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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 4. Berlin, 1843.

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Neuerungen Heinrichs VIII.
pellationen nach Rom auf; das Parlament von 1534 ver-
bot nun auch, Dispense in Rom nachzusuchen, und über-
trug die Ausfertigung derselben den beiden Erzbischöfen un-
ter ihrem Amtssiegel, jedem in seinem Sprengel. Für die Wahl
und Einsetzung der Bischöfe wurden Einrichtungen getroffen,
die nur auf einem Zusammenwirken der Capitel und des Kö-
nigs beruhten und dem Papst keinen weitern Einfluß ließen.
Der Erzbischof von Canterbury strich den Titel: Legat des apo-
stolischen Stuhles, den er bisher geführt hatte, aus und nannte
sich nur noch Metropolitan. Das Bisthum, auf längst ver-
gessene Rechte fußend, setzte sich dem römischen Stuhle wie-
der selbständig gegenüber.

Wie die ganze Bewegung von dem Könige angeregt
worden, so schlug sie auch zu dessen Vortheil aus. In-
dem man in der Schrift vergeblich nach einer Begründung
der päpstlichen Macht suchte, fand man dagegen die deut-
lichsten Einschärfungen des Gehorsams gegen die weltliche
Obrigkeit. Man hob hervor, daß nicht die Päpste, son-
dern die Könige von Gott eingesetzt, dessen Stellvertreter
seyen: daß der Bischof, der Priester, der Mönch, nicht min-
der als der Laie, dem Könige Gehorsam zu leisten, sich sei-
nem Richterspruch und seiner Strafe zu unterwerfen habe. 1
Die Gesetzkundigen führten aus, daß nur das im Grunde den
alten englischen Gesetzen entspreche, daß alle Macht und Ge-
richtsbarkeit die dem römischen Stuhl eingeräumt worden, nur

1 Richardi Sampsonis regii sacelli decani oratio, qua docet
hortatur admonet omnes, potissimum Anglos, regiae dignitati cum
primis ut obediant, quia verbum dei praecipit: episcopo Romano
ne sint audientes, quia nullo jure divino in eos quicquam pote-
statis habet etc.
Strype Eccl. Mem. V, p. 483.

Neuerungen Heinrichs VIII.
pellationen nach Rom auf; das Parlament von 1534 ver-
bot nun auch, Dispenſe in Rom nachzuſuchen, und über-
trug die Ausfertigung derſelben den beiden Erzbiſchöfen un-
ter ihrem Amtsſiegel, jedem in ſeinem Sprengel. Für die Wahl
und Einſetzung der Biſchöfe wurden Einrichtungen getroffen,
die nur auf einem Zuſammenwirken der Capitel und des Kö-
nigs beruhten und dem Papſt keinen weitern Einfluß ließen.
Der Erzbiſchof von Canterbury ſtrich den Titel: Legat des apo-
ſtoliſchen Stuhles, den er bisher geführt hatte, aus und nannte
ſich nur noch Metropolitan. Das Bisthum, auf längſt ver-
geſſene Rechte fußend, ſetzte ſich dem römiſchen Stuhle wie-
der ſelbſtändig gegenüber.

Wie die ganze Bewegung von dem Könige angeregt
worden, ſo ſchlug ſie auch zu deſſen Vortheil aus. In-
dem man in der Schrift vergeblich nach einer Begründung
der päpſtlichen Macht ſuchte, fand man dagegen die deut-
lichſten Einſchärfungen des Gehorſams gegen die weltliche
Obrigkeit. Man hob hervor, daß nicht die Päpſte, ſon-
dern die Könige von Gott eingeſetzt, deſſen Stellvertreter
ſeyen: daß der Biſchof, der Prieſter, der Mönch, nicht min-
der als der Laie, dem Könige Gehorſam zu leiſten, ſich ſei-
nem Richterſpruch und ſeiner Strafe zu unterwerfen habe. 1
Die Geſetzkundigen führten aus, daß nur das im Grunde den
alten engliſchen Geſetzen entſpreche, daß alle Macht und Ge-
richtsbarkeit die dem römiſchen Stuhl eingeräumt worden, nur

1 Richardi Sampsonis regii sacelli decani oratio, qua docet
hortatur admonet omnes, potissimum Anglos, regiae dignitati cum
primis ut obediant, quia verbum dei praecipit: episcopo Romano
ne sint audientes, quia nullo jure divino in eos quicquam pote-
statis habet etc.
Strype Eccl. Mem. V, p. 483.
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[53/0065] Neuerungen Heinrichs VIII. pellationen nach Rom auf; das Parlament von 1534 ver- bot nun auch, Dispenſe in Rom nachzuſuchen, und über- trug die Ausfertigung derſelben den beiden Erzbiſchöfen un- ter ihrem Amtsſiegel, jedem in ſeinem Sprengel. Für die Wahl und Einſetzung der Biſchöfe wurden Einrichtungen getroffen, die nur auf einem Zuſammenwirken der Capitel und des Kö- nigs beruhten und dem Papſt keinen weitern Einfluß ließen. Der Erzbiſchof von Canterbury ſtrich den Titel: Legat des apo- ſtoliſchen Stuhles, den er bisher geführt hatte, aus und nannte ſich nur noch Metropolitan. Das Bisthum, auf längſt ver- geſſene Rechte fußend, ſetzte ſich dem römiſchen Stuhle wie- der ſelbſtändig gegenüber. Wie die ganze Bewegung von dem Könige angeregt worden, ſo ſchlug ſie auch zu deſſen Vortheil aus. In- dem man in der Schrift vergeblich nach einer Begründung der päpſtlichen Macht ſuchte, fand man dagegen die deut- lichſten Einſchärfungen des Gehorſams gegen die weltliche Obrigkeit. Man hob hervor, daß nicht die Päpſte, ſon- dern die Könige von Gott eingeſetzt, deſſen Stellvertreter ſeyen: daß der Biſchof, der Prieſter, der Mönch, nicht min- der als der Laie, dem Könige Gehorſam zu leiſten, ſich ſei- nem Richterſpruch und ſeiner Strafe zu unterwerfen habe. 1 Die Geſetzkundigen führten aus, daß nur das im Grunde den alten engliſchen Geſetzen entſpreche, daß alle Macht und Ge- richtsbarkeit die dem römiſchen Stuhl eingeräumt worden, nur 1 Richardi Sampsonis regii sacelli decani oratio, qua docet hortatur admonet omnes, potissimum Anglos, regiae dignitati cum primis ut obediant, quia verbum dei praecipit: episcopo Romano ne sint audientes, quia nullo jure divino in eos quicquam pote- statis habet etc. Strype Eccl. Mem. V, p. 483.

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 4. Berlin, 1843, S. 53. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation04_1843/65>, abgerufen am 22.11.2024.