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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 5. Berlin, 1843.

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Missionen nach dem Ausland.
Monats von Frankreich, 50000 von England erlangen kön-
nen. Zugleich dachte man auch schon daran, wie nützlich
es werden könnte, wenn der König von Frankreich den Kai-
ser etwa durch einen Angriff in den Niederlanden beschäf-
tige: dann könne man noch "alle Pfaffen und Mönche" aus
Deutschland verjagen.

Im Mai 1551 ward eine neue Zusammenkunft zwi-
schen Moritz und Johann in Torgau gehalten, an der auch
Johann Albert von Mecklenburg und Wilhelm von Hessen,
der älteste von den jungen Landgrafen, Theil nahmen. Schon
ihr Erscheinen bewies, daß sie einverstanden waren. Die
vier Fürsten beschlossen, sich unter gemeinschaftlichem Namen
und Siegel an die beiden Höfe zu wenden.

In der Instruction die sie dem nach Frankreich bestimm-
ten Gesandten, Friedrich von Reiffenberg, mitgaben, tritt be-
sonders der politische Gesichtspunct hervor. Sie machen
darin bemerklich, daß der Kaiser, sobald er mit den deut-
schen Fürsten, die er in eine der Menschenwürde widerstre-
bende Knechtschaft 1 zu bringen suche, fertig sey, auch die
andern Potentaten und zunächst Frankreich angreifen werde.
Um ihm Widerstand zu leisten, gebe es kein Mittel, als sich
mit dem Rücken an einander zu stellen. Würde der König
sie jetzt unterstützen, -- sie bestimmen seine Leistung auf
100000 Kronen, -- so würden sie außer andrer vielfältiger
Dankbarkeit in Zukunft einem römischen Kaiser auch wider
ihn nicht beistehn. In aller Form tragen sie ihm den Wunsch
vor, daß er ihnen durch einen Angriff auf Carl von der an-
dern Seite her zu Hülfe kommen möge.


1 "viehische Servitut."

Miſſionen nach dem Ausland.
Monats von Frankreich, 50000 von England erlangen kön-
nen. Zugleich dachte man auch ſchon daran, wie nützlich
es werden könnte, wenn der König von Frankreich den Kai-
ſer etwa durch einen Angriff in den Niederlanden beſchäf-
tige: dann könne man noch „alle Pfaffen und Mönche“ aus
Deutſchland verjagen.

Im Mai 1551 ward eine neue Zuſammenkunft zwi-
ſchen Moritz und Johann in Torgau gehalten, an der auch
Johann Albert von Mecklenburg und Wilhelm von Heſſen,
der älteſte von den jungen Landgrafen, Theil nahmen. Schon
ihr Erſcheinen bewies, daß ſie einverſtanden waren. Die
vier Fürſten beſchloſſen, ſich unter gemeinſchaftlichem Namen
und Siegel an die beiden Höfe zu wenden.

In der Inſtruction die ſie dem nach Frankreich beſtimm-
ten Geſandten, Friedrich von Reiffenberg, mitgaben, tritt be-
ſonders der politiſche Geſichtspunct hervor. Sie machen
darin bemerklich, daß der Kaiſer, ſobald er mit den deut-
ſchen Fürſten, die er in eine der Menſchenwürde widerſtre-
bende Knechtſchaft 1 zu bringen ſuche, fertig ſey, auch die
andern Potentaten und zunächſt Frankreich angreifen werde.
Um ihm Widerſtand zu leiſten, gebe es kein Mittel, als ſich
mit dem Rücken an einander zu ſtellen. Würde der König
ſie jetzt unterſtützen, — ſie beſtimmen ſeine Leiſtung auf
100000 Kronen, — ſo würden ſie außer andrer vielfältiger
Dankbarkeit in Zukunft einem römiſchen Kaiſer auch wider
ihn nicht beiſtehn. In aller Form tragen ſie ihm den Wunſch
vor, daß er ihnen durch einen Angriff auf Carl von der an-
dern Seite her zu Hülfe kommen möge.


1 „viehiſche Servitut.“
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[213/0225] Miſſionen nach dem Ausland. Monats von Frankreich, 50000 von England erlangen kön- nen. Zugleich dachte man auch ſchon daran, wie nützlich es werden könnte, wenn der König von Frankreich den Kai- ſer etwa durch einen Angriff in den Niederlanden beſchäf- tige: dann könne man noch „alle Pfaffen und Mönche“ aus Deutſchland verjagen. Im Mai 1551 ward eine neue Zuſammenkunft zwi- ſchen Moritz und Johann in Torgau gehalten, an der auch Johann Albert von Mecklenburg und Wilhelm von Heſſen, der älteſte von den jungen Landgrafen, Theil nahmen. Schon ihr Erſcheinen bewies, daß ſie einverſtanden waren. Die vier Fürſten beſchloſſen, ſich unter gemeinſchaftlichem Namen und Siegel an die beiden Höfe zu wenden. In der Inſtruction die ſie dem nach Frankreich beſtimm- ten Geſandten, Friedrich von Reiffenberg, mitgaben, tritt be- ſonders der politiſche Geſichtspunct hervor. Sie machen darin bemerklich, daß der Kaiſer, ſobald er mit den deut- ſchen Fürſten, die er in eine der Menſchenwürde widerſtre- bende Knechtſchaft 1 zu bringen ſuche, fertig ſey, auch die andern Potentaten und zunächſt Frankreich angreifen werde. Um ihm Widerſtand zu leiſten, gebe es kein Mittel, als ſich mit dem Rücken an einander zu ſtellen. Würde der König ſie jetzt unterſtützen, — ſie beſtimmen ſeine Leiſtung auf 100000 Kronen, — ſo würden ſie außer andrer vielfältiger Dankbarkeit in Zukunft einem römiſchen Kaiſer auch wider ihn nicht beiſtehn. In aller Form tragen ſie ihm den Wunſch vor, daß er ihnen durch einen Angriff auf Carl von der an- dern Seite her zu Hülfe kommen möge. 1 „viehiſche Servitut.“

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 5. Berlin, 1843, S. 213. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation05_1843/225>, abgerufen am 22.11.2024.