In Bologna wagte man doch wirklich nicht, zu con- ciliaren Handlungen zu schreiten: 1 man begnügte sich mit vorläufigen Besprechungen.
Wie die beiden Häupter dort einwirkten, davon ist ein Beispiel, daß als eine solenne Session für die Mitte Sep- tember angekündigt war und der Papst sich Ende August aus Rom erhob, um ihr durch seine Gegenwart so größeres An- sehn zu geben, -- er versäumte nicht vorher die Gestirne um die glückliche Stunde zu befragen, -- der kaiserliche Gesandte ihm nacheilte und ihn durch Drohungen dahin brachte, daß die Sitzung nur in Form einer Congregation gehalten ward. 2
So recht römisch kam es dem Kaiser vor, daß der päpst- liche Gesandte, der ihn in Bamberg traf, ihn zu überreden suchte, seine siegreichen Waffen nun gegen England zu wen- den. Er antwortete, er wolle nicht aufs neue den Haupt- mann eines Mannes machen, der ihn in der Mitte der letz- ten Unternehmung verlassen habe. Der Nuntius erinnerte ihn mit officieller Frömmigkeit an seine Pflichten gegen die Religion. Der Kaiser entgegnete, er wünsche nur, daß An- dere ihre Pflicht in dieser Beziehung so gut erfüllen möchten wie er die seine. 3
Blieb er aber dabei, die Sache des Conciliums in sei- nem Sinne durchzusetzen, so fand er dafür eine mächtige Unterstützung in dem Übergewicht das er jetzt in Deutsch- land erworben.
1 Mendoza an den Kaiser 26 Mai. Ha sido necesario ha- blar a Farnesio, para que alli (a Bologna) no hiziesse algun acto, y asegurarme primero con la palabra del papa diziendo que de otra maniera yo haria el protesto.
2 Mendoza an den Kaiser 27 Aug., 2 Sept., 10 Sept.
3 Bericht von Sfondrato. Pallavicini X, iii.
Neuntes Buch. Erſtes Capitel.
In Bologna wagte man doch wirklich nicht, zu con- ciliaren Handlungen zu ſchreiten: 1 man begnügte ſich mit vorläufigen Beſprechungen.
Wie die beiden Häupter dort einwirkten, davon iſt ein Beiſpiel, daß als eine ſolenne Seſſion für die Mitte Sep- tember angekündigt war und der Papſt ſich Ende Auguſt aus Rom erhob, um ihr durch ſeine Gegenwart ſo größeres An- ſehn zu geben, — er verſäumte nicht vorher die Geſtirne um die glückliche Stunde zu befragen, — der kaiſerliche Geſandte ihm nacheilte und ihn durch Drohungen dahin brachte, daß die Sitzung nur in Form einer Congregation gehalten ward. 2
So recht römiſch kam es dem Kaiſer vor, daß der päpſt- liche Geſandte, der ihn in Bamberg traf, ihn zu überreden ſuchte, ſeine ſiegreichen Waffen nun gegen England zu wen- den. Er antwortete, er wolle nicht aufs neue den Haupt- mann eines Mannes machen, der ihn in der Mitte der letz- ten Unternehmung verlaſſen habe. Der Nuntius erinnerte ihn mit officieller Frömmigkeit an ſeine Pflichten gegen die Religion. Der Kaiſer entgegnete, er wünſche nur, daß An- dere ihre Pflicht in dieſer Beziehung ſo gut erfüllen möchten wie er die ſeine. 3
Blieb er aber dabei, die Sache des Conciliums in ſei- nem Sinne durchzuſetzen, ſo fand er dafür eine mächtige Unterſtützung in dem Übergewicht das er jetzt in Deutſch- land erworben.
1 Mendoza an den Kaiſer 26 Mai. Ha sido necesario ha- blar a Farnesio, para que alli (a Bologna) no hiziesse algun acto, y asegurarme primero con la palabra del papa diziendo que de otra maniera yo haria el protesto.
2 Mendoza an den Kaiſer 27 Aug., 2 Sept., 10 Sept.
3 Bericht von Sfondrato. Pallavicini X, iii.
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Neuntes Buch. Erſtes Capitel.
In Bologna wagte man doch wirklich nicht, zu con-
ciliaren Handlungen zu ſchreiten: 1 man begnügte ſich mit
vorläufigen Beſprechungen.
Wie die beiden Häupter dort einwirkten, davon iſt ein
Beiſpiel, daß als eine ſolenne Seſſion für die Mitte Sep-
tember angekündigt war und der Papſt ſich Ende Auguſt aus
Rom erhob, um ihr durch ſeine Gegenwart ſo größeres An-
ſehn zu geben, — er verſäumte nicht vorher die Geſtirne um
die glückliche Stunde zu befragen, — der kaiſerliche Geſandte
ihm nacheilte und ihn durch Drohungen dahin brachte, daß die
Sitzung nur in Form einer Congregation gehalten ward. 2
So recht römiſch kam es dem Kaiſer vor, daß der päpſt-
liche Geſandte, der ihn in Bamberg traf, ihn zu überreden
ſuchte, ſeine ſiegreichen Waffen nun gegen England zu wen-
den. Er antwortete, er wolle nicht aufs neue den Haupt-
mann eines Mannes machen, der ihn in der Mitte der letz-
ten Unternehmung verlaſſen habe. Der Nuntius erinnerte
ihn mit officieller Frömmigkeit an ſeine Pflichten gegen die
Religion. Der Kaiſer entgegnete, er wünſche nur, daß An-
dere ihre Pflicht in dieſer Beziehung ſo gut erfüllen möchten
wie er die ſeine. 3
Blieb er aber dabei, die Sache des Conciliums in ſei-
nem Sinne durchzuſetzen, ſo fand er dafür eine mächtige
Unterſtützung in dem Übergewicht das er jetzt in Deutſch-
land erworben.
1 Mendoza an den Kaiſer 26 Mai. Ha sido necesario ha-
blar a Farnesio, para que alli (a Bologna) no hiziesse algun acto,
y asegurarme primero con la palabra del papa diziendo que de
otra maniera yo haria el protesto.
2 Mendoza an den Kaiſer 27 Aug., 2 Sept., 10 Sept.
3 Bericht von Sfondrato. Pallavicini X, iii.
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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 5. Berlin, 1843, S. 4. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation05_1843/16>, abgerufen am 16.02.2025.
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