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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 5. Berlin, 1843.

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Kriegszug gegen Carl V.

Schon langten die Landsknechte aus Deutschland an,
welche Schärtlin, Reckerode und der Rheingraf geworben,
drei große Regimenter; aus Italien die alten Fahnen, die
bisher den Krieg in Piemont mit vielem Ruhme geführt;
zugleich erfüllte sich ganz Frankreich mit eignen Rüstungen.

Der ursprüngliche Plan der deutschen Fürsten war, auf
den Kaiser, wo er sich auch aufhalten möge, unverweilt los-
zugehn und durch irgend einen großen Schlag ihm seine Re-
putation in Deutschland zu entreißen. Was die Franzosen
dabei thun, ob sie in Italien mit einem großen Heere vor-
rücken oder lieber diesseit der Berge nur hauptsächlich die
niederländischen Kräfte des Kaisers beschäftigen sollten, lie-
ßen die Deutschen unentschieden. Der König wählte, mit
seiner ganzen Macht von der Champagne her gegen den
Oberrhein vorzudringen: wie er sagte, damit nicht etwa der
Kaiser die zu schwachen Kräfte der Fürsten erdrücke, ohne
Zweifel auch darum, um die Landschaften und Städte in
Besitz zu nehmen, welche er zu erwerben gedachte. Gern
ließen sich dieß die deutschen Fürsten gefallen. Um so eher
konnten sie hoffen, was sie vor allem im Sinne hatten, dem
Kaiser selber mit überlegner Macht beizukommen. Von ihnen
rührte der Gedanke her, ohne langen Verzug, schon im März,
im Felde zu erscheinen.

Anfang dieses Monats sammelten sich die hessischen
Völker bei Kirchhain. Sie begannen ihr Unternehmen da-
mit, daß sie eine neue Zollstätte niederrissen und das main-
zische Amöneburg zur Auslieferung des daselbst befindlichen
schweren Geschützes nöthigten. Mitte März finden wir den
Landgrafen Wilhelm schon mit einem ansehnlichen Haufen,

Kriegszug gegen Carl V.

Schon langten die Landsknechte aus Deutſchland an,
welche Schärtlin, Reckerode und der Rheingraf geworben,
drei große Regimenter; aus Italien die alten Fahnen, die
bisher den Krieg in Piemont mit vielem Ruhme geführt;
zugleich erfüllte ſich ganz Frankreich mit eignen Rüſtungen.

Der urſprüngliche Plan der deutſchen Fürſten war, auf
den Kaiſer, wo er ſich auch aufhalten möge, unverweilt los-
zugehn und durch irgend einen großen Schlag ihm ſeine Re-
putation in Deutſchland zu entreißen. Was die Franzoſen
dabei thun, ob ſie in Italien mit einem großen Heere vor-
rücken oder lieber dieſſeit der Berge nur hauptſächlich die
niederländiſchen Kräfte des Kaiſers beſchäftigen ſollten, lie-
ßen die Deutſchen unentſchieden. Der König wählte, mit
ſeiner ganzen Macht von der Champagne her gegen den
Oberrhein vorzudringen: wie er ſagte, damit nicht etwa der
Kaiſer die zu ſchwachen Kräfte der Fürſten erdrücke, ohne
Zweifel auch darum, um die Landſchaften und Städte in
Beſitz zu nehmen, welche er zu erwerben gedachte. Gern
ließen ſich dieß die deutſchen Fürſten gefallen. Um ſo eher
konnten ſie hoffen, was ſie vor allem im Sinne hatten, dem
Kaiſer ſelber mit überlegner Macht beizukommen. Von ihnen
rührte der Gedanke her, ohne langen Verzug, ſchon im März,
im Felde zu erſcheinen.

Anfang dieſes Monats ſammelten ſich die heſſiſchen
Völker bei Kirchhain. Sie begannen ihr Unternehmen da-
mit, daß ſie eine neue Zollſtätte niederriſſen und das main-
ziſche Amöneburg zur Auslieferung des daſelbſt befindlichen
ſchweren Geſchützes nöthigten. Mitte März finden wir den
Landgrafen Wilhelm ſchon mit einem anſehnlichen Haufen,

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[231/0243] Kriegszug gegen Carl V. Schon langten die Landsknechte aus Deutſchland an, welche Schärtlin, Reckerode und der Rheingraf geworben, drei große Regimenter; aus Italien die alten Fahnen, die bisher den Krieg in Piemont mit vielem Ruhme geführt; zugleich erfüllte ſich ganz Frankreich mit eignen Rüſtungen. Der urſprüngliche Plan der deutſchen Fürſten war, auf den Kaiſer, wo er ſich auch aufhalten möge, unverweilt los- zugehn und durch irgend einen großen Schlag ihm ſeine Re- putation in Deutſchland zu entreißen. Was die Franzoſen dabei thun, ob ſie in Italien mit einem großen Heere vor- rücken oder lieber dieſſeit der Berge nur hauptſächlich die niederländiſchen Kräfte des Kaiſers beſchäftigen ſollten, lie- ßen die Deutſchen unentſchieden. Der König wählte, mit ſeiner ganzen Macht von der Champagne her gegen den Oberrhein vorzudringen: wie er ſagte, damit nicht etwa der Kaiſer die zu ſchwachen Kräfte der Fürſten erdrücke, ohne Zweifel auch darum, um die Landſchaften und Städte in Beſitz zu nehmen, welche er zu erwerben gedachte. Gern ließen ſich dieß die deutſchen Fürſten gefallen. Um ſo eher konnten ſie hoffen, was ſie vor allem im Sinne hatten, dem Kaiſer ſelber mit überlegner Macht beizukommen. Von ihnen rührte der Gedanke her, ohne langen Verzug, ſchon im März, im Felde zu erſcheinen. Anfang dieſes Monats ſammelten ſich die heſſiſchen Völker bei Kirchhain. Sie begannen ihr Unternehmen da- mit, daß ſie eine neue Zollſtätte niederriſſen und das main- ziſche Amöneburg zur Auslieferung des daſelbſt befindlichen ſchweren Geſchützes nöthigten. Mitte März finden wir den Landgrafen Wilhelm ſchon mit einem anſehnlichen Haufen,

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 5. Berlin, 1843, S. 231. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation05_1843/243>, abgerufen am 22.11.2024.