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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 5. Berlin, 1843.

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Kriegszug gegen Carl V.
Man hat behauptet, es seyen ihnen hier schon aus der
Ferne Verständnisse angeknüpft gewesen. Aber bei weitem
mehr kam ihnen zu Statten, daß man in Augsburg am
meisten den weltlichen und geistlichen Druck des spanischen
Regiments empfunden und sich mit einer nationalen Antipa-
thie gegen den Kaiser erfüllt hatte. Der Bischof von Ar-
ras sollte erfahren, daß die Prediger doch nicht so leicht
vergessen waren. Bei der Aufregung welche die Nähe der
Verbündeten und ihre Aufforderung, die ganz im Sinne der
Einwohner war, verursachten, konnte der Rath nicht verwei-
gern die Gemeinde zu berufen; diese erklärte: sie wolle we-
der Krieg noch Belagerung. Am 4ten April verließ die bis-
herige Besatzung mit ihren rothen Feldzeichen Augsburg;
zwei Stunden darauf rückten durch dasselbe Thor die ver-
bündeten Truppen mit ihren weißen Kreuzen ein. Churfürst
Moritz nahm Wohnung bei dem alten Bürgermeister Herbrot,
den der Kaiser als seinen vornehmsten Feind betrachtete. 1

Und indem waren nun auch die Franzosen im Felde
erschienen. Der erste Gebrauch den sie von ihrem Über-
gewicht in den Waffen dieß Mal machten, bestand darin,
daß sie die Herzogin Christine von Lothringen, eine Nichte
des Kaisers, welche an der Verwaltung des Landes großen
Antheil hatte, mit Beistimmung der Stände davon entfernten,
sie nöthigten ihnen ihren jungen Sohn auszuliefern und eine
Regierung nach ihrem eignen Gutdünken einrichteten. Indes-
sen hatte sich der Connetable Montmorency gegen Metz ge-
wendet. Wir haben schon oben bemerkt, daß die Partei
welche dort die Regungen des Protestantismus unterdrückt

1 Gassarus bei Mencken I, 1867.

Kriegszug gegen Carl V.
Man hat behauptet, es ſeyen ihnen hier ſchon aus der
Ferne Verſtändniſſe angeknüpft geweſen. Aber bei weitem
mehr kam ihnen zu Statten, daß man in Augsburg am
meiſten den weltlichen und geiſtlichen Druck des ſpaniſchen
Regiments empfunden und ſich mit einer nationalen Antipa-
thie gegen den Kaiſer erfüllt hatte. Der Biſchof von Ar-
ras ſollte erfahren, daß die Prediger doch nicht ſo leicht
vergeſſen waren. Bei der Aufregung welche die Nähe der
Verbündeten und ihre Aufforderung, die ganz im Sinne der
Einwohner war, verurſachten, konnte der Rath nicht verwei-
gern die Gemeinde zu berufen; dieſe erklärte: ſie wolle we-
der Krieg noch Belagerung. Am 4ten April verließ die bis-
herige Beſatzung mit ihren rothen Feldzeichen Augsburg;
zwei Stunden darauf rückten durch daſſelbe Thor die ver-
bündeten Truppen mit ihren weißen Kreuzen ein. Churfürſt
Moritz nahm Wohnung bei dem alten Bürgermeiſter Herbrot,
den der Kaiſer als ſeinen vornehmſten Feind betrachtete. 1

Und indem waren nun auch die Franzoſen im Felde
erſchienen. Der erſte Gebrauch den ſie von ihrem Über-
gewicht in den Waffen dieß Mal machten, beſtand darin,
daß ſie die Herzogin Chriſtine von Lothringen, eine Nichte
des Kaiſers, welche an der Verwaltung des Landes großen
Antheil hatte, mit Beiſtimmung der Stände davon entfernten,
ſie nöthigten ihnen ihren jungen Sohn auszuliefern und eine
Regierung nach ihrem eignen Gutdünken einrichteten. Indeſ-
ſen hatte ſich der Connetable Montmorency gegen Metz ge-
wendet. Wir haben ſchon oben bemerkt, daß die Partei
welche dort die Regungen des Proteſtantismus unterdrückt

1 Gaſſarus bei Mencken I, 1867.
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[233/0245] Kriegszug gegen Carl V. Man hat behauptet, es ſeyen ihnen hier ſchon aus der Ferne Verſtändniſſe angeknüpft geweſen. Aber bei weitem mehr kam ihnen zu Statten, daß man in Augsburg am meiſten den weltlichen und geiſtlichen Druck des ſpaniſchen Regiments empfunden und ſich mit einer nationalen Antipa- thie gegen den Kaiſer erfüllt hatte. Der Biſchof von Ar- ras ſollte erfahren, daß die Prediger doch nicht ſo leicht vergeſſen waren. Bei der Aufregung welche die Nähe der Verbündeten und ihre Aufforderung, die ganz im Sinne der Einwohner war, verurſachten, konnte der Rath nicht verwei- gern die Gemeinde zu berufen; dieſe erklärte: ſie wolle we- der Krieg noch Belagerung. Am 4ten April verließ die bis- herige Beſatzung mit ihren rothen Feldzeichen Augsburg; zwei Stunden darauf rückten durch daſſelbe Thor die ver- bündeten Truppen mit ihren weißen Kreuzen ein. Churfürſt Moritz nahm Wohnung bei dem alten Bürgermeiſter Herbrot, den der Kaiſer als ſeinen vornehmſten Feind betrachtete. 1 Und indem waren nun auch die Franzoſen im Felde erſchienen. Der erſte Gebrauch den ſie von ihrem Über- gewicht in den Waffen dieß Mal machten, beſtand darin, daß ſie die Herzogin Chriſtine von Lothringen, eine Nichte des Kaiſers, welche an der Verwaltung des Landes großen Antheil hatte, mit Beiſtimmung der Stände davon entfernten, ſie nöthigten ihnen ihren jungen Sohn auszuliefern und eine Regierung nach ihrem eignen Gutdünken einrichteten. Indeſ- ſen hatte ſich der Connetable Montmorency gegen Metz ge- wendet. Wir haben ſchon oben bemerkt, daß die Partei welche dort die Regungen des Proteſtantismus unterdrückt 1 Gaſſarus bei Mencken I, 1867.

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 5. Berlin, 1843, S. 233. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation05_1843/245>, abgerufen am 22.11.2024.