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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 5. Berlin, 1843.

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Erneuerung des Kriegs mit Frankreich.
band, die Fahnen von Frankreich fliegen zu lassen, und ohne
Einwilligung dieser Macht kein Abkommen mit dem Kaiser
einzugehen, auch nicht das günstigste.

Wir wissen, wie viel dem Kaiser von jeher daran lag
die Franzosen von Italien auszuschließen. Jetzt mußte das
Mißverhältniß, in das er zu seinem eignen Eidam gerathen
war, sie dahin zurückführen. Leicht hatte der König ein
paar tausend Söldner in Italien werben lassen, mit deren
Hülfe nun der junge Herzog und seine Stadt plötzlich ein
ganz andres Ansehen sich verschafften als sie bisher gehabt.

Der Papst war ergrimmt, daß "ein elender Wurm",
wie er Ottavio nannte, sich gegen ihn und den Kaiser auf-
zulehnen wage. Seine Angehörigen thaten alles, um ihn
desto enger mit dem Kaiser zu verbinden. 1 Nachdem seine
letzten Vorschläge abgewiesen worden, trug er kein Beden-
ken im Juni 1551 das Schwert gegen den rebellischen Va-
sallen zu ziehen.

Merkwürdige Gestalt der Dinge: der Papst führte Krieg
mit seinem Vasallen; jenen unterstützte der Kaiser, diesen der
König von Frankreich, die doch noch Friede mit einander
hatten.

Allein schon sah Jedermann, daß der Krieg zwischen
den beiden Fürsten selbst sich nicht werde vermeiden lassen.

Im September 1551 geriethen die Truppen beider Theile
im Piemontesischen an einander. Indessen ließ der König
dem kaiserlichen Gesandten an seinem Hofe alle Beschwerden

1 Battista di Monte an Diego de Mendoza, Lettere di prin-
cipi III, 110. Penso che se dalla banda di S. Ma li sara cacciato
da voro, che pigliara l'armi in tutti i modi, et hora e il tempo
che l'imperatore si puo pigliare l'imperatore tutto per se.

Erneuerung des Kriegs mit Frankreich.
band, die Fahnen von Frankreich fliegen zu laſſen, und ohne
Einwilligung dieſer Macht kein Abkommen mit dem Kaiſer
einzugehen, auch nicht das günſtigſte.

Wir wiſſen, wie viel dem Kaiſer von jeher daran lag
die Franzoſen von Italien auszuſchließen. Jetzt mußte das
Mißverhältniß, in das er zu ſeinem eignen Eidam gerathen
war, ſie dahin zurückführen. Leicht hatte der König ein
paar tauſend Söldner in Italien werben laſſen, mit deren
Hülfe nun der junge Herzog und ſeine Stadt plötzlich ein
ganz andres Anſehen ſich verſchafften als ſie bisher gehabt.

Der Papſt war ergrimmt, daß „ein elender Wurm“,
wie er Ottavio nannte, ſich gegen ihn und den Kaiſer auf-
zulehnen wage. Seine Angehörigen thaten alles, um ihn
deſto enger mit dem Kaiſer zu verbinden. 1 Nachdem ſeine
letzten Vorſchläge abgewieſen worden, trug er kein Beden-
ken im Juni 1551 das Schwert gegen den rebelliſchen Va-
ſallen zu ziehen.

Merkwürdige Geſtalt der Dinge: der Papſt führte Krieg
mit ſeinem Vaſallen; jenen unterſtützte der Kaiſer, dieſen der
König von Frankreich, die doch noch Friede mit einander
hatten.

Allein ſchon ſah Jedermann, daß der Krieg zwiſchen
den beiden Fürſten ſelbſt ſich nicht werde vermeiden laſſen.

Im September 1551 geriethen die Truppen beider Theile
im Piemonteſiſchen an einander. Indeſſen ließ der König
dem kaiſerlichen Geſandten an ſeinem Hofe alle Beſchwerden

1 Battiſta di Monte an Diego de Mendoza, Lettere di prin-
cipi III, 110. Penso che se dalla banda di S. Mà li sarà cacciato
da voro, che pigliarà l’armi in tutti i modi, et hora è il tempo
che l’imperatore si può pigliare l’imperatore tutto per se.
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[175/0187] Erneuerung des Kriegs mit Frankreich. band, die Fahnen von Frankreich fliegen zu laſſen, und ohne Einwilligung dieſer Macht kein Abkommen mit dem Kaiſer einzugehen, auch nicht das günſtigſte. Wir wiſſen, wie viel dem Kaiſer von jeher daran lag die Franzoſen von Italien auszuſchließen. Jetzt mußte das Mißverhältniß, in das er zu ſeinem eignen Eidam gerathen war, ſie dahin zurückführen. Leicht hatte der König ein paar tauſend Söldner in Italien werben laſſen, mit deren Hülfe nun der junge Herzog und ſeine Stadt plötzlich ein ganz andres Anſehen ſich verſchafften als ſie bisher gehabt. Der Papſt war ergrimmt, daß „ein elender Wurm“, wie er Ottavio nannte, ſich gegen ihn und den Kaiſer auf- zulehnen wage. Seine Angehörigen thaten alles, um ihn deſto enger mit dem Kaiſer zu verbinden. 1 Nachdem ſeine letzten Vorſchläge abgewieſen worden, trug er kein Beden- ken im Juni 1551 das Schwert gegen den rebelliſchen Va- ſallen zu ziehen. Merkwürdige Geſtalt der Dinge: der Papſt führte Krieg mit ſeinem Vaſallen; jenen unterſtützte der Kaiſer, dieſen der König von Frankreich, die doch noch Friede mit einander hatten. Allein ſchon ſah Jedermann, daß der Krieg zwiſchen den beiden Fürſten ſelbſt ſich nicht werde vermeiden laſſen. Im September 1551 geriethen die Truppen beider Theile im Piemonteſiſchen an einander. Indeſſen ließ der König dem kaiſerlichen Geſandten an ſeinem Hofe alle Beſchwerden 1 Battiſta di Monte an Diego de Mendoza, Lettere di prin- cipi III, 110. Penso che se dalla banda di S. Mà li sarà cacciato da voro, che pigliarà l’armi in tutti i modi, et hora è il tempo che l’imperatore si può pigliare l’imperatore tutto per se.

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 5. Berlin, 1843, S. 175. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation05_1843/187>, abgerufen am 22.11.2024.