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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 5. Berlin, 1843.

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Verhandlungen zu Linz.
lassen. Von dem Interim, meinte Churfürst Moritz jetzt,
dürfe niemals wieder die Rede seyn; eine Vergleichung der
Religion müsse nicht weiter auf einem allgemeinen Concilium,
sondern nur auf einem nationalen oder auf einem abermali-
gen Colloquium versucht werden. Niemand dürfe in Zukunft
der Religion halber Kriegsgefahren zu besorgen haben.

Und so viel gab König Ferdinand, wenngleich nur für
seine Person, auf der Stelle nach, daß ein allgemeines Con-
cilium wie das Tridentiner, zur Beruhigung von Deutsch-
land nicht sehr geeignet sey; er zeigte sich überhaupt in al-
len Dingen entweder selbst einverstanden oder doch zur Nach-
giebigkeit bereit.

Nicht so aber der Kaiser, dem die in Linz gewechselten
Schriften durch Schwendi zugesandt wurden.

Er weigerte sich nicht mehr, den Landgrafen loszulas-
sen, aber er forderte eine schwer zu bestellende Sicherheit
gegen alle daraus etwa zu erwartenden Nachtheile. 1 Was
den Religionspunct betrifft, so verwahrte er sich in seiner
officiellen Antwort zunächst nur gegen jede Erwähnung des
Nationalconciliums, die ihm von Anfang an verhaßt gewe-
sen war, allein kaum war diese Erklärung gegeben, so wollte
ihm schon scheinen als lasse sie eine allzu weite Deutung zu,
und er erläuterte durch ein paar eigenhändige Worte, daß
er auch ferner auf der Heimstellung der Glaubensstreitigkeiten
an ein Concil bestehe, gemäß den bisherigen Beschlüssen der
Reichstage. 2


1 Reponse de l'empereur donnee a Zwendy 25 Avril 1552.
(Anhang.)
2 Copie des lettres de la main de l'empereur au roi Fer-
Ranke D. Gesch. V. 17

Verhandlungen zu Linz.
laſſen. Von dem Interim, meinte Churfürſt Moritz jetzt,
dürfe niemals wieder die Rede ſeyn; eine Vergleichung der
Religion müſſe nicht weiter auf einem allgemeinen Concilium,
ſondern nur auf einem nationalen oder auf einem abermali-
gen Colloquium verſucht werden. Niemand dürfe in Zukunft
der Religion halber Kriegsgefahren zu beſorgen haben.

Und ſo viel gab König Ferdinand, wenngleich nur für
ſeine Perſon, auf der Stelle nach, daß ein allgemeines Con-
cilium wie das Tridentiner, zur Beruhigung von Deutſch-
land nicht ſehr geeignet ſey; er zeigte ſich überhaupt in al-
len Dingen entweder ſelbſt einverſtanden oder doch zur Nach-
giebigkeit bereit.

Nicht ſo aber der Kaiſer, dem die in Linz gewechſelten
Schriften durch Schwendi zugeſandt wurden.

Er weigerte ſich nicht mehr, den Landgrafen loszulaſ-
ſen, aber er forderte eine ſchwer zu beſtellende Sicherheit
gegen alle daraus etwa zu erwartenden Nachtheile. 1 Was
den Religionspunct betrifft, ſo verwahrte er ſich in ſeiner
officiellen Antwort zunächſt nur gegen jede Erwähnung des
Nationalconciliums, die ihm von Anfang an verhaßt gewe-
ſen war, allein kaum war dieſe Erklärung gegeben, ſo wollte
ihm ſchon ſcheinen als laſſe ſie eine allzu weite Deutung zu,
und er erläuterte durch ein paar eigenhändige Worte, daß
er auch ferner auf der Heimſtellung der Glaubensſtreitigkeiten
an ein Concil beſtehe, gemäß den bisherigen Beſchlüſſen der
Reichstage. 2


1 Reponse de l’empereur donnée a Zwendy 25 Avril 1552.
(Anhang.)
2 Copie des lettres de la main de l’empereur au roi Fer-
Ranke D. Geſch. V. 17
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[257/0269] Verhandlungen zu Linz. laſſen. Von dem Interim, meinte Churfürſt Moritz jetzt, dürfe niemals wieder die Rede ſeyn; eine Vergleichung der Religion müſſe nicht weiter auf einem allgemeinen Concilium, ſondern nur auf einem nationalen oder auf einem abermali- gen Colloquium verſucht werden. Niemand dürfe in Zukunft der Religion halber Kriegsgefahren zu beſorgen haben. Und ſo viel gab König Ferdinand, wenngleich nur für ſeine Perſon, auf der Stelle nach, daß ein allgemeines Con- cilium wie das Tridentiner, zur Beruhigung von Deutſch- land nicht ſehr geeignet ſey; er zeigte ſich überhaupt in al- len Dingen entweder ſelbſt einverſtanden oder doch zur Nach- giebigkeit bereit. Nicht ſo aber der Kaiſer, dem die in Linz gewechſelten Schriften durch Schwendi zugeſandt wurden. Er weigerte ſich nicht mehr, den Landgrafen loszulaſ- ſen, aber er forderte eine ſchwer zu beſtellende Sicherheit gegen alle daraus etwa zu erwartenden Nachtheile. 1 Was den Religionspunct betrifft, ſo verwahrte er ſich in ſeiner officiellen Antwort zunächſt nur gegen jede Erwähnung des Nationalconciliums, die ihm von Anfang an verhaßt gewe- ſen war, allein kaum war dieſe Erklärung gegeben, ſo wollte ihm ſchon ſcheinen als laſſe ſie eine allzu weite Deutung zu, und er erläuterte durch ein paar eigenhändige Worte, daß er auch ferner auf der Heimſtellung der Glaubensſtreitigkeiten an ein Concil beſtehe, gemäß den bisherigen Beſchlüſſen der Reichstage. 2 1 Reponse de l’empereur donnée a Zwendy 25 Avril 1552. (Anhang.) 2 Copie des lettres de la main de l’empereur au roi Fer- Ranke D. Geſch. V. 17

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 5. Berlin, 1843, S. 257. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation05_1843/269>, abgerufen am 22.11.2024.