführt worden, ohne Wider-

31 Juli. „Syn alſo uff den Abent Jacobi ankommen (24 Juli)
und folgendes tages gehort und an allem was moglich und zu dem
fryden, fornemlich zur Erledigung des Landgrafen dienſtlich ſein mogen
nichts unterlaſſen, aber heut Sontags nach Jacobi (31 Juli) ſeynd
mir erſt teutſche Antwort zu erlangen fortroſtet und hat myr der
Churf. geſagt die Sachen ſteen dermaß das ich uf der poſt den Land-
grafen holen ſolle.“ Adam Trott an die Raͤthe zu Paſſau 1ſten
Aug. — „magk Euch nicht verhalten, das die Handlung allhie Gott-
lobe verrichtet, aber doch nicht one große Mhue und auch durch ſon-
dern Vlyß des Churf. zu Sachſen, und hat ſych der Landgraff mit
den alten Rheten, die er itzond ſtattlich bei ſich hat, aufs beſt er-
zeigt.“ Das Datum in der neuen Sammlung der Reichsabſchiede,
gegeben zu Paſſau 2 Aug., iſt ohne Zweifel falſch. Die alten Ab-
ſchriften haben das richtige Datum 16 Juli.
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[276/0288] Zehntes Buch. Erſtes Capitel. Höchſt erwünſcht war dieß zunächſt dem König Ferdi- nand, der nun ſeine Kräfte nach dem von einem türkiſchen Einfall aufs neue bedrängten Ungarn wenden konnte; Mo- ritz erneuerte ſein Verſprechen ihm ſelbſt zu Hülfe zu kom- men. Die vor Frankfurt verſammelten Truppen der Ver- bündeten, bis auf ein einziges, das reifenbergiſche Regiment, das ſich zu Markgraf Albrecht ſchlug, leiſteten dem König den Eid der Treue. Ferdinand vergalt die Dienſte die er dergeſtalt empfieng, dadurch, daß er ſeinen Bruder aufforderte, Johann Friedrich, der noch immer dem Hofe folgte, nicht eher förmlich zu ent- laſſen, bis er das zwiſchen ſeinen Söhnen und Moritz ent- worfene Abkommen beſtätigt habe. Schon war es jedoch dem Kaiſer, der täglich die Kräfte ſeiner Gegner abnehmen und die ſeinen anwachſen ſah, wie- der zweifelhaft geworden, ob er ſeinerſeits den Vertrag auch nur ſo, wie er ihn zuletzt angenommen hatte, ratificiren ſolle. Einer ſeiner Hauptleute und Räthe ſagte ihm, bis jetzt ſey der Krieg von den Fürſten geführt worden, ohne Wider- 2 2 31 Juli. „Syn alſo uff den Abent Jacobi ankommen (24 Juli) und folgendes tages gehort und an allem was moglich und zu dem fryden, fornemlich zur Erledigung des Landgrafen dienſtlich ſein mogen nichts unterlaſſen, aber heut Sontags nach Jacobi (31 Juli) ſeynd mir erſt teutſche Antwort zu erlangen fortroſtet und hat myr der Churf. geſagt die Sachen ſteen dermaß das ich uf der poſt den Land- grafen holen ſolle.“ Adam Trott an die Raͤthe zu Paſſau 1ſten Aug. — „magk Euch nicht verhalten, das die Handlung allhie Gott- lobe verrichtet, aber doch nicht one große Mhue und auch durch ſon- dern Vlyß des Churf. zu Sachſen, und hat ſych der Landgraff mit den alten Rheten, die er itzond ſtattlich bei ſich hat, aufs beſt er- zeigt.“ Das Datum in der neuen Sammlung der Reichsabſchiede, gegeben zu Paſſau 2 Aug., iſt ohne Zweifel falſch. Die alten Ab- ſchriften haben das richtige Datum 16 Juli.

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 5. Berlin, 1843, S. 276. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation05_1843/288>, abgerufen am 27.11.2024.