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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 5. Berlin, 1843.

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Kriegszug gegen Carl V.

Es war für den Kaiser keine Rettung als daß er zuerst
nur dieses nächsten und gefährlichsten Feindes durch irgend
eine Abkunft, einen Stillstand sich zu entledigen suchte.

Und so durfte es noch als ein Glück erscheinen daß sein
Bruder immer mit Moritz in freundlicher Verbindung gewe-
sen war, und in dem Moment seines Auszugs aus Sachsen
eine Zusammenkunft mit ihm in Linz verabredet hatte. 1 Diese
fand am 18ten April wirklich Statt und führte nach einiger
Unterhandlung -- wir werden gleich davon mehr zu sagen
haben -- zu einem wenn auch nur vorläufigen Stillstand,
der hauptsächlich dazu dienen sollte um eine zahlreichere Ver-
sammlung "zur Abstellung der Irrungen und Gebrechen deut-
scher Nation" in Passau möglich zu machen.

Allein nicht zu sehr durfte sich der Kaiser auf diesen
Stillstand verlassen.

Moritz hatte den Anfang desselben wegen der Entfer-
nung seiner Bundesgenossen und mit Vorbehalt ihrer Ein-
willigung auf den 11ten Mai festgesetzt. Sie genehmigten
ihn aber erst vom 26sten Mai an.

Nun hatte der Kaiser im Laufe des April doch am
Ende einiges Geld zusammengebracht, und begann sich zu
rüsten. In weiterer Ferne, bei Frankfurt, so wie in der
Nähe, bei Ulm, sammelten sich Truppen auf seinen Namen,

1552, ohne den wir von dieser Thatsache nichts wissen würden, bei
Bucholtz IX, 544.
1 Sommaire de la lettre du bourggrave de Meissen (Heinrich
Reuß von Plauen) au roy des Romains du 16m de Mars de Leip-
zik: - - qu'il a fait toute instance vers le duc, pour obtenir la
surseance des armes, mais que sans le sceu des autres luy n'a rien
voulu attendre.
Man wählte Linz, "pour garder la reputation a S.
Me et que icelle puisse etre de retour a Vienne."
(Brüss. A.)
16*
Kriegszug gegen Carl V.

Es war für den Kaiſer keine Rettung als daß er zuerſt
nur dieſes nächſten und gefährlichſten Feindes durch irgend
eine Abkunft, einen Stillſtand ſich zu entledigen ſuchte.

Und ſo durfte es noch als ein Glück erſcheinen daß ſein
Bruder immer mit Moritz in freundlicher Verbindung gewe-
ſen war, und in dem Moment ſeines Auszugs aus Sachſen
eine Zuſammenkunft mit ihm in Linz verabredet hatte. 1 Dieſe
fand am 18ten April wirklich Statt und führte nach einiger
Unterhandlung — wir werden gleich davon mehr zu ſagen
haben — zu einem wenn auch nur vorläufigen Stillſtand,
der hauptſächlich dazu dienen ſollte um eine zahlreichere Ver-
ſammlung „zur Abſtellung der Irrungen und Gebrechen deut-
ſcher Nation“ in Paſſau möglich zu machen.

Allein nicht zu ſehr durfte ſich der Kaiſer auf dieſen
Stillſtand verlaſſen.

Moritz hatte den Anfang deſſelben wegen der Entfer-
nung ſeiner Bundesgenoſſen und mit Vorbehalt ihrer Ein-
willigung auf den 11ten Mai feſtgeſetzt. Sie genehmigten
ihn aber erſt vom 26ſten Mai an.

Nun hatte der Kaiſer im Laufe des April doch am
Ende einiges Geld zuſammengebracht, und begann ſich zu
rüſten. In weiterer Ferne, bei Frankfurt, ſo wie in der
Nähe, bei Ulm, ſammelten ſich Truppen auf ſeinen Namen,

1552, ohne den wir von dieſer Thatſache nichts wiſſen wuͤrden, bei
Bucholtz IX, 544.
1 Sommaire de la lettre du bourggrave de Meissen (Heinrich
Reuß von Plauen) au roy des Romains du 16m de Mars de Leip-
zik: ‒ ‒ qu’il a fait toute instance vers le duc, pour obtenir la
surseance des armes, mais que sans le sceu des autres luy n’a rien
voulu attendre.
Man waͤhlte Linz, „pour garder la reputation à S.
Mé et que icelle puisse etre de retour a Vienne.“
(Bruͤſſ. A.)
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[243/0255] Kriegszug gegen Carl V. Es war für den Kaiſer keine Rettung als daß er zuerſt nur dieſes nächſten und gefährlichſten Feindes durch irgend eine Abkunft, einen Stillſtand ſich zu entledigen ſuchte. Und ſo durfte es noch als ein Glück erſcheinen daß ſein Bruder immer mit Moritz in freundlicher Verbindung gewe- ſen war, und in dem Moment ſeines Auszugs aus Sachſen eine Zuſammenkunft mit ihm in Linz verabredet hatte. 1 Dieſe fand am 18ten April wirklich Statt und führte nach einiger Unterhandlung — wir werden gleich davon mehr zu ſagen haben — zu einem wenn auch nur vorläufigen Stillſtand, der hauptſächlich dazu dienen ſollte um eine zahlreichere Ver- ſammlung „zur Abſtellung der Irrungen und Gebrechen deut- ſcher Nation“ in Paſſau möglich zu machen. Allein nicht zu ſehr durfte ſich der Kaiſer auf dieſen Stillſtand verlaſſen. Moritz hatte den Anfang deſſelben wegen der Entfer- nung ſeiner Bundesgenoſſen und mit Vorbehalt ihrer Ein- willigung auf den 11ten Mai feſtgeſetzt. Sie genehmigten ihn aber erſt vom 26ſten Mai an. Nun hatte der Kaiſer im Laufe des April doch am Ende einiges Geld zuſammengebracht, und begann ſich zu rüſten. In weiterer Ferne, bei Frankfurt, ſo wie in der Nähe, bei Ulm, ſammelten ſich Truppen auf ſeinen Namen, 1 1 Sommaire de la lettre du bourggrave de Meissen (Heinrich Reuß von Plauen) au roy des Romains du 16m de Mars de Leip- zik: ‒ ‒ qu’il a fait toute instance vers le duc, pour obtenir la surseance des armes, mais que sans le sceu des autres luy n’a rien voulu attendre. Man waͤhlte Linz, „pour garder la reputation à S. Mé et que icelle puisse etre de retour a Vienne.“ (Bruͤſſ. A.) 1 1552, ohne den wir von dieſer Thatſache nichts wiſſen wuͤrden, bei Bucholtz IX, 544. 16*

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 5. Berlin, 1843, S. 243. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation05_1843/255>, abgerufen am 09.05.2024.