Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 5. Berlin, 1843.Neuntes Buch. Sechstes Capitel. Am 23sten Mai rückte Moritz an der Spitze seiner Rei- Auch ehe wir die Verabredungen berücksichtigen, die da- Vor ihm her wich der mächtige Kaiser höher ins Ge- Und indessen löste sich, auf der andern Seite des Ge- 1 Schreiben der brandenburgischen Gesandten 1sten Juni: "Der
Chf. von Sachsen ist alsbald gegen Insbruck verruckt und alles was spanisch und denselben zustendig gewest, welches die Bürger bei schwe- rer straf anzeigen und in ein kaufhaus zusammenbringen müssen, preis gemacht: den königischen aber hat er nichts nehmen lassen." (Berl. A.) Neuntes Buch. Sechstes Capitel. Am 23ſten Mai rückte Moritz an der Spitze ſeiner Rei- Auch ehe wir die Verabredungen berückſichtigen, die da- Vor ihm her wich der mächtige Kaiſer höher ins Ge- Und indeſſen löſte ſich, auf der andern Seite des Ge- 1 Schreiben der brandenburgiſchen Geſandten 1ſten Juni: „Der
Chf. von Sachſen iſt alsbald gegen Insbruck verruckt und alles was ſpaniſch und denſelben zuſtendig geweſt, welches die Buͤrger bei ſchwe- rer ſtraf anzeigen und in ein kaufhaus zuſammenbringen muͤſſen, preis gemacht: den koͤnigiſchen aber hat er nichts nehmen laſſen.“ (Berl. A.) <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0258" n="246"/> <fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Neuntes Buch. Sechstes Capitel</hi>.</fw><lb/> <p>Am 23ſten Mai rückte Moritz an der Spitze ſeiner Rei-<lb/> ter und Fußvölker in Insbruck ein. <note place="foot" n="1">Schreiben der brandenburgiſchen Geſandten 1ſten Juni: „Der<lb/> Chf. von Sachſen iſt alsbald gegen Insbruck verruckt und alles was<lb/> ſpaniſch und denſelben zuſtendig geweſt, welches die Buͤrger bei ſchwe-<lb/> rer ſtraf anzeigen und in ein kaufhaus zuſammenbringen muͤſſen, preis<lb/> gemacht: den koͤnigiſchen aber hat er nichts nehmen laſſen.“ (Berl. A.)</note> Die Landsknechte brü-<lb/> ſteten ſich in den prächtigen ſpaniſchen Kleidern, denn alles<lb/> was den Spaniern gehörte, ward ihnen von dem Churfür-<lb/> ſten als gute Beute überlaſſen: auf ihren Hüten glänzten<lb/> portugieſiſche Goldſtücke; einer nannte den andern Don;<lb/> übrigens aber wußte ſie Moritz auf das beſte in Zucht zu<lb/> halten. Er tadelte Georg von Mecklenburg, der ſich nur eine<lb/> Truhe auf dem Schloß hatte eröffnen laſſen. Es war ihm<lb/> genug daß er ſo weit vorgedrungen, er begehrte nicht mehr.<lb/> Übrigens blieb er, was König Ferdinand einen Augenblick<lb/> bezweifelte, entſchloſſen, den Waffenſtillſtand von dem be-<lb/> ſtimmten 26ſten an zu beobachten; unverweilt machte er ſich<lb/> zu der angeſetzten Verſammlung auf den Weg.</p><lb/> <p>Auch ehe wir die Verabredungen berückſichtigen, die da-<lb/> ſelbſt gepflogen worden, erkennen wir, daß ihm durch den<lb/> Gang der Begebenheiten und ihre Entſcheidung die größten<lb/> Erfolge gelungen waren.</p><lb/> <p>Vor ihm her wich der mächtige Kaiſer höher ins Ge-<lb/> birg, nach Villach: er ließ die Brücken hinter ſich abwer-<lb/> fen und in den ſchwierigſten Päſſen ſpaniſche Soldaten auf-<lb/> ſtellen, um ein etwaniges Nachdringen zu verwehren.</p><lb/> <p>Und indeſſen löſte ſich, auf der andern Seite des Ge-<lb/> birges, das Concilium von Trient von ſelber auf. Gleich auf<lb/> die erſte Nachricht von den deutſchen Ereigniſſen, am 15ten<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [246/0258]
Neuntes Buch. Sechstes Capitel.
Am 23ſten Mai rückte Moritz an der Spitze ſeiner Rei-
ter und Fußvölker in Insbruck ein. 1 Die Landsknechte brü-
ſteten ſich in den prächtigen ſpaniſchen Kleidern, denn alles
was den Spaniern gehörte, ward ihnen von dem Churfür-
ſten als gute Beute überlaſſen: auf ihren Hüten glänzten
portugieſiſche Goldſtücke; einer nannte den andern Don;
übrigens aber wußte ſie Moritz auf das beſte in Zucht zu
halten. Er tadelte Georg von Mecklenburg, der ſich nur eine
Truhe auf dem Schloß hatte eröffnen laſſen. Es war ihm
genug daß er ſo weit vorgedrungen, er begehrte nicht mehr.
Übrigens blieb er, was König Ferdinand einen Augenblick
bezweifelte, entſchloſſen, den Waffenſtillſtand von dem be-
ſtimmten 26ſten an zu beobachten; unverweilt machte er ſich
zu der angeſetzten Verſammlung auf den Weg.
Auch ehe wir die Verabredungen berückſichtigen, die da-
ſelbſt gepflogen worden, erkennen wir, daß ihm durch den
Gang der Begebenheiten und ihre Entſcheidung die größten
Erfolge gelungen waren.
Vor ihm her wich der mächtige Kaiſer höher ins Ge-
birg, nach Villach: er ließ die Brücken hinter ſich abwer-
fen und in den ſchwierigſten Päſſen ſpaniſche Soldaten auf-
ſtellen, um ein etwaniges Nachdringen zu verwehren.
Und indeſſen löſte ſich, auf der andern Seite des Ge-
birges, das Concilium von Trient von ſelber auf. Gleich auf
die erſte Nachricht von den deutſchen Ereigniſſen, am 15ten
1 Schreiben der brandenburgiſchen Geſandten 1ſten Juni: „Der
Chf. von Sachſen iſt alsbald gegen Insbruck verruckt und alles was
ſpaniſch und denſelben zuſtendig geweſt, welches die Buͤrger bei ſchwe-
rer ſtraf anzeigen und in ein kaufhaus zuſammenbringen muͤſſen, preis
gemacht: den koͤnigiſchen aber hat er nichts nehmen laſſen.“ (Berl. A.)
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